Symbolbild: Statue der Justitia

Betrugsprozess: eine Million Euro auf eigene Konten abgezweigt

Stand: 03.07.2024, 17:05 Uhr

Vor dem Amtsgericht Mönchengladbach muss sich seit Mittwoch ein 53-jähriger Bankkaufmann verantworten. Er soll über eine Million Euro von den Konten vermögender Kunden abgezweigt haben.

Von Martin Höke

Knapp vier Jahre lang wurden bei einer Bank in Mönchengladbach heimlich Gelder von den Konten vermögender älterer Privatkunden abgezweigt. Seit Mittwoch muss sich der zuständige Bankangestellte als mutmaßlicher Täter vor dem Amtsgericht Mönchengladbach verantworten. Ihm werden gewerbsmäßiger Betrug, Untreue und Urkundenfälschung vorgeworfen.

Geständnis zum Auftakt

Zum Prozess-Auftakt gestand der frühere Vermögensberater, die Konten vorwiegend älterer und vermögender Kunden geplündert zu haben. "Für mich war es wie ein Rausch“, sagte der 53-Jährige. Die Bank habe es ihm leicht gemacht. Kontrollen habe es nicht gegeben.

Anwalt und Angeklagter sitzen im Gerichtssaal.

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger vor dem Amtsgericht Mönchengladbach

Der 53-Jährige war bei der Bank bis April 2022 als Vermögensbetreuer für vermögende, überwiegend ältere Privatkunden zuständig. Dazu gehörte neben der Verwaltung der Depots auch, Umbuchungen und Stornierungen für die Bankkunden durchzuführen.

Unterschriften fingiert

In 44 Fällen hatte der Angeklagte nach eigener Aussage die dazu nötige zweite Unterschrift fingiert und die so scheinbar autorisierten Umbuchungen bei den jeweils zuständigen Bankmitarbeitern eingereicht.

Dabei, so die Anklage, sei der Vermögensberater davon ausgegangen, dass die betroffenen Bankkunden aufgrund ihres Alters und Gesundheitszustands die unbefugten Zugriffe auf ihre Depots entweder gar nicht bemerken oder sich deshalb gar nicht dagegen wehren.

Über eine Million Euro abgezweigt

Angefangen habe alles nach dem plötzlichen Tod eines Stamm-Kunden, berichtet der Angeklagte. Der vermögende Senior habe ihm im Pflegeheim versprochen, er solle nach all den Jahren etwas für seine langjährigen vertrauensvollen Dienste bekommen. Von der Zusage hätten die Erben im Juni 2018 nichts gewusst. "Da wollte ich dessen letzten Wunsch erfüllen und habe einen Überweisungsträger ausgefüllt. Der war so fehlerhaft, der hätte gar nicht durchgehen dürfen."

Doch es klappte. Laut Anklage 44 Mal. Die abgezweigten Summen, die der Angeklagte entweder auf das Konto seiner Schwiegermutter oder das gemeinsame Ehekonto bei einer anderen Bank überwiesen haben soll, variierten. Mal seien es nur 3.000 Euro gewesen, dann bis zu 70.000 Euro. Insgesamt 1.038.000 Euro habe der Vermögensbetreuer auf eigene Konten verschoben.

Mitarbeiter wird stutzig

"Ich habe bereits ein Schuldanerkenntnis in Höhe der angeklagten Summe unterschrieben", sagte der gelernte Bankkaufmann, der bis zu seiner Entlassung 33 Jahre bei dem Kreditinstitut gearbeitet hatte.

Nach Gerichtsangaben hatte ein Arbeitskollege dem Treiben des Angeklagten ein Ende gesetzt. Der Mitarbeiter war stutzig geworden und habe die interne Revision der Bank informiert. Der Angeklagte muss bei einer Verurteilung mit einer Haftstrafe rechnen. Für den Prozess sind bis Ende Juli noch zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.

Unsere Quellen:

  • Amtsgericht Mönchengladbach
  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR auch am 03.07.2024 in der Lokalzeit Düsseldorf und im Radio bei WDR 2.