Polizei räumt Protestcamp im Gremberger Wäldchen

01:44 Min. Verfügbar bis 03.07.2026

Polizei räumt Protestcamp im Gremberger Wäldchen

Stand: 03.07.2024, 18:49 Uhr

Am Vormittag ist die Polizei im Gremberger Wäldchen in Köln angerückt. Aktivisten protestieren dort gegen eine Abholzung zugunsten eines Ausbaus der A4. Mittlerweile ist das Camp geräumt.

Zelte, Möbel, Baumaterial für Baumhäuser - all das hat die Polizei im Gremberger Wäldchen von den Abfallwirtschaftsbetrieben der Stadt Köln abtransportieren lassen. Gegen 15.30 Uhr am Mittwochnachmittag war das Camp laut Polizei aufgelöst: Die Einsatzkräfte nahmen die Personalien von insgesamt 18 Personen auf und sprachen Platzverweise aus.

Ermittlungen wegen Ordnungswidrigkeiten nach dem Landesforstgesetz hat die Polizei ebenfalls eingeleitet. Ob es auch noch Strafverfahren geben wird, müsse allerdings noch geprüft werden, heißt es. Mehrere Baumbesetzer verließen nach Bekanntgabe des Versammlungsverbotes freiwillig die illegal errichteten Baumhäuser. Jetzt hat vor Ort der Rückbau der Baumhäuser begonnen.

"Wahnsinn in diesen Zeiten Autobahnen auszubauen"

Die Polizei und die Stadt haben die Räumung damit begründet, dass die Besetzung mit Baumhäusern und Podesten für die Aktivisten, aber auch zum Beispiel für Spaziergänger, gefährlich sei. Grund dafür ist, dass auch in diesem Bereich sogenanntes Totholz vorhanden ist, also morsche Bäume oder Äste, die abfallen können.

Eine große Gruppe von Polizisten in Einsatzkleidung im Wald.

Die Aktivisten sprechen von einem schwachen Argument. "Wir haben in unserer Gruppe Baumpfleger und ÖkologInnen, die da sehr erfahren sind und sie haben den Platz genau ausgesucht, weil da keine Gefahr besteht, deshalb ist dieses Argument einfach Quatsch."

Die Aktivisten sagen auch, dass der Ausbau der Autobahn von sechs auf acht Spuren "Wahnsinn" sei. Die Stadt Köln habe selbst den Klimanotstand ausgerufen und, damit verbunden, eine Mobilitätswende beschlossen. Die Verbreiterung von Autobahnen passe da nicht, sagen die Aktivisten. Man wolle nun die Stadt, die Politik und das Bundesverkehrsministerium an die selbst gesetzten Ziele erinnern. Auch nach der Polizeiaktion von Mittwoch gehe der Kampf um Klimagerechtigkeit weiter, sagen sie.   

Historie zum Einsatz

Seit mehreren Wochen protestieren Aktivisten gegen die drohende Abholzung des Gremberger Wäldchens. In mehreren Metern Höhe haben sie Plattformen an den Bäumen angebracht; außerdem gibt es Camps am Boden. Die Stadt Köln als Eigentümerin des Waldes hat die Aktivisten bereits vergangene Woche aufgefordert, die besetzten Bäume zu verlassen und angekündigt, andernfalls Strafanzeige zu stellen.

Am Mittwochvormittag war nun die Polizei angerückt. Auch Spezialkräfte waren bei der Aktion in dem Waldstück im Kölner Stadtteil Kalk dabei. 

Aktivisten besetzen Bäume – Protest gegen Autobahnausbau in Köln

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Das Gremberger Wäldchen soll einer Erweiterung der Autobahn 4 weichen. Der Ausbau der A4 vom Autobahnkreuz Köln-Süd bis zum Autobahnkreuz Köln-Gremberg soll 2030 beginnen und zehn Jahre dauern. Unter anderem soll dafür auch die intakte Rodenkirchener Brücke gesprengt und neu gebaut werden.

Nach "Hambi" jetzt "Grembi"

Mittlerweile gibt es mehrere Initiativen, die sich gegen den Ausbau wehren. Die "Aktivisten gegen die Abholzung" ist eine davon. "Die Initiative will den Ausbau von sechs auf acht Spuren verhindern, und stattdessen eine grundlegende Verkehrswende fordern", so eine Mitteilung der Aktivisten.  Eine Initiative heißt: "Grembi bleibt" - in Anlehnung an den Hambacher Forst, von vielen "Hambi" genannt.

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Mitte Juni verhinderten Einsatzkräfte der Polizei mehrere Stunden lang, dass weitere Personen auf die Bäume klettern konnten. Lange war nicht klar, ob die Polizei die Bäume mit Höhenkletterern räumen würde. Schließlich gab es eine Entscheidung: Die Aktivisten könnten bleiben. Die Polizei zog ab.

Mahnwache wie in Lützerath soll entstehen

Die Initiativen wollen sich weiter für den Erhalt des Waldes einsetzen. Nach Angaben einer Aktivistin soll auch eine Mahnwache entstehen, so wie sie es in Lützerath gab, einem früheren Dorf am Tagebau Garzweiler, das symbolisch für den Widerstand gegen den Braunkohleabbau steht.

Unsere Quellen:

Aktivisten besetzen Gremberger Wäldchen