Schon jetzt, als der Bagger einen tonnenschweren Gleiswagen in die Luft hebt, könnten drei Jahre intensive Planung für Dieter Baier ganz schnell für die Katz' sein. Doch bisher geht alles glatt. Seine Baustelle ist Teil des größten Kölner Bahnprojekts seit Jahrzehnten. Doch Baier bleibt betont gelassen. "Ich hab schon mehrere neue elektronische Stellwerke betreut, das klappt", sagt der 47-jährige Kölner.
Wenn die Arbeiten planmäßig am Samstagabend um 18.00 Uhr enden, dann soll der Bahnverkehr in Köln schneller und verlässlicher laufen. Denn bisher ist alte analoge Technik verbaut, die die Bahnen auf die richtigen Schienen lenkt. "Das alte System ist aus 1975", erklärt Baier.
Tonnenschwere Schubkarren
150 Kilometer neue Kabel werden in Köln verlegt.
Die Gleiswagen, die die Arbeiter auf die Schienen setzen, sind so etwas wie die Schubkarren der Baustelle. Da der Kölner Hauptbahnhof mitten in der Stadt liegt, kann kein Lastwagen heranfahren. Das würde zu einem Verkehrschaos führen. Daher gibt es einen Umschlagplatz auf dem Gleisbahnhof am Kölner Grüngürtel. Dort werden Kabeltrommeln, Schwellen und Kies auf die Wagen verladen, die dann auf den Schienen zur Baustelle gefahren werden.
Vorbereitungen bisher im Soll
Dietmar Peter ist seit 39 Jahren Gleisbauer. Gerade hilft er dem Baggerfahrer, die Gleiswagen zentimetergenau aufs Gleis zu setzen. Gegen die Sonne trägt er einen Nackenschutz. "Ich bin guter Dinge, aber gerade geht mir das hier zu langsam", sagt er. Projektleiter Baier sieht das gelassener. Es sei schließlich eine Baustelle und das Pünktchen auf dem I suche man immer. Bisher ist die Baustelle im Zeitplan.
Zeit ist alles
Projektleiter Baier muss vor allem Zeit und Baufortschritt im Blick haben.
Baier und sein Team aus rund 100 Arbeitern und Sicherheitskräften müssen am Samstag alles schaffen. Denn die Sperrzeit von 6 bis 18 Uhr ist auf Jahre im Voraus geplant. Weil Züge umgeleitet werden müssen, darf auf diesen Strecken keine Baustelle parallel laufen. "Das abzustimmen, kostet Zeit", sagt Stefan Deffner, Pressesprecher der Deutschen Bahn. Anders als bei einem Streik kann der Bahnverkehr mit dem Baustellenende sofort losgehen. Außer, die Technik spielt nicht mit.
Baupläne aus 19. Jahrhundert
Dieter Baier hofft selbst darauf, dass alles glattgeht. Denn als Kölner würde er selbst vom neuen Stellwerk profitieren. In seiner Heimatstadt zu arbeiten, ist sein Lieblingsjob. Hier weg wollte er nie: "Ich hab in Köln angefangen und ich will eigentlich auch hier aufhören." Bei der Planung der Baustelle hat er einen Wassertank entdeckt, der früher wohl für die Dampflokomotiven vorgesehen war. Auf den Plänen, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgehen, war der nicht eingetragen. "Das ist schon interessant. Das ist nie langweilig hier", sagt er.
Mehr Baustellen erwartet
Reisende müssen sich auf weitere Bauarbeiten einstellen.
Dass die Bahn einmal kurz, aber dafür umfangreich sperrt, wird auch so weitergehen, sagt Deffner. Das sei effizienter und die beginnende Verkehrswende bei der Bahn mache das notwendig. In der Eingangshalle des Kölner Hauptbahnhofs stehen bereits Infotafeln für neue Bauarbeiten im Juli und August. Doch erstmal hoffen alle, dass am Samstagabend um 18:04 der erste Zug nach der Baustelle pünktlich abfahren kann.
Über dieses Thema berichten wir am 16.06.2023 im WDR-Fernsehen: Lokalzeit Köln, 19.30 Uhr.