Zweite Chance gegen Fachkräftemangel in der Gastronomie
Stand: 12.12.2023, 18:24 Uhr
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft die Unternehmen zu einer Fachkräfte-Offensive auf. Der Plan: Betriebe sollen in ihren eigenen Reihen nach motivierten Mitarbeitern ohne Berufsabschluss suchen und diese nachträglich ausbilden.
Von Rita Jäger
Mehr als eine Million Beschäftigte in Festanstellung haben NRW-weit im Geltungsbereich der NGG keinen qualifizierten Berufsabschluss, so die Gewerkschaft. Alleine im Geltungsbereich der Wuppertaler NGG sind es fast 23.000.
Und das, obwohl vor allem in der Lebensmittelindustrie, in Hotels oder Bäckereien Fachkräfte händeringend gesucht würden. Mit Hilfe der Arbeitsagentur sei es möglich, auch späte Berufsabschlüsse zu ermöglichen.
Branchenübergreifende Konkurrenz um Fachkräfte
"Mittlerweile konkurrieren die Unternehmen aller Branchen um Facharbeiter", sagt Mohamed Boudih. Er ist Landesbezirksvorsitzender der NGG in Nordrhein-Westfalen und glaubt, dass das vor allem in der Lebensmittelindustrie ein immer größer werdendes Problem darstellt. Denn ein Maschinen und Anlagetechniker etwa könne ebenso gut in der Automobilbranche oder der Chemieindustrie arbeiten. Mitarbeiterbindung sei deshalb besonders wichtig geworden.
Zweite Chance für Arbeitnehmer
Es sei viel zu aufwändig, Fachkräfte im Ausland zu suchen. Viel einfacher sei es doch, die Menschen auszubilden, die bereits da sind. In den eigenen Reihen nach motivierten Hilfskräften zu suchen, könne eine gute Alternative sein, engagierte Fachkräfte zu bekommen, sagt Mohamed Boudih. Das sei auch für die Mitarbeiter eine zweite Chance, einen qualifizierten Berufsabschluss noch im höheren Alter zu erwerben und damit langfristig ihre Lebenssituation zu verbessern.
Förderungen über die Arbeitsagentur
Die NGG rät deshalb allen Betrieben, sich bei den Arbeitsagenturen über Fördermöglichkeiten zu informieren. Denn die meisten Arbeitnehmer könnten nicht auf ihr Einkommen verzichten. Es sei aber möglich, eine Ausbildung oder Umschulung neben dem Job zu absolvieren. Das sei zwar nicht leicht, aber letztlich könnten davon Arbeitgeber und Mitarbeiter gleichermaßen profitieren.
Quellen:
- Interview mit dem Landesbezirksvorsitzenden der NGG