Der Angeklagte sitzt auf der Anklagebank des Bonner Landgerichts und ist von der Presse umringt.

Nach 35 Jahren: Prozessauftakt im Mordfall Claudia O.

Stand: 10.11.2022, 10:33 Uhr

35 Jahre nach dem gewaltsamen Tod an einer Gastronomen-Tochter aus Lohmar hat am Donnerstagmorgen der Strafprozess vor dem Bonner Landgericht begonnen. Die Anklage wirft dem heute 66-Jährigen Mord aus Habgier und Raub mit Todesfolge vor.

Von Christoph Hensgen

Die Cold-Case-Ermittler der Polizei und die Bonner Staatsanwaltschaft sind sich sicher, dass sie den mutmaßlichen Mörder von Claudia O. überführt haben. Detlef M., der Mann auf der Anklagebank, saß bereits wegen zweifachen Mordes 32 Jahre im Gefängnis.

Mord aus Habgier: Gastronomen-Tochter wurde erwürgt

Pfingsten 1987 war die gefesselte Leiche von Claudia O. gefunden worden. Die damals 23-Jährige war in der Wohnung über dem Wirtshaus ihrer Eltern erdrosselt worden. Es fehlten 7.000 Mark aus einem Tresor. Der Tresorschlüssel lag neben der Toten, als die Mutter sie kurz vor acht Uhr morgens fand.

Auf dem Bild ist ein Grabstein auf einem Friedhof abgebildet.

Bereits unmittelbar nach dem gewaltsamen Tod der jungen Frau war Detlef M. als möglicher Täter ins Visier der Ermittler geraten. Er war Stammgast in dem Lokal in Lohmar und hatte häufig Geldnot. Doch die Beweise gegen den gelernten Betonbauer reichten damals nicht aus.

Ermittler hatten Angeklagten schon mehrfach verdächtigt

Ein zweites Mal galt er 2017 als Hauptverdächtiger. Eine Analysetechnik brachte eine 1987 an der Kleidung von Claudia O. gesicherte DNA-Spur von ihm zum Vorschein. Es soll sich um Hautschuppen handeln. Das Problem: Es war noch eine weitere, scheinbar tatrelevante Spur entdeckt worden. Deshalb musste die Polizei M. wieder auf freien Fuß lassen.

Mittlerweile steht aber fest: die zweite DNA-Spur gehört einem ehemaligen Mitarbeiter des Landeskriminalamtes, der damals an der Spurenauswertung beteiligt war. Als Mörder von Claudia O. komme also nur noch Detlef M. in Frage. So sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft. Für Uwe Krechel, Verteidiger des Angeklagten, steht die Anklage auf wackeligen Beinen. Die Beweise seien uralt. Sein Mandat bestreitet die Tat.

Detlef M. bereits wegen zweifachen Mordes im Gefängnis

Detlef M. hat bereits einen Großteils seines Lebens hinter Gittern verbracht. Anderthalb Jahre nach dem Tod von Claudia O. hatte er die Mutter und den 15 Monate alten Sohn eines Unternehmers aus dem Sauerland getötet. Beide wurden von Detlef M. erwürgt. Ein Gericht verurteilte den gelernten Betonbauer deswegen 1989 zu lebenslanger Haft.

32 Jahre saß M. im Gefängnis. Erst seit 2020 war er wieder auf freiem Fuß – bis Ende April dieses Jahres. Dann wurde der 66-Jährige an seiner neuen Wohnanschrift in Detmold erneut festgenommen.

Können die Cold Case-Ermittler den Fall jetzt bald zu den Akten legen? Zwei Tage vor Weihnachten, so sieht es der Sitzungsplan vor, wollen die Richter ein Urteil sprechen.

Über dieses Thema haben wir am 10. November 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit aus Bonn, 19:30 Uhr berichtet.