Vom Altenheim zum "Lost Place" in Velbert

03:41 Min. Verfügbar bis 25.07.2025

Vom Altenheim zum "Lost Place" in Velbert

Stand: 25.07.2023, 19:44 Uhr

Es war einmal die größte Heimanlage für alte Menschen in der Region: Das Altenheim in Velbert des Betreibers Convivo. Jetzt ist die Firma insolvent und das Gebäude steht seit Mitte Juni leer – fast: Zwei Frauen wohnen noch hier.

Von Klaudia Deus

In der Cafeteria stehen noch die Kunstblumen auf den Tischen, die Stühle ordentlich im Raum. Alles ist blitzsauber, der Kalender in der Küche zeigt den 14. Juni an – den Tag vor dem Auszug der Bewohner.  

Die Kapelle auf dem Gelände des insolventen Altenheims.

Die Heim-Anlage mit eigener Kapelle wird weiter gepflegt.

Mehrere hundert Quadratmeter Wohnfläche hat das Gebäude, umgeben von einem großen, gepflegten Park mit alten Bäumen und Rhododendron. Es gibt sogar eine Kapelle. Hier wurde auch schon mal geheiratet – es fanden Gottesdienste und Trauerfeiern statt. Doch jetzt ist es still, wie ausgestorben, eine Art Geisterstadt.

Wir sind die Letzten – aber nicht allein

Tische und Stühle sind in der Cafeteria des Altenheims sauber aufgereiht. Kunstblumen stehen auf den Tischen.

Die Cafeteria des Heims wirkt fast, als wäre alles beim Alten.

Die beiden letzten Bewohnerinnen wurden früher von den Angestellten des Heims versorgt. Um eine Frau kümmern sich jetzt ihre Familie und der Pflegedienst, die andere ist auf sich allein gestellt. Aber sie fühlt sich hier trotz allem wohl, denn die Anlage ist ihr Zuhause und ein letzter Angestellter kümmert sich noch darum, dass alles ordentlich bleibt.

Selbst die Pflanzen sind gegossen, der Rasen wird gemäht. Und so ganz allein sind die zwei Frauen auch nicht. Das Heim steht zwar leer, aber der Gebäudekomplex ist nicht völlig verlassen: Nebenan wohnen einige Parteien ganz normal zur Miete. In anderen Wohnungen sind Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. 

Eine der letzten Bewohnerinnen des insolventen Altenheims in Velbert.

Eine der letzten Bewohnerinnen des Heims möchte nicht gehen.

"Das sind sehr nette Leute. Die sprechen zwar kein Deutsch, aber sie lernen es", sagt eine der beiden letzten Bewohnerinnen. Sie selbst ist noch ziemlich fit und geht viel aus. Sie will bleiben. Allerdings muss sie jetzt immer selbst kochen. Bis zur Schließung war das anders, sie war Stammgast in der Cafeteria.

Stadt und Kreis haben sich gekümmert

Die meisten der ehemals hundert Bewohner haben schnell und mit viel Glück einen neuen Heimplatz ganz in der Nähe gefunden. Dafür haben die Stadt und der Kreis gesorgt – obwohl es nicht ihre Anlage ist. Damals hatte es einen großen Aufschrei in der Region gegeben.

Auch die beiden letzten Bewohnerinnen hätten ausziehen können. "Ich will bleiben. Mir geht es gut hier. Aber es wäre schon wünschenswert, dass hier wieder Senioren einziehen, doch da seh ich schwarz.". Zu anderen älteren Leuten, die hier vor kurzem ausgezogen sind, hat sie keinen Kontakt.

Zukunft völlig ungewiss

Der Insolvenzverwalter kümmert sich jetzt. Aber es sei kompliziert. Es gehe quasi um mehrere Einzelteile, dazu zählen das Heim und das Grundstück getrennt. Die Stadt und der Kreis haben keinen Einfluss. Obwohl alles im Heim so aussieht, als könnten jederzeit wieder alte Menschen einziehen, wird wohl erst einmal alles leer stehen. 

"Betreiber-Problem" wird wohl auf viele Kommunen zukommen

Durch immer höher werdende Personalkosten, sind Altenheime kein rentables Geschäft mehr für Anleger und private Betreiber. Zudem ändern sich die Auflagen für neu eröffnete Heime: Die Zimmer müsssen bestimmt Größen haben, die Ausstattung bestimmten Standarts entsprechen. Pflegekräfte werden nicht nur immer teurer – es gibt auch einfach viel zu wenig Fachkräfte.

Immer mehr  Städte rechnen deshalb mit Insolvenzen der Heim-Betreiber oder dass die wenig lukrativen Heime nach und nach geschlossen werden. Nicht überall könnte es dann für die Bewohner so reibungslos verlaufen wie in Velbert.