Hülsenbusch baut sich selbst sein Ärztehaus

Stand: 08.08.2023, 08:31 Uhr

Es ist ein bundesweit einmaliges Projekt. Ein selbst gebautes Ärztehaus im kleinen Dorf Hülsenbusch hat im großen Berlin den ersten Preis abgeräumt - als Bundes-Sieger beim Wettbewerb "Menschen und Erfolge"

Von Daniel Gowitzke

Es ist ein Erfolg der Hülsenbuscher Bürgerinnen und Bürger: Die Idee, eine Genossenschaft zum Bau und Betrieb eines Ärztehauses zu gründen, nahm das Dorf Anfang 2018 wohlwollend auf. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Dirk Panske.

Hauptamtlich arbeitet er bei einem Unternehmen für Automatisierungslösungen in Wiehl, ehrenamtlich setzt er sich für sein Dorf ein. Denn auch im oberbergischen Hülsenbusch war Ärztemangel vorher ein Thema. "Die Ärzte werden immer weniger, die Leute müssen immer weiter fahren. Wir wollten einfach für unser Dorf schauen: Schaffen wir das?"

Gründung einer Genossenschaft

Sie haben es geschafft. Das erforderliche Eigenkapital in Höhe von 400.000 Euro war schnell gesammelt. Heute verfügt die "Ärztehaus Hülsenbusch Genossenschaft" über 244 Mitglieder und ein Eigenkapital von 773.500 Euro.

Der sonst eher übliche Weg ist, dass sich Medizinerinnen und Mediziner zusammenschließen – und genossenschaftliche Praxen betreiben. Hier in der Nähe von Köln hat das Dorf das selbst in die Hand genommen.

Mitbestimmung macht attraktiv

Im Sommer 2020 war das lang ersehnte Gebäude fertig. Auf einer Nutzfläche von rund 800 Quadratmetern arbeiten heute ein Kinderarzt, ein Internist, eine Tagespflegeeinrichtung und zwei Sprachtherapeutinnen.

Eine von ihnen ist Sandra Nowack, sie ist eingezogen, weil sie auch selbst mitgestalten durfte: "Wir haben uns das Konzept vor Baubeginn angeschaut und haben dann noch um kleine Änderungen gebeten, weil wir ja auch Vorgaben haben von den Krankenkassen, zum Beispiel zur Raumgröße. Da durften wir schon richtig mitgestalten – bis hin zu Details wie Bodenbelag oder Türfarben." Auch die zwei Ärzte hier im Haus wurden vor allem gelockt von der Möglichkeit der Mitgestaltung, der Nutzung einer neuen Location und mehr Parkplätzen.

Bürger retten ihr Dorf

"Die Seele sind eigentlich die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner. Wir haben das Glück, dass hier viele Menschen mit der gleichen Einstellung am gleichen Ort wohnen“, erklärt Dirk Panske und schwärmt von dem Wir-Gefühl in Hülsenbusch. Ein Gefühl, das sich schon ein paar Jahre zuvor gezeigt hat, als die Dorf-Gaststätte aufgeben wollte. Das Dorf rettete die Kneipe auch hier gemeinsam mit dem Genossenschafts-Modell. Ein gutes Übungsfeld fürs spätere Ärztehaus.

"Wenn Bürgerinnen und Bürger das selbst in die Hand nehmen wollen: das funktioniert und das funktioniert gut. Die brauchen die Ärzte, die sind dann auch gerne bereit mitzumachen und Geld dafür zu geben. Sich selbst helfen - was kann es besseres geben?“ Dirk Panske

Eine Erfolgsgeschichte aus dem ländlichen Raum. Und ein 850-Seelendorf, das Zukunft gestaltet – um ärztliche, pflegerische und therapeutische Angebote im Dorf dauerhaft sicherzustellen.

Über dieses Thema berichten wir im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Köln um 19.30 Uhr.