Eine Autofahrerin raucht bei regnerischem Wetter am Steuer ihres Fahrzeugs

Passivrauchen im Auto: So sollen Kinder und Schwangere geschützt werden

Stand: 07.07.2023, 18:13 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will das Rauchen in Fahrzeugen verbieten lassen, wenn Minderjährige oder Schwangere im Auto sind.

Von Daniel Schwingenheuer und Sabine Meuter

Neu ist sie nicht, die Forderung nach einem Rauchverbot im Auto, wenn Schwangere und Kinder mit dabei sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant nun ein solches Rauchverbot, das bald in allen privaten Autos gelten soll. Dafür nutzt der Minister die Gesetzesänderungen rund um die Einführung der Cannabislegalisierung.

In dem Zusammenhang müssen sowieso jede Menge Gesetze geändert werden und in einem aktuellen Referentenentwurf ist auch die Änderung des Nichtraucherschutzgesetzes vorgesehen. Darin heißt es: "Durch die Ausweitung des Rauchverbotes auf geschlossene Fahrzeuge in Anwesenheit von Minderjährigen und Schwangeren wird für diese besonders vulnerable Personengruppe der erforderliche Schutz vor dem Passivrauchen gewährleistet."

Rauchen im Auto besonders schädlich

"Verschiedene Studien belegen, dass die Rauchbelastung im Auto wegen des geringen Raumvolumens extrem hoch ist“, heißt es in der Gesetzesbegründung. Das Auto ist generell ein Ort mit wenig Raum, dementsprechend ist die Rauchkonzentration besonders hoch. Außerdem ist es nicht möglich, dem Rauch auszuweichen, wie es draußen der Fall wäre.

Holger Hofmann vom Deutschen Kinderhilfswerk weist außerdem auf zwei Eigenschaften von Zigarettenrauch hin: "Das eine ist, was durch die Luft übertragen wird, das andere, dass sich der Rauch auf den Oberflächen absetzt und dort in seiner Konzentration besonders schädlich ist für die Kinder."

Laut Bundesgesundheitsministerium steigt die Konzentration der Tabakrauchpartikel im Fahrzeug schon mit dem Rauchen einer Zigarette rapide an. Insbesondere Kinder leiden darunter. Michaela Goecke von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erklärt:

Kinder haben eine höhere Atemfrequenz und nehmen mehr vom Tabakrauch auf. Gleichzeitig sind ihre Organe noch in der Entwicklung und reagieren sensibler auf die Giftstoffe. Michaela Goecke, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

In einem Positionspapier des Deutschen Krebsforschungszentrums heißt es: "Bereits beim Rauchen einer Zigarette steigt die Konzentration der Tabakrauchpartikel im Fahrzeug rapide an und erreicht selbst bei geöffnetem Fenster Werte ähnlich wie in einer Raucherkneipe." Daher bedeute Passivrauchen im Auto für Kinder eine vermeidbare Gesundheitsgefahr.

Passivrauchen verursache "viele schwere Erkrankungen und Todesfälle, wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen und plötzlichen Kindstod", heißt es dazu im Referentenentwurf des Gesundheitsministeriums.

Wie häufig leiden Kinder unter Rauch im Auto?

"Wir wissen nicht genau, wie viel noch im Auto geraucht wird", sagt Holger Hofmann vom Deutschen Kinderhilfswerk, aber er weist auch darauf hin, dass die Kinder- und Jugendärzte entsprechende Folgeerscheinungen behandeln und dementsprechend etliche Kinder unter passivem Rauchen leiden.

Auch der Bundesrat hatte 2022 eine Initiative gestartet, mit dem Ziel, das Passivrauchen im Auto für Kinder zu unterbinden. In der Begründung hieß es, dass weltweit 166.000 Kinder im Jahr an den Folgen sterben würden. Viele andere Länder haben auch bereits ein entsprechendes Gesetz. Italien, Österreich, Frankreich, Griechenland - überall drohen Strafen von teilweise mehreren hundert Euro bei Verstößen.

Kann ein Rauchverbot überhaupt kontrolliert werden?

Einer der größten Kritikpunkte an den geplanten Änderungen ist, dass nicht umfassend kontrolliert werden kann, wann in welchem Auto geraucht wird. Die Polizei könnte dies zwar theoretisch im Zuge von Verkehrskontrollen tun. Aber: "Es muss gezielt kontrolliert werden", sagt Michael Mertens von der Gewerkschaft der Polizei NRW dem WDR. Und dafür fehlten der Polizei die Ressourcen.

Holger Hofmann erklärt zu der Frage, ob ein Rauchverbot überhaupt kontrolliert werden kann:

Das würde ja auch bedeuten, wir müssten von der Gurtpflicht absehen, weil wir das nicht kontrollieren können. Holger Hofmann, Deutsches Kinderhilfswerk

Und auch das Handyverbot am Steuer ist nicht einfacher zu kontrollieren als ein mögliches Rauchverbot. Für Michaela Goecke von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung muss ein Gesetz auch nicht detailliert kontrolliert werden. Sie weist auf einen ganz anderen Aspekt hin: "Es ist ein wichtiges Signal in die Gesellschaft, wenn es reguliert wird."

Ob die Gesetzesänderung so kommt, wie vom Bundesgesundheitsministeriums vorgesehen, ist alles andere als sicher. Zum einen ist der Entwurf noch nicht mit allen Ressorts abgestimmt. Zum anderen waren andere Vorstöße, das Rauchen im Auto zu verbieten, bisher nicht erfolgreich.

Über dieses Thema berichtet der WDR unter anderem in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.

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