Wie "Querdenken" mit eigenen Fakenews Medienschelte betreibt

Stand: 10.11.2020, 07:42 Uhr

Teil 2/2 - Sozialpsychologin: "Opferinszenierung von Verschwörungstheoretikern"

Von Jörn Kießler

Dieser widerspricht der Darstellung. Er habe nicht nur eine Mail geschrieben, sondern auch versucht den "Querdenken"-Gründer telefonisch und über einen anderen "Querdenken"-Aktivisten, der Ballweg nahe steht, zu kontaktieren. Er versteht vor allem nicht, warum Ballweg ihm nicht einfach antwortete, dass die Infos falsch seien, so wie er es am Freitag in seinem Video erklärte.

Was hinter dem ganzen steckt, sei schwer zu beurteilen, sagt die Sozialpsychologin Pia Lamberty von der Uni Mainz, die zu Verschwörungstheorien forscht. Interessant sei aber die Reaktion auf die Berichterstattung. Denn einerseits erklärt Ballweg in seinem Video, dass es schön sei, "dass nun sogar Ministerien über 'Querdenken 711' informieren". Andererseits unterstellt er den Medien, dass sie "untereinander kritiklos und ungeprüft abschreiben, nachplappern und ihre Arbeit gerade nicht machen".

"Das ist eine typische Taktik von Verschwörungsideologen: Medien ins schlechte Licht setzen und sich selbst als angebliche Opfer inszenieren", sagt die Sozialpsychologin Lamberty, die Ballweg die Geschichte von der absichtlich mit Falschinformationen versehenen internen Mail nicht ganz abkauft. "Das wäre auf jeden Fall eine ungewöhnliche Methode ein Datenleck zu suchen", sagt sie.

Schüler in Münster von Maskengegnern angesprochen

Sie könne sich auch vorstellen, dass die Schulaktion zunächst wirklich geplant war, dann aber nicht genug Unterstützer zusammenkamen. "Dann wurde sie vielleicht wieder fallengelassen und nachträglich für die Kritik an den Medien genutzt", so Lamberty.

Dafür würde auch eine Meldung der Westfälischen Nachrichten passen. Dort meldete sich am Montag der Leiter eines münsterischen Gymnasiums und berichtete davon, dass drei seiner Schüler in unterschiedlichen Stadtteilen von Maskengegnern angesprochen wurden.