Am Mittwoch treten die Änderungen des Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetzes in Kraft und erlauben ab sofort den Verkauf von HVO. Der Kraftstoff ist für viele Dieselfahrzeuge geeignet. Die Klimabilanz ist deutlich besser als bei herkömmlichem Diesel, allerdings kostet der neue Kraftstoff auch mehr.
Aber wofür steht die Abkürzung HVO überhaupt? Wie viel CO2 kann damit eingespart werden? Und welche Fahrzeuge können mit dem neuen Sprit betankt werden? Fragen und Antworten.
Was ist HVO?
HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil, also hydriertes Pflanzenöl. HVO-Diesel wird aus pflanzlichem Öl hergestellt - unter anderem auch aus Abfällen aus der Fritteuse. Es wird durch die Reaktion mit Wasserstoff zu Kohlenwasserstoff umgewandelt. Der Ausstoß von Feinstaub, Partikeln und Stickoxid ist dadurch bedeutend geringer.
In welchen Varianten gibt es HVO ab heute an der Tankstelle?
Mit den Gesetzesänderungen tauchen an den Tankstellen gleich mehrere neue Bezeichnungen auf, die die sogenannten paraffinischen Kraftsoffarten bezeichnen. Neben dem Kürzel HVO gehört dazu auch die Abkürzung XTL. Sie steht für X To Liquid. Damit gemeint ist, dass ein beliebiger Stoff (X) in einen flüssigen Energieträger (Liquid) umgewandelt wurde. Dazu gehören beispielsweise Kohle (CTL - Coal to Liquid), Gas (GTL) oder Biomasse (BTL).
Da sich HVO genau wie Biodiesel auch herkömmlichem Diesel beimischen lässt, nutzen Tankstellen dafür wiederum weitere Bezeichnungen. So steht ab heute an einigen Zapfsäulen auch die Bezeichnung Diesel R33. Das bedeutet, dass dem Diesel zwischen 20 und 35 Prozent HVO beigemischt wurden.
Wie klimafreundlich ist der neue Kraftstoff?
Wird ein Auto mit reinem HVO, sogenanntem HVO100, betankt, können bis zu 90 Prozent CO2 eingespart werden. Zwar wird bei der Verbrennung des Kraftstoffs genauso viel CO2 freigesetzt, wie bei herkömmlichem Diesel. Da dieses CO2 jedoch aus nachwachsenden Rohstoffen stammt, die es zuvor aus der Atmosphäre gebunden haben, ist die Bilanz nahezu klimaneutral - es kommen lediglich die Emissionen zum Tragen, die bei der Herstellung des Kraftstoffes angefallen sind.
Die FDP-Abgeordnete Judith Skudelny nannte die Markteinführung einen "Meilenstein für mehr Klimaschutz und Technologieoffenheit". Ob die Freigabe von HVO den Klimaschutz wirklich so einen großen Schritt weiterbringt? Da sind Experten mindestens skeptisch. Denn bereits jetzt werden solche Kraftstoffe beispielsweise in Biodiesel beigemischt. Durch die Einführung des reinen paraffinen Kraftstoffes befürchtet der Mobilitätsforscher Peter Kasten vom Öko-Institut, dass die Menge des klimafreundlicheren Sprits nicht steigt, sondern sich lediglich verschiebt.
Ähnlich denkt auch Karin Arnold, die sich am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie mit alternativen Kraftstoffen beschäftigt. Denn schließlich seien einerseits die Flächen begrenzt, auf denen man die Pflanzen für die Biokraftstoffe anbauen könne. Andererseits gebe es auch nicht unendlich viele pflanzliche Abfälle, die verarbeitet werden könnten.
Welche Fahrzeuge können mit HVO betankt werden?
Laut einer Umfrage, die der ADAC Ende 2023 unter den Autoherstellern gemacht hat, sind bislang nur wenige Fahrzeuge bislang für die Nutzung von Biodiesel oder XTL freigegeben. Auf der Internetseite der Deutschen Automobil Treuhand gibt es eine Liste mit Modellen, die laut Hersteller mit B10 oder XTL betankt werden dürfen.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur AFP
- ADAC
- Deutsche Automobil Treuhand
- Quarks Daily
Über dieses Thema berichtet der WDR am Mittwoch, den 29. Mai 2024 auch im Fernsehen, unter anderem in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.