Der Wolf breitet sich seit seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1998 langsam weiter aus. vom 1. Mai 2021 bis zum 30. April 2022 sei die amtlich bestätigte Zahl der Wolfsrudel bundesweit von 158 auf 161 gestiegen, teilten das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) am Montag in Bonn mit. Demnach ist die Zahl der Wolfspaare von 35 auf 43 gestiegen, die Zahl der Einzelwölfe sank leicht von 22 auf 21.
"Das ist ein natürliches Wachstum und ein etwas geringerer Anstieg als in den Vorjahren", sagte die Leiterin des Fachgebietes zoologischer Artenschutz beim BfN, Sandra Balzer. Grundlage der Zahlen sind Erhebungen der Länder mit wissenschaftlich abgesicherten Nachweisen etwa durch Genspuren und Kamerafallenbilder, wie BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm betonte.
Zwei Wolfsrudel in Nordrhein-Westfalen
Die meisten Wolfsrudel lebten laut dem Bericht 2021/2022 in Brandenburg (47), gefolgt von Niedersachsen (34) und Sachsen (31). Im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es zwei Rudel. Bundesweit wird die nachweisbare Zahl der Wölfe in den bekannten Wolfsgebieten für das Wolfsjahr auf 1.175 beziffert, wobei der Gesamtbestand unter anderem wegen der viele Kilometer weiten Wanderungen der Tiere nicht seriös beziffert werden kann. Es gibt auch keine Vergleichszahl zum Vorjahr.
Laut der DBBW ist in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr kein neues Rudel dazu gekommen. Allerdings hatten die beiden Rudel, dies in NRW schon im vergangenen Jahr gab, beide Nachwuchs. Demnach wurden bei dem Rudel in Leuscheid acht Welpen geboren, bei dem Rudel in Schermbeck vier.
975 gemeldete Angriffe durch Wölfe
Für öffentliche Diskussionen über den streng gegen Abschuss geschützten Wolf sorgen immer wieder Attacken auf Nutztiere, vor allem auf Schafe und Ziegen. Im Jahr 2021 wurden insgesamt 975 Angriffe von Wölfen mit 3.374 verletzten, vermissten oder getöteten Nutztieren gemeldet. Im Vorjahr waren es 942 Attacken.
Für die Nutztierhalter gibt es in Deutschland allerdings in fast allen Bundesländern mit etablierten Wolfsvorkommen staatliche Zuschüsse für den Herdenschutz. Empfohlen werden etwa 1,20 Meter hohe Elektro-Zäune und - je nach Einzelfall - auch Hütehunde. Bundesweit seien dafür 2021 gut 16,6 Millionen Euro ausgegeben worden, heißt es in dem Bericht. Außerdem zahlten Behörden 2021 knapp eine halbe Million Euro Schadenersatz an Eigentümer von Nutztieren.
Ein flächendeckender Herdenschutz sollte möglichst vorbeugend erfolgen, bevor Wölfe sich an das Reißen von Schafen und Ziegen oder sogar kleineren Rindern und Fohlen als vermeintlich "leichte Beute" gewöhnen, rät das Bundesamt. Eine allgemeine Bejagung von Wölfen ist dagegen aus Sicht der Fachleute keine geeignete Maßnahme gegen Nutztierschäden.
Wölfe stehen in Deutschland als streng geschützte Art unter Naturschutz. Ein Abschuss ist verboten, es sei denn, die eigentlich Menschen gegenüber scheuen Wölfe verhalten sich in der Begegnung mit Menschen aggressiv. Dann erlaubt das Bundesnaturschutzgesetz einen Abschuss - offiziell "Entnahme" genannt. Ein solcher Fall unprovoziert aggressiven Wolfsverhaltens ist seit 1998 laut dem Bericht aber noch nicht aufgetreten.
148 Wölfe wurden laut dem Bericht in dem erfassten Wolfsjahr tot gefunden. Die meisten davon (102) starben bei Verkehrsunfällen. Immerhin 13 wurden aber auch illegal unter Missachtung des Tierschutzgesetzes getötet.
Werde ich jemals einen Wolf treffen?
Quarks. 22.09.2022. 06:43 Min.. UT. Verfügbar bis 22.09.2027. WDR. Von Ilka aus der Mark.