Die beiden Sozialarbeiterinnen auf der Straße.

Prostitution: Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche in Dortmund

Stand: 21.11.2024, 20:38 Uhr

Kinder und Jugendliche in der Prostitution bekommen Hilfe bei der Dortmunder Mitternachtsmission. In diesem Jahr gab es 53 Beratungen.

"Ich liebe ihn so sehr", schreibt eine 16-Jährige im Beratungschat der Mitternachtsmission. "Er will, dass ich mit einem anderen schlafe, für Geld". Sozialarbeiterin Hanna Biskoping antwortet: "Wir finden eine Lösung. Du kannst mit mir über alles reden."

Ebay statt Straßenstrich

Bis vor einigen Jahren standen auch Jugendliche, die sich prostituieren, auf dem Dortmunder Straßenstrich in der Nordstadt. Das ist so gut wie vorbei. Wenn die Streetworkerinnen der Mitternachtsmission heute auf dem Straßenstrich ihre Runden drehen, um ihre Hilfe anzubieten, dann treffen sie keine Jugendlichen mehr.

Die Prostitution von Kindern und Jugendlichen hat sich in das Internet verlagert. Die Straßen von damals, sind heute Internetseiten wie ebay Kleinanzeigen oder Markt.de. Unter Stichwörtern wie "Taschengeld Treffen" werden Minderjährige angeboten.

Die meisten Opfer sind Mädchen

Eine Sozialarbeiterin an ihrem Arbeitsplatz bei der Online-Beratung

Arbeitsplatz der Sozialarbeiterin

Deshalb haben die speziell geschulten Sozialarbeiterinnen der Mitternachtsmission auch ihre Beratung für Minderjährige in das Internet verlegt. "Durch die Anonymität des Internets ist die Hemmschwelle geringer, sich an uns zu wenden", sagt Sozialarbeiterin Hanna.

53 Kinder- und Jugendliche sind bisher in diesem Jahr beraten worden, drei davon unter 14 Jahren. Die meisten sind Mädchen, wenige Jungs oder Transpersonen. Wie viele Täter vor Gericht gelandet sind, lässt sich aus der Statistik der Polizei nicht herauslesen.

Toxische Liebe

Meist seien die Täter sogenannte Loverboys, also junge Männer, die Liebe vorspielen und ihre Opfer dann zur Prostitution zwingen. "Für die Mädchen ist es eine toxische Liebe", sagt Hanna. Loverboy ist ein verharmlosender Begriff. "Es ist eine perfide Masche" erklärt Hanna. "Du wirst überhäuft mit Komplimenten. Wer genießt das nicht?" Meist sei die Ursache ein Mangel an Liebe und Selbstbewusstsein.

Wie im Fall von Fee. Die 16-Jährige war auf die Internetseite der Mitternachtsmission gegangen und hatte dort einen Termin für eine Onlineberatung gebucht. Ihr 21-jähriger Freund wollte, dass sie mit anderen Männern ins Bett geht, gegen Geld.

Beratung auch für Eltern

"Der Beratungsprozess ging über sechs Monate", erzählt Hanna. "Wir haben zusammen erarbeitet, dass sie das ihren Eltern erzählt, die ihr geglaubt und sie schließlich da rausgeholt haben."

"Ein Kind muss alles machen und sagen dürfen und ich bin trotzdem für das Kind da. Das ist meine Aufgabe als Elternteil." Auch Eltern können sich bei der Mitternachtsmission beraten lassen.

Quellen:

  • Mitternachtsmission
  • Polizei Dortmund
  • Staatsanwaltschaft Dortmund

Über dieses Thema berichten wir auch auf WDR 2 und am 22.11.24 um 19:30 in der Lokalzeit aus Dortmund.