Windenergie: Tempo beim Ausbau in NRW reicht nicht

Stand: 17.01.2023, 10:48 Uhr

Wie hat es 2022 geklappt mit dem landesweiten Windkraftausbau? CDU und Grüne waren mit dem Versprechen angetreten, wesentlich mehr Windräder aufzustellen. Doch auch die neuesten Zahlen sorgen für Ernüchterung.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

Nordrhein-Westfalen hat im vergangenen Jahr die selbst gesetzten Ausbauziele bei der Windenergie verfehlt. Das geht aus vorläufigen Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) hervor, die der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE) am Dienstag bekannt gab.

NRW auf Platz vier

Windkraftanlage in einem Feld bei Bergheim

NRW beim Brutto-Zubau immerhin auf Platz vier

98 neue Windräder sind demnach 2022 in Betrieb gegangen, ihre Leistung beträgt 421 Megawatt (MW). Damit lag NRW im Ländervergleich der Brutto-Zubau-Zahlen auf Platz vier hinter Schleswig-Holstein (544 MW), Niedersachsen (458 MW) und Brandenburg (428 MW).

Weil zugleich auch einige alte Windräder stillgelegt wurden, beträgt in NRW der Nettozuwachs der installierten Windenergie 392 Megawatt für 2022. Insgesamt sind damit hierzulande aktuell 3.626 Windräder mit einer Gesamtleistung von 6,730 Gigawatt in Betrieb.

Steigerung von 25 Prozent

Im Vergleich zu 2021 sind mehr neue Windräder aufgestellt worden - die Steigerung bei der neu installierten Leistung liegt bei gut 25 Prozent. Für die Ausbauziele, die die Politik sich selbst gesetzt hat, reicht das trotzdem längst nicht.

Denn CDU und Grüne hatten nach der Regierungsübernahme im Mai verkündet, bis Ende der Legislaturperiode mindestens 1.000 neue Windräder aufstellen zu wollen. Das entspricht durchschnittlich 200 Anlagen im Jahr - die doppelte Menge dessen, was im vergangenen Jahr realisiert wurde.

Die aktuell gültige Energieversorgungsstrategie sieht zudem vor, dass im Jahr 2030 Windräder mit einer Leistung von insgesamt 12 Gigawatt in NRW stehen sollen. Das entspricht einem durchschnittlichen Zubau von netto rund tausend Megawatt jährlich.

Sieben Jahre bis zur Inbetriebnahme

Christian Mildenberger im Portrait.

LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger

"NRW wird nach dem beschlossenen Ende der Braunkohleförderung nur dann Industrieland bleiben, wenn es auch weiterhin ein führendes Energieland bleibt. Das ist nur mit einem ganz schnellen Ausbau der Erneuerbaren Energien möglich, allen voran der Windenergie", kommentierte Christian Mildenberger, der Geschäftsführer des LEE. Sein Verband vertritt die Interessen der Erneuerbare-Energien-Branche.

Ein Problem beim schnellen Ausbau der Windenergie sind lange Planungs- und Genehmigungsverfahren. Nach LEE-Angaben vergehen in der Regel sieben Jahre von der ersten Planung bis zur Inbetriebnahme.

Positiv: gute Genehmigungsquote

Positiv bewertet Mildenberger vor diesem Hintergrund, dass im vergangenen Jahr Windräder mit einer Gesamtleistung von 865 Megawatt in NRW genehmigt wurden. Sie können in naher Zukunft gebaut werden. NRW liegt mit dieser Genehmigungsquote im bundesweiten Vergleich auf Platz zwei hinter Niedersachsen.

Kurz vor Jahresbeginn hatte das Klima- und Energieministerium von Mona Neubaur (Grüne) mit einem Erlass die Möglichkeiten zum Aufstellen von Windrädern erweitert: Ihr Bau ist in Nadelwäldern seitdem, mit einigen Ausnahmen, grundsätzlich erlaubt. Das gleiche gilt auch für so genannte Kalamitätsflächen - also Wald, der durch Sturm oder Krankheitsbefall wie den Borkenkäfer zerstört wurde.

Kein Tausend-Meter-Abstand mehr beim Repowering

Die schwarz-grüne Landesregierung will zudem noch in diesem Jahr den pauschalen Tausend-Meter-Abstand zwischen Windparks und Wohnbebauung für das so genannte Repowering abschaffen - also für die Ertüchtigung alter Anlagen mit größeren Generatoren. Ein entsprechender Gesetzesentwurf befindet sich derzeit im Parlamentarischen Verfahren.

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