NRW-Schulen haben mehr Personal

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NRW-Schulen haben mehr Personal

Stand: 24.05.2024, 17:06 Uhr

7.000 Personen mehr an den Schulen in NRW in den letzten anderthalb Jahren - diese Zahl präsentierte NRW-Schulministerin Feller (CDU) in Düsseldorf.

Von Sabine TentaSabine Tenta

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Der Mangel an Lehrkräften ist das wohl drängendste Problem in der NRW-Schulpolitik. Landesschulministerin Dorothee Feller (CDU) hat am Freitag in Düsseldorf vorläufige Zahlen zur Personalentwicklung an den NRW-Schulen vorgelegt. Wie viele Lehrkräfte noch fehlen, werde man sehen, wenn die reguläre Statistik Anfang Juni vorliegt.

Alltagshilfe wird ausgeweitet

In den letzten anderthalb Jahren, so erklärte Feller, seien 5.300 Fachkräfte, wie Lehrer und Sozialpädagogen zusätzlich eingestellt worden. Dahinter, so betonte die Ministerin, steckten sogar mehr Köpfe, weil nicht alle in Vollzeit arbeiteten. Seit Februar 2023 seien 1.300 Alltagshelferinnen und -helfer an Grund- und Förderschulen eingestellt worden. Sie sollen die Lehrkräfte entlasten.

Für die Schulministerin eine positive Entwicklung. Das Modell der Alltagshilfe werde darum im Schuljahr 2024/25 auch auf die Klassen 5 und 6 an Haupt- und Realschulen ausgeweitet.

Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel

Dorothee Feller hatte im Dezember 2022 ein Maßnahmenpaket vorgelegt, um die Personallage an den Schulen zu verbessern. Dieses Paket sei um weitere Aktionen angewachsen. Dazu gehört unter anderem, dass der Seiteneinstieg auch für die sonderpädagogische Förderung geöffnet wird. Voraussetzung wird ein zweijähriger berufsbegleitender Vorbereitungsdienst sein.

Auch die Ressource Pensionärinnen und Pensionäre soll weiter genutzt werden. Dafür wird die Hinzuverdienstgrenze für Beamtinnen und Beamte um weitere fünf Jahre bis Ende 2029 ausgesetzt. In den letzten Jahren habe man so die Zahl der Lehrkräfte jenseits des Rentenalters verdreifachen können auf 1.543 Lehrkräfte.

Strittiges Thema Abordnung

Aktuell sind laut Ministerin 9.300 Lehrkräfte von ihrer Stammschule an eine unterversorgte Schule abgeordnet, also zeitweise versetzt. Die Hälfte von ihnen an Grundschulen. Feller dankte ausdrücklich den abgeordneten Kräften - sie wisse, dass es für die Lehrerinnen und Lehrer mit Belastungen verbunden sei.

Ihr sei von abgeordneten Lehrkräften häufig zurückgemeldet worden, sie könnten nun die Maßnahme verstehen, sie seien nötig. Viele hätten sich über die herzliche Aufnahme im Kollegium und durch die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern gefreut. Sie würden zudem an der neuen Schule Erfahrungen sammeln, die sie später an ihrer Stammschule einbringen könnten.

Mathe-Förderung wird ausgebaut

Die Ministerin teilte weiter mit, dass die Förderung der Basis-Kompetenz Rechnen ausgebaut wird. Sie soll künftig nicht nur an Grund- und Förderschulen stattfinden, sondern auch die Sekundarstufe I erfassen. Die Förderprogramme - Feller spricht von 245.000 Euro Kosten - werden in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund umgesetzt. Professor Christoph Selter von der TU erklärte in Düsseldorf unter anderem, wie die Förderung durch ein Programm namens "PIKAS" arbeitet.

Selters schilderte beispielsweise, dass die Hälfte einer Gruppe von Sechstklässlern an der Aufgabe scheiterte, 6 x 5 in eine Textaufgabe zu übersetzen. Ihnen fehlte schlicht das Verständnis von Multiplikation. Darum sei die Sprache für die Vermittlung der Rechenkompetenz im Mathe-Unterricht von zentraler Bedeutung. Ferner brauche es einen Austausch mit anderen Lernenden und der Lehrkraft. Letztere müsse diagnosegeleitet vorgehen. Das heißt, in jedem Einzelfall schauen, warum ein Kind zu einem falschen Ergebnis gekommen ist.

Feller: Deutlich mehr Personal an NRW-Schulen

WDR 5 Westblick - aktuell 24.05.2024 05:52 Min. Verfügbar bis 24.05.2025 WDR 5


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SPD: "Fingerzeig in die richtige Richtung"

Bei der Personalsituation sieht sich die Schulministerin auf einem guten Weg. Das bescheinigt ihr selbst die Opposition. Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Dilek Engin, sagte, die Entwicklung sei "grundsätzlich ein Fingerzeig in die richtige Richtung". Allerdings, so Engin, "unter Schmerzen erkauft". Denn das System der Abordnungen und die Restriktionen bei der Teilzeit "sind und bleiben Flickschusterei".

Engin erneuerte ihre Forderungen nach entschlackten Lehrplänen, modernen Prüfungsformaten und mehr Freiraum für Lehrkräfte.

GEW sieht Handlungsbedarf

Die Landesvorsitzende der GEW, Ayla Çelik, merkte am Freitag angesichts der vorgestellten Zahlen kritisch an, dass im letzten Schuljahr 930 Lehrkräfte ihr Dienstverhältnis gekündigt hätten. Çelik nannte es "fatal, dass Menschen, die bereits im System sind, das Handtuch werfen, weil die schlechten Arbeitsbedingung und die Überlastung sie dazu nötigen". Und weiter sagte sie: "Bei etwa 7.000 fehlenden Lehrkräften können wir auf keine einzige Lehrkraft verzichten." Die GEW-Landesvorsitzende mahnte: "Perspektivisch muss daran gearbeitet werden, den Beruf so attraktiv zu gestalten, dass es keine Nachwuchsprobleme gibt und dabei bleiben die guten Arbeitsbedingungen die beste Werbung."

Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Fassung hatten wir andere Zahlen genannt. Das Schulministerium korrigierte die zunächst von Feller kommunizierten Zahlen am Freitagnachmittag.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 24.05.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.

Kommentare zum Thema

14 Kommentare

  • 14 lexiata 26.05.2024, 09:08 Uhr

    Leider wurde mein gestriger Kommentar nicht veröffentlicht, daher kommt er hier sinngemäß noch einmal: Man müsste genauer betrachten, welche "Fachkräfte" eingestellt wurden. Viele sind Seiteneinsteiger, die erst noch berufsbegleitend geschult und dabei auch von Lehrkräften begleitet werden müssen, was für die entsprechenden Mentoren Mehrarbeit bedeutet. Teils werden Studenten höher Semester ins kalte Wasser geworfen und verheizt. Die Schulpolitik hat es leider versäumt in den letzten Jahrzehnten eine adäquate Stellenreserve aufzubauen und den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Ich möchte da nur auf das unsägliche Programm "Geld statt Stellen" zur Jahrtausendwende hinweisen. Nun wird die Politik endlich wach. Das Kind aber auf in den Brunnen gefallen. Lehrkräfte, die seit Jahrzehnten guten Dienst leisten, müssen sich mit viel zu großen, viel zu heterogenen Klassen und immer mehr administrativen Tätigkeiten herumschlagen! Kein Wunder, wenn da etliche das Handtuch werfen!

  • 13 PBMM 25.05.2024, 20:29 Uhr

    Es sollte auch erwähnt werden, dass die Grundschullehrer sowie die Sek1 Lehrer immer noch deutlich schlechter bezahlt werden als die Sek2 Lehrer. Zudem befinden sie sich immer noch in der falschen Laufbahngruppe. Andere Bundesländer sind da bereits viel weiter, so hat Hamburg alle grundständig ausgebildeten Lehrer zu Studienräten ernannt. Dadurch ist der Beruf deutlich attraktiver geworden.

  • 12 Handwerker Alex 25.05.2024, 18:13 Uhr

    Die Wurzel des derzeitige Dilemmas wurde bereits in der SPD geführten Landesregierung von Frau Kraft gelegt. Eine WDR Sendung (Die Stori) zeigte vor einigen Jahren u. a. wie im sozial schwachen Essener Norden in einer Grundschule, in einer Schulklasse, die mit 80% der Kinder die einen Immigrationshintergrund besetzt war, auf eine Lehrperson 27 Schüler (innen) kamen, während im wohlhabenden Essener Süden, in einer Schulklasse mit nur 20% Immigrationskindern, nur 23 Kinder auf eine Lehrperson kamen. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Status der Bildungsferne im Essener Norden bewußt erhalten werden sollte, damit dort weiterhin SPD Wahlkreise langfristig gesiichert werden sollten. Denn dort wo das Bildungsferne in NRW am größten war hatte die SPD stets die besten Wahlergebnisse.

  • 11 Uwe Roßdeutscher 25.05.2024, 17:45 Uhr

    Oh Gott, was sind das für Lehrkräfte bzw was sind dieses für Persönlichkeiten. In jedem anderen Beruf, würden diese nicht einen Monat bestehen.

  • 10 lexiata 25.05.2024, 16:45 Uhr

    Man müsste mal genauer betrachten, welche Fachkräfte eingestellt worden sind. Viele sind Seiteneinsteiger, die erst noch berufsbegleitend geschult werden müssen. Teilweise werden auch Studenten höherer Semester ins kalte Wasser geworfen und verheizt! Es mangelt immer noch an allen Ecken und Enden! Hinzu kommen immer mehr administrative Aufgaben, zu große, heterogene Klassen etc. Die Schulpolitik hat jahrzehntelang versäumt eine sinnvolle Stellenreserve beizubehalten! Da muss man nur mal an das unsägliche Programm "Geld statt Stellen" zurückdenken!

  • 9 Uwe Roßdeutscher 25.05.2024, 03:58 Uhr

    Habe um mich herum zahlreiche Lehrer wohnen die aber ständig Zuhause oder krank sind. Also irgendetwas stimmt da nicht.

  • 8 Markus 25.05.2024, 00:14 Uhr

    Teilzeit bedeutet weniger Geld. Wenn Lehrer das trotzdem wählen gibt es dafür Gründe. Frau Feller reduziert die Möglichkeit dafür und macht den Beruf unattraktiver. Zusätzliches Engagement wird erschwert, weil die Zeit fehlt, wenn man sieben Korrekturen gleichzeitig hat und nicht mehr reduzieren kann. An den Universitäten werden Studenten von Doktoranden auf den Lehrberuf vorbereitet, weil Lehrer nicht mehr abgeordnet werden, weil sie im Schulsystem fehlen. Das Referendariat ist von 24 auf 18 Monate gekürzt worden, damit man Geld spart. 4 Monate Praxissemester ersetzen jetzt das bezahlte Halbjahr. Arbeiten kann man parallel nicht mehr, also können sich aufgrund des niedrigen Bafögsatzes bestimmte Studenten das Praxissemester nicht mehr leisten. Heute wurde die ZP10 in Mathematik geschrieben. Zwei Klassensätze muss ich bis Mittwoch korrigieren. Das wird bei 53 Arbeiten etwa 53 Stunden dauern, es ist jetzt gerade Mitternacht. So ist der Alltag als Lehrer. Warum fehlen Lehrer? Hm …

  • 7 LehrerinNRW 24.05.2024, 22:11 Uhr

    Ich bin eine der vom Gymnasium zur Grundschule abgeordneten Lehrkräfte - ich habe im gesamten Schuljahr keine einzige Fortbildung vom Land angeboten bekommen (trotz vorher anders lautender Informationen), die mir geholfen hätte, diese Herausforderung zu meistern. Und ich weiß aktuell noch nicht, wo ich im nächsten Schuljahr arbeiten werde: kein Gymnasium kann/will mich einsetzen, und trotz meiner Bereitschaft, die Abordnung zu verlängern, gibt es auch kein ok für den Verbleib an der Grundschule. Das finde ich angesichts der Tatsache, dass ich mich in meinem Job seit Jahren immer zu 100% eingesetzt habe, einfach bitter. Der Trost sollte wohl sein, dass mich das Land auf jeden Fall weiter bezahlen muss, egal wo ich im nächsten Jahr arbeite. Angesichts der Tatsache, dass dies schon meine zweite Abordnung in zwei Jahren ist, bleibt dies allerdings ein verdammt schwacher Trost. Und es interessiert die Schulbehörden nicht, wie es den Menschen in diesem Job geht, solange man funktioniert.

  • 6 Mussman Wissen 24.05.2024, 18:32 Uhr

    Wer möchte schon gerne sein restliches Berufsleben in einem Schulgebäude unterrichten, wo einem die Deckenplatten auf den Kopf fallen können, es im Winter nach Mäuseurin riecht (wenn denn die Heizung funktioniert, wenn nicht dann riecht es zwar nicht, dafür darf man bei 14-16 Grad unterrichten). Wo man in jedem Cafe in Marokko besseres WLAN hat und die schuleigenen IPads bei der Anschaffung schon so veraltert sind, dass kaum noch neue Apps drauf laufen können. Ein echter Traumjob also......

  • 5 Lehrer 24.05.2024, 18:20 Uhr

    Alle abgeordneten Kolleginnen und Kollegen in meinem Umfeld (zumeist vom Gymnasien zu 50% an Grundschulen abgeordnet) fühle sich überlastet. Ihre Aufnahme und „Ausbildung“ verlief sehr schlecht. Den Grundschullehrkräften ist die wenig wertschätzende Aufnahme nicht zu verübeln. Sie sind überlastet und als Lösung bekommen sie nicht vollwertige Kolleginnen und Kollegen, die sie nebenbei einarbeiten und unterstützen müssen. Auch an Gymnasien wurden vermehrt Menschen ohne abgeschlossenes Referendariat eingestellt, die beispielsweise nicht in der Oberstufe eingesetzt werden dürfen, was ebenfalls zur Belastung der übrigen Kolleginnen und Kollegen führt. Frau Feller erwähnt auch nicht, dass immer mehr Lehrerinnen und Lehrer als zusätzliche Aufgaben an anderen Schulen bei Prüfungen aushelfen müssen - selbstverständlich ohne zusätzliche Bezahlung. So macht man den Beruf nachhaltig attraktiv.

  • 4 Trend 24.05.2024, 17:01 Uhr

    Jetzt werden mal wieder die Pressemitteilungen der Landesregierung ungeprüft nachgeplappert. Keine nachfragen keine wichtigen Infos. Wie viele Lehrkräfte sind in Rente gegangen. Wie viele ausgestiegen? Wie viele langzeiterkrankt? Wie viele werden ausgebildet? Och Leute

  • 3 Kicker 24.05.2024, 16:45 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er sich nicht auf das Thema der Diskussion bezieht. (die Redaktion)

  • 2 Helga Krüger 24.05.2024, 16:30 Uhr

    Mehr Personal heißt leider nicht mehr Lehrkräfte, die auch Unterricht erteilen. Frau Feller rechnet wohl alle Köpfe zusammen, die oder Schule eingesetzt werden, egal ob Alltagshelfer oder andere Professionen. Das ändert aber leider gar nichts am Lehrkräftemangel. Ist also Augenwischerei.

  • 1 PBMM 24.05.2024, 15:46 Uhr

    Es gibt mehr als 5300 Schulen in NRW. Bedeutet, es hat noch nicht einmal jede Schule eine einzige Lehrkraft mehr erhalten, obwohl überall zahlreiche Lehrkräfte fehlen. Das sollte man vielleicht auch im Artikel erwähnen. Und dann gibt es ja auch noch die Schulen, die niemanden bekommen haben, weil dort kein Mensch mehr arbeiten möchte und kann, ohne seine eigene Gesundheit zu gefährden. Darum die fast 10000 Zwangsabordnungen. Mag jetzt kurzfristig zwar helfen, aber der Beruf wird dadurch noch unattraktiver.

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