Containerhafen in Duisburg

NRW-Wirtschaft erholt sich offenbar

Stand: 27.06.2024, 16:56 Uhr

Noch vor einem Jahr sahen die Aussichten etwas trüber aus. Doch derzeit scheint sich die Konjunktur in NRW wieder leicht zu erholen. Für 2024 wird mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent gerechnet.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Vor allem die energieintensive Industrie in NRW hatte in Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine besonders gelitten. Die Erholung fällt nun stärker aus als in Deutschland insgesamt. Während für die gesamte Bundesrepublik ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent erwartet wird, sind es für NRW 0,5 Prozent. Für das kommende Jahr prognostiziert das RWI in Bund und Land sogar ein Wachstum von 1,5 Prozent.

"Es geht wirtschaftlich wieder aufwärts." NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne)

Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht für NRW hervor, den Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellt hat. "Es geht wirtschaftlich wieder aufwärts - das zeigen sowohl die Produktionszahlen als auch der Bericht des RWI", freute sich Neubaur.

Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellt das RWI-Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung jährlich drei Konjunkturberichte. Der am Donnerstag vorgestellte Bericht beinhaltet dabei eine aktualisierte Jahresprognose für die NRW-Wirtschaft im Jahr 2024 und eine erste Prognose für 2025.

Demnach erwartet das RWI eine anhaltende Erholung über 2024 hinaus, sieht aber auch "Abwärtsrisiken". Für das aktuelle Jahr rechnet das Institut mit 25.000 neuen Stellen auf dem NRW-Arbeitsmarkt. Zu Beginn des Jahres hatten die Wissenschaftler noch mit 8.000 Stellen gerechnet. 2025 werde die Zahl aber auch stagnieren, teilte das RWI mit.

Die an den Börsen gesunkenen Energiepreise würden nun auch in NRW für Entspannung sorgen, erklärte Neubaur. Allerdings wären die Preise im internationalen Vergleich noch vergleichsweise hoch. "Das zeigt: Die strukturellen Probleme Deutschlands und damit NRWs bleiben, lassen sich aber mit einer besseren Konjunktur deutlich einfacher angehen", so die Wirtschaftsministerin.

Wie steht es um die Wirtschaft in NRW?

WDR 5 Westblick - aktuell 27.06.2024 04:22 Min. Verfügbar bis 27.06.2025 WDR 5


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IHK erwartet weiter "steinigen Weg"

Zusätzlich zum Konjunkturbericht hat die IHK NRW aktuelle Ergebnisse ihrer Konjunkturumfragen vorgestellt. Laut IHK NRW-Präsident Ralf Stoffels ist die Verunsicherung in der Wirtschaft weiter groß. "Immerhin scheint sich der Abschwung nicht weiter fortzusetzen und die Konjunktur zunächst auf eine Seitwärtsbewegung einzuschwenken", so Stoffels. Dabei forderte er aber klare Rahmenbedingungen mit einer langfristigen Perspektive, "um richtig Schwung" aufnehmen zu können. Bis zu einer deutlichen Erholung erwartet er deshalb noch einen "steinigen Weg".

Fachkräftemangel bleibt Herausforderung in NRW

Die Bundesagentur für Arbeit wies in dem Zusammenhang auf den Fachkräftemangel hin, besonders in Sozialberufen, IT- und beratenden Berufen. "Demgegenüber stehen rund 195.000 Fachkräfte und davon allein 60.000 geflüchtete Menschen, die in NRW derzeit arbeitslos gemeldet sind", teilte Roland Schüßler von der NRW-Regionaldirektion mit. "Die Herausforderung für Wirtschaft und Arbeitsmarkt ist es, dass wir auf keine Fach- und Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt verzichten können und konsequent auf die Förderung von Qualifizierung und Weiterbildung setzen müssen", so Schüßler.

Am Mittwoch hatte NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) einen ersten Zwischenbericht der Landesregierung zu ihrer Fachkräfteoffensive vorgestellt. Dabei bezeichnete auch er den Kampf gegen den Arbeitskräftemangel als Mammutaufgabe.

Neubaur: "Müssen enkelfähig werden"

In einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums mahnte Neubaur zudem noch: "Unsere Politik muss endlich 'enkelfähig' werden, damit der Planet auch für kommende Generationen lebenswert bleibt." Dies erfordere "gewaltige Investitionen" von privaten und staatlichen Unternehmen. Es wäre verheerend, wenn ein kurzfristiger konjunktureller Aufschwung über Abstriche bei den Klimazielen erkauft würde. "Denn dann wären die wirtschaftlichen Kosten langfristig höher", so die Wirtschaftsministerin.

Über dieses Thema berichten wir am Donnerstag u.a. auch im WDR-Fernsehen sowie im WDR 5-Westblick.