Feuerverzinkung in Gelsenkirchen

Die Angst der Industrie vor der Dunkelflaute

Stand: 26.01.2024, 06:00 Uhr

Wenn im Jahr 2030 die Braunkohle-Kraftwerke abgeschaltet werden, könnte den Industrie-Anlagen der Strom ausgehen - das fürchten jedenfalls die Industrie- und Handelskammern in NRW. Was ist zu tun, was fordern Firmen? Ein Besuch in Gelsenkirchen.

Von Portrait von Olaf BiernatOlaf Biernat

Es ist laut in der riesigen Produktionshalle des Unternehmens "Zinq" in Gelsenkirchen. Ein Mitarbeiter der Zinkerei manövriert mit einem Joystick eine Stahlkette, die von der Decke hängt. Daran befestigt sind meterlange Stahlplatten, die langsam in ein Becken mit einer dampfenden Zink-Lösung eintauchen.

Zink-Becken müssen ständig 450 Grad heiß sein

Nach genau zwölf Minuten hebt sich der tonnenschwere Koloss aus der Schmelze, die Stahlplatten für den Fahrzeugbau sind vollständig mit Zink überzogen. Die silberne Masse sorgt dafür, dass der Stahl nicht rostet. "Wir haben eine Schmelze, die 365 Tage im Jahr auf einer Temperatur von 450 Grad gehalten werden muss", erklärt Produktionsleiter Thomas Wolf.

Zinkerei frisst Millionen Tonnen Kilowattstunden

Die Chefs von Zinq machen sich Sorgen über Energie-Engpass

Produktionsleiter Wolf (l.) und Geschäftsführer Baumgürtel in der Produktion

Die Produktion allein am Standort Gelsenkirchen verschlingt 10 Millionen Kilowattstunden Energie im Jahr. Zum Vergleich: Ein Vier-Personen-Haushalt in Deutschland kommt durchschnittlich auf 4.500 Kilowattstunden. Ein Teil kommt aus Erneuerbaren wie Solar- und Windenergie. Deshalb macht sich "Zinq"-Chef Lars Baumgürtel auch Sorgen, denn es gibt einige wenige Tage, an denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.

"Es ist ein großes Risiko, wenn man sich alleine auf Strom aus Erneuerbaren Energien verlässt. Wir müssen dringend damit beginnen, neue Gaskraftwerke als Ersatz für die Braunkohle zu bauen", sagt der Geschäftsführer. Genau das mahnt auch das IHK-Monitoring zur Energieversorgung an. Die Studie sieht zwar Fortschritte beim Ausbau vor allem von Wind- und Sonnenenergie, allerdings gebe es keine ausreichenden Reservekapazitäten.

Um diese so genannten "Dunkelflauten" zu kompensieren, müssten Reservekapazitäten geschaffen werden, in Form von wasserstofffähigen Gaskraftwerken. Nach Berechnungen des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität Köln müssten acht solcher Gaskraftwerke in NRW gebaut werden, damit genügend Energie zur Verfügung steht.

Energie-Engpässe sorgen für große Probleme

Zinq in Gelsenkirchen

Die Zinkerei liegt am Gelsenkirchener Stadthafen

Bis neue Gaskraftwerke geplant, gebaut und am Netz sind, dauert es sechs bis sieben Jahre. Deshalb machen sich Industrie-Unternehmer wie Lars Baumgürtel von Zinq in Gelsenkirchen auch jetzt schon große Sorgen, denn sein Unternehmen benötigt 24 Stunden am Tag Energie. Sollte es zu Engpässen bei Gas und Strom kommen, sieht Baumgürtel Probleme für sein Unternehmen mit weltweit 2.500 Mitarbeitern:

"Wenn die Energie nicht sicher ist, müssen wir die Produktion unterbrechen, möglicherweise haben wir auch ein Problem mit Anlageschäden." Lars Baumgürtel, geschäftsführender Gesellschafter von Zinq

Die IHK NRW fordert sowohl Bund als auch Land auf, schnellstmöglich eine Kraftwerksstrategie vorzulegen. Gespräche dazu laufen bereits im Kanzleramt, an denen sowohl das Wirtschafts- und Finanzministerium als auch Energieunternehmen wie Uniper und RWE beteiligt sind.

Unsere Quellen:

  • IHK Nordrhein-Westfalen
  • Unternehmen Zinq in Gelsenkirchen
  • WDR-Reporter

Westpol

Westpol 21.01.2024 29:34 Min. UT DGS Verfügbar bis 21.01.2029 WDR

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