Ein Mann aus Somalia arbeitet an einer Maschine.

Konjunkturbericht: Aufschwung in NRW noch nicht in Sicht

Stand: 02.06.2023, 16:14 Uhr

Die Wirtschaft in NRW entwickelt sich in diesem Jahr schlechter als gedacht. Gründe dafür sind laut aktuellem Konjunkturbericht eine hohe Inflation samt teurer Energie. Positiv entwickelt sich aber die Beschäftigung.

Von Rainer StriewskiRainer Striewski

Um 0,3 Prozent wird die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr in NRW zurückgehen. Das hat das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung errechnet. Im März waren die Wissenschaftler für NRW noch von einer Stagnation ausgegangen. Bundesweit liegt der Rückgang nur bei 0,1 Prozent.

Für NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) ist damit klar: "Der Weg aus der Energiekrise bleibt steinig." Am Freitag stellte sie den Konjunkturbericht in Düsseldorf vor. Demnach liegen die Gründe für die schlechte Entwicklung in der hohen Inflation sowie dem Anstieg der Energiekosten. Die Wirtschaft Nordrhein-Westfalens wäre im vergangenen Jahr durch die stark gestiegenen Energiepreise deutlich stärker belastet als die deutsche Wirtschaft insgesamt, heißt es im Bericht.

Beschäftigung entwickelt sich positiv

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur bei der Vorstellung des Konjunkturberichts

Neubaur: "Wirtschaft kämpft sich aus der Rezession"

Nach Einschätzung der Wissenschaftler kehren aber die Konsumlaune und Investitionsbereitschaft im Laufe des Jahres wieder zurück. "Die NRW-Wirtschaft kämpft sich aus der Rezession", befand deshalb Wirtschaftsministerin Neubaur. Sie verwies dabei auf den positiven Teil der Konjunkturprognose, der zufolge die Beschäftigung in NRW in diesem Jahr um 67.000 Stellen wachsen wird. Gäbe es den Fachkräftemangel nicht, fiele das Plus noch höher aus.

"Die aktuellen preislichen Entlastungsmaßnahmen greifen immer mehr, für Investitionen brauchen Unternehmen aber auch Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Dazu gehört langfristig eine sichere und günstige Versorgung mit Erneuerbaren Energien und für den Übergang einen Industriestrompreis, der gerade der energieintensiven Industrie im internationalen Wettbewerb hilft", so Neubaur.

Leichte Erholung bei energieintensiven Industrie

Laut RWI zeigt sich die Bauproduktion in NRW "bemerkenswert robust". "Auch die Auftragseingänge deuten auf eine stabile Entwicklung hin", erklärte RWI-Konjunkturexperte Torsten Schmidt. "In den energieintensiven Industrien scheint der energiepreisbedingte Rückgang der Produktion beendet zu sein. Hier ist mit einer leichten Erholung zu rechnen."

Das gilt aber nicht für alle Bereiche. Viele Unternehmen wären mit Blick auf die Energiepreise und den Fachkräftemangel verunsichert, betonte Ralf Stoffels, Präsident der IHK NRW. "Die hohe Unsicherheit führt dazu, dass viele Unternehmen derzeit abwarten und Investitionen zurückstellen", fasst Stoffels die Ergebnisse einer IHK-Konjunkturumfrage zusammen. Der dringend benötigte Aufschwung wäre noch nicht in Sicht.

FDP fordert Bürokratieabbau, SPD einen "Transformationsfonds"

"Die aktuelle Entwicklung ist kein Anlass zum Jubeln, sondern zum Anpacken", kritisierte hingegen die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. "Hohe Energiepreise, viel Bürokratie, langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine marode Infrastruktur und hohe Steuern belasten die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen", erklärte Dietmar Brockes, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion.

Die SPD warf Wirtschaftsministerin Neubaur Passivität vor. "Wer sich gegen aktive Industriepolitik entscheidet, nimmt Deindustrialisierung, Job- und Wohlstandsverluste in Kauf. NRW braucht jetzt Investitionen in Innovation, Industrie und Infrastruktur", betonte André Stinka, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. Er schlug dabei einen "Transformationsfonds" in Höhe von 30 Milliarden Euro vor. Dieser soll Unternehmen helfen, ihre Produktionsprozesse klimaneutral und kreislauforientiert umzugestalten.