Stellungnahme des Erzbistums Köln zur Kritik an Woelki fällt schmallippig aus

Stand: 10.08.2022, 20:15 Uhr

Drei katholische Regionalchefs im Erzbistum Köln haben Kardinal Rainer Maria Woelki scharf kritisiert. Der Generalvikar des Erzbistums Köln nahm jetzt in einem Brief an Mitarbeitende Stellung.

Der Brief an die Mitarbeitenden verzögerte sich immer mehr. Erst für 14 Uhr angekündigt, dann für 17 Uhr, wurde er schließlich um 19 Uhr veröffentlicht. Offenbar gab es doch mehr Abstimmungsbedarf als gedacht. Und dabei zeigt der Brief keinerlei Einsicht.

Den Vorwurf, die Kommunikationsexperten hätten Woelki vorgeschlagen, den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs auf seine Seite zu ziehen, bestreitet Generalvikar Guido Assman erst gar nicht. Aber "es gab nie das Ziel, diese zu einem bestimmten Stimmverhalten zu animieren. Es ist auch niemals Druck auf einzelne oder mehrere Teilnehmer ausgeübt worden."

Plan: "Überleben" im Amt

Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass Woelkis PR-Berater Ende 2020 auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum Köln Pläne für dessen "Überleben" im Amt entworfen hätten. Bekannt war bereits, dass Woelki 820.000 Euro für PR-Beratung ausgegeben hat.

Die Beauftragung einer Kommunikationsagentur nennt Generalvikar Guido Assman einen völlig normalen Vorgang, denn: "Ich bin Priester in diesem Hause, andere sind Verwaltungsfachleute, wiederum andere Finanzexperten - wir sind alle keine Kommunikationsprofis," so Assmann.

Dem Bericht zufolge schlugen ihm die Kommunikationsexperten vor, den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der Auseinandersetzung auf seine Seite zu ziehen. Die Betroffenen sollten demnach seine Entscheidung unterstützen, ein erstes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern aufgrund von rechtlichen Bedenken nicht zu veröffentlichen. Woelki solle dabei auf "Emotionen, Glaubhaftigkeit und Echtheit" setzen, so die PR-Berater.

Stadtdechanten forderten Woelki zur Stellungnahme auf

Wolfgang Picken ist Stadtdechant im Bonner Münster

Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken forderte Woelki auf, unverzüglich zu dem Zeitungsbericht Stellung zu nehmen. "Sollte Kardinal Woelki die benannten Empfehlungen seiner PR-Berater wirklich umgesetzt haben, könnte das einen irreparablen Schaden an der Integrität des Kardinals hinterlassen und wäre nur noch schwer zu tolerieren", so Picken.

"Wenn der Betroffenenbeirat des Erzbistums bewusst instrumentalisiert worden ist, macht das den bereits im Raum stehenden Vorwurf verständlich, Kardinal Woelki habe Missbrauchsopfer erneut missbraucht und ihre Retraumatisierung in Kauf genommen." Wolfgang Picken, Bonner Stadtdechant

Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine schrieb in einem Facebook-Beitrag, wenn die Darstellung so zutreffe, komme dies "einer moralischen Bankrotterklärung der Bistumsleitung dem Betroffenenbeirat und allen Betroffenen gegenüber" gleich. Dass das Erzbistum derzeit keine Stellungnahme zu dem vertraulichen Papier abgeben wolle, könne er angesichts der Resonanz und Brisanz nicht verstehen "und schon gar nicht akzeptieren".

Auch der Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp übte am Mittwoch Kritik und forderte eine Stellungnahme. "Einen Betroffenenbeirat zu instrumentalisieren und Journalisten zu manipulieren, geht für mich gar nicht."

Zweifel an Neuanfang

Der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth forderte Woelki ebenfalls auf, sich zu erklären. "Vom nach der Rückkehr unseres Erzbischofs aus der Auszeit verheißenen Neuanfang im Erzbistum bleibt nicht mehr viel übrig", kritisierte Kurth in einer Erklärung.

"Wir stehen vor einem weiteren Tiefpunkt in der Krise des Verlustes an Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Ansehen und Amt des Erzbischofs von Köln und damit des Erzbistums Köln sind weiter beschädigt." Bruno Kurth, Wuppertaler Stadtdechant

Entscheidung des Papstes steht noch aus

Woelki war im vergangenen Jahr von Papst Franziskus in eine fünfmonatige Auszeit geschickt worden. Der Papst hatte ihm "große Fehler" insbesondere in seiner Kommunikation im Zusammenhang mit dem nicht veröffentlichten Missbrauchsgutachten vorgeworfen.

Anfang März nahm Woelki seine Amtsgeschäfte wieder auf. Allerdings musste er ein Rücktrittsgesuch einreichen, über das der Papst noch entscheiden muss.

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