Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk hängen an einem Balkon.

Warum es jetzt noch leichter wird ein Balkonkraftwerk zu betreiben

Stand: 05.07.2024, 21:08 Uhr

Der Bundestag hat es jetzt noch einfacher gemacht, Balkonkraftwerke zu nutzen. Durch eine Änderung im Mietrecht brauchen Vermieter künftig einen triftigen Grund, um die Installation der Mini-Solaranlagen zu verhindern.

Ab dem 07. Juli ist es leichter für Mieter und Wohnungsbesitzer, ein Balkonkraftwerk aufzubauen. Denn der Bundestag hat beschlossen, dass Vermieter und Hausgemeinschaften einen triftigen Grund brauchen, um die Anlagen zu verhindern. Zum Beispiel wenn das Haus unter Denkmalschutz steht.

Damit genießen die Balkonkraftwerke einen ähnlichen Status wie Ladestationen für E-Fahrzeuge und Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit.

Wie müssen Balkonkraftwerke angemeldet werden?

Neu ist, dass Balkonkraftwerke nicht mehr beim Netzbetreiber angemeldet werden müssen. Ausreichend ist nun eine Registrierung im Marktstammregister der Bundesnetzagentur. Auch Zähler müssen nicht mehr extra umgerüstet werden. Solaranlagen auf Gewerbeflächen sollen außerdem besser gefördert werden und auch auf Ackerflächen soll künftig einfacher Sonnen-Energie gewonnen werden.

Doch wie viele dieser Anlagen gibt es schon in Deutschland? Was sind Kosten und Nutzen der Mini-Kraftwerke? Wie funktioniert so ein Minikraftwerk und wie viel Strom produziert es? Fragen und Antworten.

Balkonkraftwerke Boom

WDR Studios NRW 07.04.2024 00:47 Min. Verfügbar bis 07.04.2026 WDR Online


Wie viele Balkonkraftwerke gibt es in Deutschland?

Inzwischen sind in Deutschland mehr als 563.000 Balkonkraftwerke in Betrieb. Das geht aus dem Markt-Stammdaten-Register der Bundesnetz-Agentur mit Stand vom 05. Juli hervor. Alleine im zweiten Quartal kamen mehr als 152.000 Anlagen hinzu. atsächlich dürften es jedoch noch mehr sein, da es einerseits auch nicht registrierte Anlagen gibt, andererseits Anlagen auch nachgemeldet werden können.

Nimmt die Zahl der Mini-Kraftwerke in Deutschland noch weiter zu?

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hält es für wahrscheinlich, "dass die Nachfrage nach Solartechnik insgesamt auch 2024 weiter zunehmen wird", sagt Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Aber: Durch die Energiekrise im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine habe es eine Sonderkonjunktur gegeben, die jetzt etwas abebbe.

Wie funktioniert eine solche Solaranlage auf dem Balkon?

Im Lieferumfang enthalten sind ein bis maximal zwei Solarmodule, eine Haltevorrichtung und der Wechselrichter. Die Anlage lässt sich mit ein paar Handgriffen am Balkon oder der Hauswand anbringen. Ein Modul reicht in der Regel aus. Es ist etwa 1 Meter mal 1,70 Meter groß.

Der Wechselrichter wandelt den Gleichstrom vom Solarmodul in Wechselstrom für das Stromnetz um. Per Kabel und Stecker wird die Anlage dann einfach an eine Steckdose angeschlossen und der Strom wird so ins Hausnetz eingespeist. Die Haushaltsgeräte verbrauchen dann zuerst den kostenlosen Sonnenstrom. Reicht der nicht mehr aus, wird der Strom wieder regulär über den Stromanbieter bezogen.

Wie viel kostet ein Balkonkraftwerk?

Für ein 800-Watt-Balkonkraftwerk mit Kabeln, Wechselrichter, zwei Modulen und Halterung sollte man rund 450 bis 800 Euro einplanen. Einem Single-Haushalt mit niedrigem Verbrauch reicht oft eine 400-Watt-Anlage, die ab 200 Euro kostet.

Es müssen jedoch noch weitere Kosten berücksichtigt werden. Wer beispielsweise handwerklich nicht so versiert ist, braucht vielleicht Hilfe bei der Montage und Ausrichtung der Mini-Solaranlage. Wer keine Steckdose auf dem Balkon hat, muss die Leitung nach innen verlegen.

Wie viel Strom produziert ein Balkonkraftwerk?

Bisher darf mit einem Balkonkraftwerk maximal 600 Watt in das öffentliche Netz einspeist werden. Mit dem neuen Solarpaket könnte diese maximale Wattzahl auf 800 Watt angehoben werden. Doch auch andere Faktoren, wie Ausrichtung, Neigungswinkel und Sonneneinstrahlung vor Ort beeinflussen die Stromproduktion des Mini-Kraftwerks.

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin hat hierzu einen Online-Rechner, der hilft, die solare Eigenversorgung besser abzuschätzen. Unter besten Bedingungen, also bei einem 600-Watt-System an einem Süd-Balkon ohne Verschattung kommt man so auf 400 bis 600 Kilowattstunden Solarenergie im Jahr.

Muss der Solarstrom direkt verbraucht werden?

Das Mini-Kraftwerk ist in der Lage einen Großteil des Stand-by-Verbrauchs der Elektrogeräte im Haushalt zu decken. Es ist jedoch kaum möglich den Solarstrom immer komplett zu verbrauchen, wenn er entsteht.

Dafür gibt es verschiedene Lösungsmöglichkeiten: Moderne Haushaltsgeräte lassen sich beispielsweise zeitsteuern. So lässt sich die Wasch- oder Spülmaschine automatisch mittags starten. Außerdem gibt es die Möglichkeit Komplettsets zu kaufen, in denen neben dem Balkonkraftwerk auch ein spezieller Batteriespeicher enthalten ist. Solche Komplettsets gibt es zum Teil schon ab rund 1.000 Euro.

Ob sich die zusätzliche Anschaffung eines Batteriespeichers lohnt hängt auch wieder von unterschiedlichen Faktoren ab. Wenn der Stand-by-Verbrauch bereits sehr hoch ist, lohnt es sich beispielsweise nicht die noch verbleibende Solarenergie zu speichern.

Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Online Beitrag des ADAC
  • Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin