Toomaj Salehi gehört zu den prominentesten Unterstützern der regierungskritischen Proteste im Iran. Am Sonntag soll der Rapper von Sicherheitskräften verhaftet worden sein. Das berichtet die staatliche iranische Nachrichtenagentur Tasnin.
Familie im Ruhrgebiet
Gestern haben nach Angaben der Polizei rund 300 Deutsch-Iraner in Köln für seine Freilassung demonstriert. Ein Onkel des Rappers lebt im Ruhrgebiet und fürchtet um dessen Leben. Er sagte dem WDR, er habe Hinweise, dass Salehi gefoltert werde.
In seinen Texten prangert der Rapper die Missstände in seinem Heimatland offen an, singt über Korruption und Machtmissbrauch. Auf seinen Social-Media-Kanälen sehen hunderttausende Fans seine Aufrufe zum Widerstand gegen das Regime. Die Accounts werden nach Angaben des Onkels auch nach der Verhaftung von einer Freundin weitergeführt.
Toomaj Salehi wusste offenbar von seiner bevorstehenden Verhaftung und hielt sich versteckt, bis er sich vor einigen Tagen offen bei Protesten zeigte. "Das hat den Radius natürlich verkleinert und es wurde für die Behörden leichter, ihn zu lokalisieren", sagt Journalist Bamdad Esmaili aus der WDR-Auslandsredaktion.
Familie fürchtet um das Leben des Rappers
Der Agentur Tasnin zufolge wird dem Musiker vorgeworfen, bei den seit Wochen anhaltenden Demonstrationen zur Gewalt aufgerufen zu haben. Er soll festgenommen worden sein, als er versuchte das Land zu verlassen. Doch diese Behauptung diene lediglich dazu, Salehi als Feigling und Verräter darzustellen, der aus seiner Heimat fliehe, so Esmaili.
Auch die Familie des Musikers widerspricht der offiziellen Version, bestätigt aber die Verhaftung und fürchtet um das Leben Salehis. "So wie ich Toomaj kenne wird er nicht nachgeben. Er geht dem Tod entgegen. Er wird sich von den Islamisten und der islamischen Regierung nicht verneigen", sagte ein Onkel des Rappers, der im Ruhrgebiet lebt, dem WDR.
Schon einmal verhaftet
Vor etwa einem Jahr war Salehi schon einmal aufgrund eines regimekritischen Songs verhaftet worden. Nach einigen Tagen kam er auf Kaution wieder frei. Mit der erneuten Verhaftung wolle die Regierung auch ein Exempel statuieren und Ängste schüren, sagt Esmaili. Aus demselben Grund seien in den vergangenen Wochen im Iran tausende Regime-Gegner, darunter mehrere Prominente, verhaftet worden.
Seit gut sechs Wochen gibt es im Iran Proteste gegen den autoritären Regierungsstil und die Islamische Republik, dem sich zahlreiche Unterstützer auf der ganzen Welt anschlossen. Auslöser war der Tod von Mahsa Amini. Die junge Iranerin starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Zuvor war sie von der Sittenpolizei festgenommen worden, da sie gegen die strengen Kleidervorschriften verstoßen haben soll.
