Szene aus Doku-Serie: Zwei Feuerwehrleute vor Löschfahrzeugen

Weshalb die Freiwillige Feuerwehr bei uns so wichtig ist

Stand: 04.05.2023, 19:56 Uhr

Ein Zeichen der Wertschätzung. Darum geht es am Internationalen Tag der Feuerwehrleute. In Deutschland sind das fast ausschließlich freiwillige Einsatzkräfte.

Von Timo Landenberger

Als nachts um halb 12 der Alarm losgeht, lässt Birgit Kill alles stehen und liegen. Die Feuerwehrfrau wird zu einem Dachstuhlbrand in Essen gerufen, der bereits auf das gesamte Haus übergegriffen hat. Erst um 9 Uhr am nächsten Morgen ist sie zurück in der Wache, doch an Feierabend ist noch lange nicht zu denken.

Birgit Kill

Feuerwehrfrau Birgit Kill von der Freiwilligen Feuerwehr Essen

"Solche Einsätze sind selten", sagt Kill. Meistens gehe es darum, Türen zu öffnen, Bäume von der Straße zu holen oder Rettungskräfte bei Unfällen zu unterstützen. Die gelernte Krankenschwester ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Essen. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ist die Gruppe abrufbereit. Ehrenamtlich, versteht sich.

Freiwillige Feuerwehren - ein deutsches Phänomen

Dass dieses Engagement eben nicht selbstverständlich ist, daran soll am Internationalen Tag der Feuerwehrleute erinnert werden. In Deutschland hat der Tag eine besondere Bedeutung. Denn während die Feuerwehr in den allermeisten Ländern aus rein hauptberuflichen Angestellten besteht, oft sogar dem Militär zugeordnet ist, sind es hierzulande überwiegend ehrenamtliche Einsatzkräfte.

In Nordrhein-Westfalen verfügen alle 396 Gemeinden über eine eigene Freiwillige Feuerwehr mit insgesamt rund 90.000 ehrenamtlichen Mitgliedern. Dazu kommen die lediglich 31 Berufsfeuerwehren der Kreisstädte. Die Aufteilung sei historisch begründet, erklärt Christoph Schöneborn, Geschäftsführer des NRW-Landesverbands der Feuerwehren.

Ursprünglich waren das alles Bürgerinitiativen für Nachbarschaftshilfe. Christoph Schöneborn, Geschäftsführer des NRW-Landesverbands der Feuerwehren

So kam es Mitte des 19. Jahrhunderts zu zahlreichen Feuerwehr-Gründungen in Deutschland. "Als es dann gesetzlich für jede Gemeinde zur Pflicht wurde, eine eigene Feuerwehr zu unterhalten, wurden diese Strukturen übernommen", so Schöneborn.

Fester Bestandteil des Ortslebens

Ohne das Ehrenamt wäre eine funktionierende Feuerwehr also undenkbar. Dabei geht das soziale Engagement längst weit über das Löschen von Bränden hinaus, das nur noch rund ein Drittel der Einsätze ausmacht. "Würde die Feuerwehr heute neu gegründet, dann würde sie wahrscheinlich anders heißen", sagt Schöneborn. In vielen Orten prägen die Gruppen das Gemeinschaftsleben, sind etwa bei Veranstaltungen eng eingebunden.

Nachwuchsförderung durch Jugendfeuerwehren

Ähnlich wie Sport- oder Kulturvereine kämpft auch die Feuerwehr mit Nachwuchsproblemen. "Dank einer umfangreichen Werbekampagne und infolge des großen Hochwassers 2021 konnten wir zwar zuletzt wieder einen Anstieg verzeichnen. Aber es wird immer schwieriger", sagt Schöneborn. Der Verband will deshalb vor allem die Jugendarbeit stärken.

So verfügen fast alle, nämlich 393, Gemeinden in NRW über eine eigene Jugendfeuerwehr. Neben der Vorbereitung auf die späteren Einsätze und die Ausbildung sollen diese auch ein Treffpunkt für Jugendliche darstellen. Schließlich gehe es bei der Feuerwehr auch um Kameradschaft und Zusammenhalt.

Frauenanteil zu niedrig

Größtes Manko: Der Frauenanteil bei der Freiwilligen Feuerwehr liegt nach wie vor bei unter zehn Prozent. Birgit Kill will das ändern. Seit 2018 ist sie Projektkoordinatorin für "Frauen in der Feuerwehr" beim Landesverband. Das Ziel: Feuerwehrfrauen miteinander zu vernetzen, Fördermaßnahmen für einen höheren Frauenanteil auf den Weg zu bringen und für mehr Gleichberechtigung zu sorgen.

Es ist schwierig, die festgefahrenen Traditionen zu durchbrechen und für viele Frauen sind die Hürden einfach zu hoch Birgit Kill, Projektkoordinatorin für "Frauen in der Feuerwehr"

"Wir sind auf einem guten Weg, aber der ist noch lang", sagt Kill und spricht von viel ungenutztem Potenzial. Es sei wie in der Natur. "Wir haben viele Monokulturen. Was wir brauchen, ist ein gesunder Mischwald."