Weniger Lichtverschmutzung durch Energiesparen

Stand: 02.09.2022, 16:17 Uhr

Die neue Energie-Einsparverordnung stößt auf viel Kritik. Doch sie hat auch positive Seiten: Durch weniger Stadtbeleuchtung könnte wohl auch die Lichtverschmutzung weniger werden. Woran liegt das und was bedeutet das für Tier und Mensch?

Die neue Energie-Einsparverordnung stößt auf viel Kritik. Doch sie hat auch positive Seiten: Durch weniger Stadtbeleuchtung könnte wohl auch die Lichtverschmutzung weniger werden. Woran das liegt und was das für Tier und Mensch bedeutet, erklärt der Astronom Harald Bardenhagen vom Naturpark Nordeifel.

WDR: Wenn Sie in der Eifel im Dunklen stehen und ins Rheinland Richtung Aachen schauen, sehen sie diese Lichtkegel über den großen Städten?

Harald Bardenhagen

Astronom Harald Bardenhagen

Harald Bardenhagen: Die Lichtverschmutzung sieht man einmal als Lichtglocken am Horizont und dann als eine Aufhellung des Nachthimmels direkt über einem im Zenit. Wenn man direkt nach oben schaut, dann ist der Himmel nicht komplett dunkel, wie er eigentlich natürlich sein müsste. Das liegt daran, dass auch weit entfernte Lichtquellen (...) einen Einfluss auf die Nachthimmelhelligkeit haben.

WDR: Wenn wir nachts gar kein Licht anhätten, gar nichts Künstliches, wie würde es da oben eigentlich aussehen?

Bardenhagen: Ich glaube, das würde so beeindruckend aussehen, dass man für mehrere Minuten den Atem anhält. Denn die Sternenanzahl wird gefühlt ins Unerlässliche anwachsen, wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Die Milchstraße, wenn sie (...) zeitlich günstig steht, wird einen „umhauen“. So ein beeindruckendes Naturerlebnis erleben schon viele, die jetzt heute in die Eifel kommen, und sind total überrascht, dass es viele Sterne im Himmel zu sehen gibt und auch die Milchstraße.

WDR: Sie sorgen sich nicht nur um die Lichtemission, was Sie in Ihrer Arbeit stört, sondern auch um Tier und Mensch. Was sorgt Sie da?

Bardenhagen: Es gibt grundlegend drei wichtige Bereiche, die bei Lichtverschmutzung eine Rolle spielen. Es ist einmal die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden, die Artenvielfalt und das fundamentale Naturerlebnis dieses Sternenhimmels, welches einen begreifen lässt, wo wir eigentlich innerhalb des Universums stehen. (...) Es ist wichtig meiner Ansicht nach, dass dieses Naturerlebnis weiterhin erhalten bleibt.

Die Lichtverschmutzung nimmt immer mehr zu, dadurch, dass künstliches Licht immer mehr in der Nacht eingesetzt wird. Und der Fakt hat eine gewisse Problematik für uns Menschen, aber auch für viele Tiere: Unser internes Betriebssystem, der Stoffwechsel, ist (...) auf den stätigen Wechsel von Helligkeit am Tag und Dunkelheit in der Nacht angepasst. Das wird natürlich erheblich gestört, wenn die Nacht zum Tag gemacht wird. Das hat einen Einfluss auf uns Menschen: Gesunder Schlaf benötigt Dunkelheit.

Das Interview für das "Mittagsecho" auf WDR5 am 02.09.2022 haben wir für die Online-Version gekürzt.

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