Der November ist da und mit ihm typisches Herbstwetter: es ist kalt, regnerisch und die Sonne lässt sich aufgrund der dicken Wolken nur selten blicken. Am Mittwoch kam dann noch dazu, dass der Wind in ganz Deutschland so gut wir gar nicht wehte. Dunkelflaute nennt die Energiewirtschaft diese Phasen, in denen zeitweise weder Solar- noch Windenergie erzeugt werden kann.
So wie in der Nacht zu Donnerstag, als so gut wie kein Strom aus Erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist wurde. Und auch im Laufe des Tages erreichte der Wert nicht einmal 6.000 Megawatt.
Ein Blackout durch die Dunkelflaute, wie ihn Gegner der Energiewende gerne prognostizieren, habe Deutschland am Mittwoch aber nicht gedroht, sagt Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme. "Dafür haben wir ausreichend Kapazitäten", sagt er.
Tobias Federico, Geschäftsführer des Energieanalyse-Unternehmens Energy Brainpool sieht das anders. Deutschland habe am Mittwoch zeitweise "das Maximum an Strom produziert, das ohne Wind- und Solarkraft produziert werden kann", sagte er dem Handelsblatt.
Energiepreise variieren je nach Angebot und Nachfrage
Die Folge: Die Preise für Strom an der Börse explodierten. Zeitweise lagen sie bei mehr als 800 Euro pro Megawattstunde. Das ist etwa zehnmal so viel, wie Händler an den Strombörsen im Schnitt in den vergangenen Monaten zahlen mussten.
Der Grund dafür ist, dass die Preise an der Strombörse steigen, wenn die Nachfrage groß ist, die Menge an Strom, die gerade produziert wird, aber gering ist. Durch den Wegfall der Erneuerbaren Energieträger am Mittwochabend passierte genau das.
Das stimme, sagt Bruno Burger, aber "man darf nicht vergessen, dass es im Sommer auch immer wieder Phasen gibt, in denen so viel Strom produziert wird, dass der Preis sogar negativ wird." Insgesamt gleiche sich das aus.
Ein negativer Strompreis entsteht, wenn das Angebot wesentlich größer ist als die Nachfrage. Das passiert meist dann, wenn viel Erneuerbare Energie produziert wird, weil die Sonne scheint und/oder starker Wind weht. Für große Stromerzeuger bedeutet das, dass sie für den Strom, den sie ins Netz einspeisen kein Geld bekommen, sondern selbst etwas zahlen müssen. Großverbraucher, wie Unternehmen die besonders viel Strom benötigen, beziehen ihren Strom direkt über die Strombörsen. Sie profitieren vom negativen Strompreis, denn sie bekommen Geld für jede Kilowattstunde, die sie dann verbrauchen.
Strompreis seit Beginn des Ukraine-Kriegs wieder gesunken
Der Endverbraucher bekommt von diesen Preisschwankungen nur kaum etwas mit. Darüber hinaus habe sich der Strompreis für den Endverbraucher nach dem starken Anstieg wegen des Ukraine-Kriegs mittlerweile wieder normalisiert, sagt Burger. Durch den Angriff Russlands auf sein Nachbarland war der Preis für Gas schlagartig gestiegen. Und an ihm orientiere sich auch der Strompreis, so Burger.
Der Grund dafür ist die sogenannte Merit Order, die festlegt, in welcher Reihenfolge Kraftwerke Strom produzieren, wenn die Nachfrage steigt. Wenn der günstige Wind- und Solarstrom nicht mehr ausreicht um die Nachfrage zu decken, wird in Europa nach und nach auf andere Kraftwerke zugegriffen. Ganz am Ende steht dann die teuerste Methode der Stromerzeugung - durch Gaskraftwerke.
Sie seien auch für die Energiewende sehr wichtig, sagt Burger. "Im Winter scheint die Sonne sehr wenig, deshalb sind wir in Deutschland dann vor allem vom Wind abhängig", erklärt er. Bleibe dieser dann länger aus, müssten Gaskraftwerke die Lücke schließen.
Während im Sommer dann auch Strom aus Batteriespeichern genutzt werden könne, die zuvor mit Strom aus Erneuerbaren Quellen gespeist wurden, ginge das im Winter nicht. "Gerade wenn in Zukunft mehr Elektroautos fahren sollen und mehr mit Wärmepumpen geheizt werden soll." Geplant sei, dass diese Gasspeicher zunächst mit Erdgas betrieben werden, in der Zukunft dann irgendwann mit grünem Wasserstoff.
Unsere Quellen:
- Interview mit Bruno Burger, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme
- "Höchster Strompreis seit der Energiekrise", Beitrag im Handelsblatt
- Energy-Charts.info
- Verivox
Über dieses Thema berichteten wir auch im WDR 5-Podcast "Politikum" vom 05.11.2024.