Italiens Regierung hat angesichts der großen Trockenheit am Montag den Notstand in insgesamt fünf Region Norditaliens ausgerufen. Damit können örtliche Behörden Sofortmaßnahmen anordnen, wie die Rationierung von Wasser. Einige Städte wie Verona oder das bei Touristen beliebte Pisa haben das bereits getan - dort darf Trinkwasser tagsüber nur noch im Haushalt und zur Körperhygiene genutzt werden.
Mehr als 30 Prozent der Agrarproduktion sind laut Bauernverband durch die Dürre bedroht, ebenso die Viehzucht. "Die Felder sind braun gebrannt, die Seen und Flüsse sind leer. Wir befürchten Stromausfälle, weil Gaskraftwerke abgeschaltet wurden, weil Wasser für die Kühlung fehlt", berichtet Walter Brand, der als Trinkwasseringenieur in Mailand arbeitet.
Spanien: Folgen für Tourismus und Landwirtschaft
In Spanien haben Waldbrände in den vergangenen Wochen und Monaten bereits zehntausende Hektar Wald vernichtet. Schuld war die früheste Hitzewelle seit zwei Jahrzehnten. Mit einem Füllstand von im Schnitt gerade einmal 46 Prozent liegen die Stauseen des Landes auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 17 Jahren, berichten spanische Medien unter Berufung auf die Regierung in Madrid.
Trinkwasserrationierungen wie in Italien sind derzeit aber noch nicht geplant. Der Wassermangel hat aber schon jetzt Auswirkungen auf die Landwirtschaft und den Tourismus. Einige Kommunen und Ferienhausbesitzer hätten ihre Schwimmbecken bisher nicht gefüllt, um freiwillig Wasser zu sparen, heißt es. Klimaforscher erwarten, dass die Wein- und Olivenproduktion in den kommenden Jahrzehnten deutlich zurückgehen wird, weil die lebenswichtigen Niederschläge vor allem im Winter weiter abnehmen werden.
So leidet Südeuropa unter der Dürre
Eine seit Monaten anhaltende schwere Dürre macht südeuropäischen Ländern wie Spanien und Portugal immer mehr zu schaffen. Auch Italien ist betroffen.
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Portugal: EU-Gelder sollen Wasserwirtschaft helfen
In Portugal leiden aktuell über 97 Prozent der Landesfläche unter schwerer Trockenheit, sagen einheimische Wissenschaftler. Auch wenn die Trinkwasservorräte nach Angaben der Regierung noch für zwei Jahre reichten, laufen bereits landesweite Kampagne für einen sparsameren Umgang mit Wasser.
Das Land will jetzt Gelder aus dem EU-Corona-Aufbaufonds nutzen, um seine Wasserwirtschaft zukunftssicher aufzustellen, etwa durch neue Entsalzungsanlagen für Meerwasser. Ebenso will sich Regierung bei der Wasserentnahme aus gemeinsamen Flüssen enger mit dem Nachbarland Spanien absprechen.
Wasserintensive Landwirtschaft wird zum Problem
"Viele Länder Südeuropas haben eine sehr wasserhungrige Landwirtschaft, viel Wasser wird von dort in Form von Früchten und Gemüse exportiert", sagt Detlef Reepen aus der WDR-Wissenschaftsredaktion. Viele Länder wie etwa Spanien seien zudem chronisch wasserarm, das trage zu den aktuell besonders dramatischen Lagen bei, so Reepen.
Dazu kommt etwa in Spanien und Italien ein vielerorts sanierungsbedürftiges Wassernetz mit Leitungen, über die viel Wasser verloren geht. Urlaubern, die in der nächsten Zeit nach Südeuropa aufbrechen wollen, rät Detlef Reepen: "Aus eigenem Schutz trockene Wälder meiden, da an vielen Stellen die Brandgefahr deutlich erhöht ist. Und wenn es möglich ist, sich solidarisch zeigen und vielleicht nur einmal täglich kurz duschen anstatt dreimal, trotz der Hitze."
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 05.07.2022 auch im Fernsehen: WDR Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.