Ausgetrocknete Sonnenblumen bei Bonn

Wie wir mit Trockenheit und Dürre umgehen können

Stand: 09.06.2022, 06:00 Uhr

Auch wenn es gerade viel regnet: das Klima wird trockener. Der März 2022 war der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Doch es gibt gute Ideen aus NRW, damit wir mit möglichen Dürreperioden besser umgehen können.

Von Anne Burghard

Im vergangenen Jahr gab es insgesamt viel zu wenig Regen. Die Folgen: Zu trockene Waldböden, zu wenig Wasser für den eigenen Garten, schlechte Ernten in der Landwirtschaft. Wie können wir mit weniger Wasser zurechtkommen? Dazu gibt es gute Ideen aus NRW.

Die Humuswerkstatt

Marius Frey und Lukas Worth leben in Köln und haben sich der Permakultur verschrieben. Diese nachhaltige Anbauweise ahmt im Prinzip die Natur nach. Der Boden soll sich dabei in Ruhe regenerieren können.  Besonderes Augenmerk richten sie deshalb in ihrem Betrieb "Humuswerkstatt" auf die Anreicherung ihres Bodens mit bis zu zehn Prozent Humus. Zum Vergleich: Deutsche Ackerböden haben im Schnitt nur zwei Prozent Humusanteil. Solch ein Boden mit geringem Humusanteil hat weniger Speicherfähigkeit und wird bei Starkregen schneller weggeschwemmt.

Größere Wasseraufnahme

Um eine bessere Humus-Schicht zu erreichen, verzichten Frey und Worth komplett auf chemische Düngung und chemischen Pflanzenschutz, auch müssen sie deutlich weniger bewässern. Denn ein humusreicher Boden funktioniert wie ein Schwamm: Er hält Wasser und Nährstoffe für lange Zeit und gibt sie bedarfsgerecht an die Pflanze ab.

Auf ihrem Gelände in Wermelskirchen sorgen sie auch dafür, dass nichts den Boden verdichtet: kein Umgraben, keine schweren Maschinen, sondern nur Handarbeit und Kompost als einziger Dünger. "Wenn man bei uns mit den Händen in die Erde greift, hat man immer mindestens einen Regenwurm in der Hand", erklärt Lukas Frey nicht ohne Stolz.

Sie sagen, ihr Boden sei widerstandsfähiger - sowohl bei Starkregen als auch bei längerer Trockenheit. In der jetzt dritten Saison seien die Erträge gut. Marius Frey und Lukas Worth werben dafür, dass sowohl Landwirte als auch Gartenbesitzer mehr auf Permakultur mit humusreichen Böden setzen.

Die Wasser-Tankstelle

Die Regentonne am Einfamilienhaus ist schon eine tolle Erfindung. Nach diesem Prinzip funktioniert die Wasser-Tankstelle. Der Münsteraner Bauingenieurs-Student Henning Kranken hatte die Idee. Er hilft, an Mehrfamilienhäusern oder anderen Gebäuden große Wasserbehälter zu installieren. Aus der Dachrinne läuft dann das Wasser in die Reservoirs. Und dort kann jeder kostenlos Wasser zum Gießen zapfen: für das Hochbeet, den Garten oder die Alleebäume am Straßenrand.

In einer Wohnsiedlung im Dortmunder Norden funktioniert das bereits mit Zubehör aus dem Baumarkt. Der Einbau, die Tonnen und die Holzverkleidung haben rund 300 Euro gekostet. Ein speziell geformtes Stück Rohr wird einfach ins Fallrohr der Regenrinne eingesetzt. Die Wassertanke ist inzwischen ein Teil des Forschungsprojektes "iResilience" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema Klimaanpassung in den Städten. 

Neue Bäume im Wald

Ein paar vereinzelte Fichten stehen in einem Waldstück auf trockenem Boden

Seit drei Jahren ist immer wieder von extremer Dürre die Rede, auch bei uns in NRW. Besonders schlimm ist das für die Wälder und deren Besitzer. Burkhard Schulte-Illingheims Familie besitzt im sauerländischen Sundern seit Generationen einen großen Wald, fast so groß wie 90 Fußballfelder. Früher war das nahezu eine Monokultur aus Fichten.

Mehr Vielfalt im Wald

Doch Fichten kommen mit den zunehmenden Trockenperioden nicht zurecht. Waldbauer Schulte-Illingheim versuchte es mit Weißtannen, doch etliche wurden braun und starben ab. Besser geht es seinen Eichen. Die haben sich für ihn überraschend gut entwickelt. Er experimentiert nun in seinen Wäldern mit vielen Baumarten, sogar aus anderen Erdteilen. Für ihn ist Vielfalt die Lösung, eine neue Form der Waldwirtschaft bei zunehmender Dürre.