Auszubildende sind mit ihrer Ausbildung zufrieden

DGB-Ausbildungsreport: 70 Prozent der Azubis zufrieden mit Ausbildung

Stand: 22.08.2024, 13:00 Uhr

Die meisten Azubis in Deutschland sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Das geht aus dem neuen DGB-Ausbildungsreport hervor. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede zwischen den Branchen.

Fast 70 Prozent der befragten Auszubildenden sind zufrieden mit ihrer Berufsausbildung. Allerdings ist die Quote vom Höchststand von 73,3 Prozent im Jahr 2022 auf 70,5 Prozent im Jahr 2023 und nun auf 69,8 Prozent zurückgegangen.

Vor allem die Azubis für den Beruf der Industriemechaniker (81,6 Prozent) und der Industriekaufleute (80,3 Prozent) bewerten ihre Ausbildung positiv. Am wenigsten zufrieden sind die Lehrlinge zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (Zufriedenheit von 58,5 Prozent), den Hotelfachleuten (60,4 Prozent) und den Fachlageristen (61 Prozent).

Der Ausbildungsreport wird jährlich von der DGB-Jugend veröffentlicht. Für den aktuellen Report wurden von September 2023 bis April 2024 über 10.000 Auszubildende aus den 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen befragt.

Indikatoren für Zufriedenheit: Bezahlung, Überstunden, Tätigkeiten

Wichtigste Indikatoren für die Zufriedenheit mit der eigenen Ausbildung sind laut DGB unter anderem die Bezahlung, Anzahl der Überstunden sowie die Häufigkeit, in der die Azubis sogenannte ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben müssen. So gaben mehr als 15 Prozent der Azubis an, "immer" oder "häufig" etwa Kaffee kochen oder putzen zu müssen, obwohl diese Tätigkeiten nicht Teil des eigentlich gelernten Berufs sind.

Mehr als ein Drittel der Azubis gab an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen - einige sogar mehr als 20 Stunden pro Woche. Am häufigsten sind laut Report die angehenden Köchinnen und Köche betroffen, die laut Report in ihrer Ausbildung im Schnitt mehr als sechs Überstunden pro Woche machen.

Im Durchschnitt über alle Lehrjahre verdienten Azubis nach eigenen Angaben 965 Euro pro Monat, im dritten Ausbildungsjahr waren es 1.035 Euro. Dabei gibt es aber Unterschiede: Angehende Bankkaufleute (1.243 Euro), Industriemechaniker (1.174 Euro) oder Steuerfachangestellte (1.163 Euro) kamen im dritten Ausbildungsjahr auf deutlich mehr Geld als etwa Friseur-Azubis (830 Euro).

Zu wenig Zeit für Azubis

Auch das Personal im Betrieb hat einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit mit der Ausbildung. "Ausbilderinnen und Ausbilder sind die wichtigsten Ansprechpartner für Auszubildende während ihrer Ausbildung", sagt DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker dem WDR. Fast 77 Prozent der Azubis berichteten, dass sie in der Regel vom Personal korrekt behandelt werden.

DGB-Report: "Man braucht Zeit für den Azubi"

WDR 5 Morgenecho - Interview 22.08.2024 06:17 Min. Verfügbar bis 22.08.2025 WDR 5


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"Aber es gibt auch Punkte, da muss man genau hingucken, denn viele Ausbilderinnen und Ausbilder haben zu wenig Zeit für ihre Azubis, sind für sehr viele Azubis gleichzeitig zuständig und können sich nicht genug Zeit für jeden und jeder Einzelne nehmen", sagt Becker.

DIHK: "Großes Lob für Betriebe"

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) wertet die Ergebnisse des Ausbildungsreports als "großes Lob für die Ausbildungsbetriebe". Nico Schönefeldt, DIHK-Bereichsleiter Ausbildung, stellt aber auch klar: "Dass rund 70 Prozent der Azubis mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sogar sehr zufrieden sind, ist kein Selbstläufer."

Unternehmen müssen sich um Azubis bemühen

40.000 Ausbildungsplätze sind zum Start des neuen Ausbildungsjahres in NRW noch unbesetzt. Und mehr als 37.000 Menschen suchen noch einen Ausbildungsplatz. Innerhalb weniger Jahre habe sich der Ausbildungsmarkt in NRW in einen "Bewerberinnen- und Bewerbermarkt" umgewandelt, hatte Roland Schüßler, Geschäftsführer der Bundesagentur für Arbeit in NRW, bereits Ende vergangenen Jahres festgestellt. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz seien für Bewerber "so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr"

Unternehmen müssen sich deshalb um Azubis bemühen. "Vor allem geht es darum, attraktiv zu erscheinen - anders als andere Arbeitgeber", erklärt Josef Bolz, Geschäftsführer eines Autohauses in Pulheim. Er poste deshalb beispielsweise Videos über seinen Betrieb in den sozialen Medien. Auf Jobmessen gelte es, jung rüberzukommen. Melden sich Bewerber, müsse man sich mit jedem einzelnen individuell beschäftigen, um ein attraktives Angebot machen zu können.

Unsere Quellen:

  • Ausbildungsreport 2024 der DGB-Jugend
  • Bundesagentur für Arbeit
  • Interview mit DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker im WDR 5-Morgenecho
  • Agenturmeldungen der Deutschen Presse-Agentur und der AFP