Covid-19: Was hilft bei der Behandlung? Was nicht?

Stand: 24.10.2020, 17:40 Uhr

Weltweit wird nach Corona-Behandlungsoptionen gesucht. Die Uni Münster hat festgestellt, das Antidepressivum Prozac könnte helfen. Ein Überblick zum Stand der Forschung.

Forschende der Universität Münster haben Studienergebnisse veröffentlicht, die Hoffnung machen in der Corona-Pandemie. Der als Antidrepressivum eingesetzte Arzneistoff Fluoxetin könnte "auch eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Corona-Patienten spielen", teilte die Uni mit. In den USA wird Fluoxetin unter dem Namen "Prozac" vertrieben. In Deutschland heißt das Medikament "Fluctin" und ist verschreibungspflichtig.

Wie wirkt Prozac beim Einsatz gegen Covid-19?

Der Studie zufolge hemmt Prozac sowohl die Aufnahme von SARS-CoV-2 Viren in der Zellkultur als auch ihre Weiterverbreitung. Und zwar ohne dabei Zellen oder Gewebe zu beschädigen. Es wirke wie ein "Hemmschuh" für den Erreger. Das Team der Uni Münster hat weitere, ähnliche Wirkstoffe getestet und rausgefunden, dass auch Amidaron und Imipramin erfolgversprechend sind. Sie wirken nach dem gleichen Prinzip.

Prozac ist seit 1988 als Antidepressivum erhältlich. Der große Vorteil von der Behandlung mit bereits vorhandenen Medikamenten ist, dass es große Erfahrungen mit ihren Nebenwirkungen gibt und sie deutlich preisgünstiger sind als neu entwickelte Arzneien.

Was könnte darüber hinaus helfen?

Große Hoffnungen ruhen auf dem Kortison-Präparat Dexamethason. Ein Entzündungshemmer, der bislang beispielsweise bei Erkrankungen von Haut und Gelenken eingesetzt wird. Als die britische Universität Oxford im August erste Ergebnisse einer Studie zum Dexmethason-Einsatz bei Covid-19-Patienten veröffentlichte, sprach WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus euphorisch von einem "lebensrettenden Durchbruch".

Im September hatte die Europäische Arzneimittel-Agentur den Einsatz von Dexamethason bei Covid-19-Patienten mit Sauerstoffgabe oder künstlicher Beatmung befürwortet. Das Mittel wird bei schweren Verläufen eingesetzt.

Ein weiterer Behandlungs-Ansatz ist die Verabreichung von Blutgerinnungshemmern an Erkrankte. Sie können die Gefahr von Blutgerinnseln in den Lungen reduzieren.

Noch offen ist, wie die Antikörper-Therapie einzuschätzen ist. Die Antikörper werden aus dem Blutplasma von genesenen Corona-Patienten gewonnen. Die Forschenden hoffen: Verabreicht an akut Erkrankte kann deren Immunabwehr gepusht werden. Getestet wurden die Antikörper bislang unter anderem an Hamstern, Affen - und Donald Trump. Der US-Präsident hatte zur Behandlung seiner Corona-Erkrankung auch eine Antikörper-Therapie erhalten. US-Behörden hatten Ende August eine Notfallgenehmigung zur Behandlung von Covid-Patienten erteilt. Studien zum wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit laufen zurzeit in mehreren Ländern.

Was hat sich als wirkungslos erwiesen?

Die WHO hat in einer weltweiten Studie die Wirksamkeit weiterer Medikamente zur Behandlung von Covid-19 erforscht. In einer Vorab-Veröffentlichung kommt die WHO zu dem Schluss, dass mehrere Wirkstoffe, die als Hoffnungsträger galten, keinen oder nur einen sehr geringen Effekt haben.

Der wohl bekannteste Kandidat war dabei Remdesivir, das ursprünglich zur Bekämpfung von Ebola eingesetzt wurde. Aber auch das HIV-Kombinationspräparat Lopinavir/Ritonavir ist laut WHO keine Hilfe bei der Behandlung von Covid-19.

Ebenfalls enttäuscht hat das Malaria-Medikament Chloroquin. Unterschiedliche Studien kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen, teilweise war sogar von tödlichen Nebenwirkungen die Rede. Die WHO sah sich veranlasst, eindringlich vor der Selbstmedikation mit Chloroquin zu warnen. US-Präsident Donald Trump hatte via Twitter mehrfach behauptet, er nehme das Mittel zur Vorbeugung.

Auch interessant: Mode-Droge Prozac in den USA

Als das Antidepressivum Prozac 1988 in den USA eingeführt wurde, galt es als Wundermittel und wurde schnell zur Mode-Droge. Millionenfach wurde es in den kommenden Jahren verwendet und bescherte seinem Hersteller "Eli Lilly" einen Milliarden-Umsatz. Prozac ist so populär, dass die US-Schriftstellerin und Musik-Journalistin Elizabeth Wurtzel, die an Depressionen litt, ihre Autobiografie "Prozac Nation" nannte. Die deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel: "Verdammte schöne Welt: Mein Leben mit der Psycho-Pille".

Weitere Themen