Deshalb gibt es Kritik am Impf-Fahrplan für NRW

Stand: 04.01.2021, 14:39 Uhr

Der Start der Coronaimpfung ist schleppend angelaufen. Auch wird mittlerweile Kritik an der Reihenfolge der Impfgruppen lauter: Ärzte und Lehrer wollen früher dran sein, als bisher geplant.

Von Nina Magoley

Endlich: Seit dem 27. Dezember wird in Deutschland gegen Corona geimpft. Doch um den Impf-Fahrplan gibt es Ärger. Es gehe zu langsam, sagen Kritiker, und auch die Rangfolge der Zielgruppen sorgt für Streit.

Rund 81.000 Menschen seien bislang in NRW gegen das Coronavirus geimpft worden, gab Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Montag bekannt. 280.000 Impfdosen habe NRW bisher erhalten, die Hälfte davon müsste für die zweite Impfung aufbewahrt werden. Bis Ende des Monats, so hoffe er, sei die Corona-Impfungen in den Altenheimen abgeschlossen

Nach Angaben des RKI lag die Zahl der Impfungen in NRW allerdings erst bei knapp 54.000. Die Differenz von immerhin über 25.000 sei auf die aufwendigen Übermittlungswege der Zahlen zurückzuführen, sagt eine Sprecherin im NRW-Gesundheitsministerium: Die Pflegeheime würden die Zahlen an die Kassenärztlichen Vereinigungen übermitteln, die sie dann gebündelt ans RKI weitergäben.

Kritik an schleppendem Impfstart

Doch auch abgesehen von dem Zahlenwirrwarr sorgt die Impfstrategie in NRW zunehmend für Unmut. Kritisiert wird das schleppende Tempo, mit dem die Impfaktionen begonnen haben. So meldet das Gesundheitsamt in der Städteregion Aachen, dass dort in der ersten Woche nur gut die Hälfte der geplanten 4.000 Dosen in den Heimen verimpft worden sei.

Geht man von den RKI-Zahlen aus, lag die Quote der Impfungen pro 100.000 Einwohner in NRW am Montag bei 300. Das ist mehr als in Niedersachsen (67,5) oder Baden-Württemberg (247,3), aber deutlich weniger als beispielsweise in Bayern (504,8), Hessen (531,2) oder Sachsen-Anhalt (609).

Pflegeheime teils nicht gut vorbereitet

Anfangs seien die Pflegeheime "unterschiedlich gut vorbereitet gewesen", stellt Frank Bergmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, fest: bei der Aufklärung der Patienten aber auch der Angehörigen. Er gehe davon aus, dass der Impfbetrieb ab jetzt "gleichmäßiger" laufe. Die KVen sind in NRW für die Organisation der Impfungen zuständig.

Bergmann weist darauf hin, dass sich der Ablauf in NRW von einigen anderen Bundesländern unterscheide. Während andernorts zeitgleich Impfstraßen eröffnet wurden und mobile Impfteams in die Pflegeheime gingen, gehe das in NRW der Reihe nach.

Erst, wenn die rund 350.000 Bewohner und Beschäftigten in Pflegeheimen versorgt sind - schätzungsweise in der 3. Kalenderwoche - würden die Impfzentren auch für andere Gruppen geöffnet, verteidigt Laumann die Strategie. Dort kämen als erstes die Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste und die über 80-Jährigen an die Reihe. Letztere würden voraussichtlich in der 3. Kalenderwoche angeschrieben. Zwei Wochen vor dem Start der Impfzentren werde die Service-Hotline für Anmeldungen geöffnet, sagt KV-Chef Bergmann.

Im Internet informiert das Gesundheitsministerium ausführlich über den Ablaufplan der Impfung.

Ärzte: "Vergessen Sie uns nicht"

Immer lauter wird die Kritik an der Reihenfolge der Gruppen, die das Vakzin bekommen sollen. So fordert die Essener Ärztin und Bloggerin Carola Holzner in einem tausendfach geteilten Post auf Facebook, dass auch Klinikpersonal zeitnah geimpft werde. In einem Brief an die Landesregierung schreibt die leitende Oberärztin im Universitätsklinikum Essen: "Vergessen Sie uns nicht! Wir wollen die Impfung und zwar schnell!".

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Immerhin: Ab dem 18. Januar soll es Corona-Schutzimpfungen geben für alle Beschäftigten in Krankenhäusern, die nah an Covid-Patienten arbeiten, sagte Laumann am Montag. Das seien rund 90.000 Menschen.

Keine Einigkeit bei Vorschlag zur beschleunigten Impfung

Auf den mittlerweile diskutierten Vorschlag, zunächst nur einmal statt zweimal zu impfen, um mehr Menschen zu erreichen, reagierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bislang skeptisch: "Das ist eine schwerwiegende Entscheidung, die man nur auf wissenschaftlicher Basis treffen kann", zitiert ihn die "Rheinische Post". Die Ständige Impfkommission müsse das prüfen.