Vor allem die Freunde von Feuerwerk kommen in den meisten Städten wieder auf ihre Kosten. Erstmals seit zwei Jahren können sie nicht nur wieder Böller, Raketen und Feuerwerk kaufen - auch das Abbrennen ist in den meisten Städten wieder im gleichen Rahmen erlaubt wie vor der Pandemie.
Das bedeutet auch: Nach einigen Jahren der relativen Ruhe müssen sich die Ordnungs- und Rettungsdienste in der Silvesternacht auf viel Arbeit einstellen. "Nach zwei Jahren Pandemie gehen wir davon aus, dass die Menschen wieder auf die Straße gehen, um zu feiern", sagte der Kölner Polizeisprecher Philipp Hüwe dem WDR. "Das haben wir auch schon am 11.11. gesehen."
Kliniken rechnen mit vollen Notaufnahmen
In vielen Krankenhäusern in NRW bereitet sich das Personal auf volle Notaufnahmen vor. Erfahrungsgemäß kommt es in der Silvesternacht häufig zu Verbrennungen durch Feuerwerkskörper.
Personalmangel bei Rettungskräften und in Krankenhäusern
Dazu kommt, dass viele Kliniken und auch Rettungsdienste wegen Fachkräftemangel und Krankheitsfällen ohnehin nicht optimal besetzt sind. Das Bergmannsheil-Krankenhaus in Gelsenkirchen weist mit Blick auf die Silvesternacht daraufhin, dass Pfleger und Ärzte ohnehin schon an der Belastungsgrenze arbeiteten.
Damit die Notaufnahmen während des Jahreswechsels nicht an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen, haben einige Städte in NRW wieder Böllerverbotszonen eingerichtet. Mit diesen Maßnahmen wollen die Städte erreichen, dass es weniger Verletzungen gibt und weniger Menschen durch unsachgemäßen Gebrauch von Feuerwerkskörpern gefährdet werden, wie unter anderem die Stadt Düsseldorf erklärte.
Ein Überblick über die Sicherheitsmaßnahmen an Silvester Nordrhein-Westfalen.
Keine Böller rund um den Kölner Dom
Die Stadt Köln hat auch in diesem Jahr rund um den Dom eine feuerwerksfreie Zone eingerichtet. Hier dürfen von Silvester, 18 Uhr, bis zum 1. Januar um 5 Uhr nicht einmal Wunderkerzen gezündet werden. Zwischen 22 und 2 Uhr werde der feuerwerksfreie Bereich auf weitere Teile der Innenstadt ausgeweitet. An den Zugängen zu den Bereichen sollen Sicherheitskräfte kontrollieren, ob die Passanten Feuerwerkskörper bei sich führen.
Zudem hat die Stadt angekündigt, die Rheinbrücken zeitweise zu sperren, um während des Feuerwerks "unüberschaubare Situationen" zu verhindern.
Doch nicht nur Dom-Platte und Bahnhofsvorplatz stehen im Fokus von Polizei und Einsatzkräften, auch in der restlichen Altstadt, auf den Kölner Ringen und im Zülpicher Viertel will die Polizei verstärkt Präsenz zeigen. Dafür seien mehrere Hundertschaften in der Silvesternacht im Einsatz und das Personal der Wachen werde aufgestockt.
Düsseldorf erlaubt Bodenwirbel und Wunderkerzen in der Altstadt
Nicht ganz so streng geht die Landeshauptstadt zum Jahreswechsel vor, auch wenn die Böllerverbotszone hier größer als in Köln ist. Konkret gilt ein Mitführ- und Abbrennverbot für Feuerwerkskörper in der kompletten Düsseldorfer Altstadt, wie eine Sprecherin der Landeshauptstadt sagte. Ab 20 Uhr am 31. Dezember bis um 6 Uhr am Neujahrstag werde die Beschränkung gelten. Allerdings ist in diesem Bereich nur "typisches Silvesterfeuerwerk für Erwachsene" verboten, erlaubt bliebe sogenanntes Jugendfeuerwerk wie Wunderkerzen oder Bodenfeuerwirbel.
An den Zugängen zur Böllerverbotszone wird es laut Stadtverwaltung keine Kontrollen wie beispielsweise beim Glasverbot an Karneval geben. Dennoch soll das Ordnungsamt in Düsseldorf zum Jahreswechsel mit mehr Personal im Einsatz sein, genauso wie die Polizei.
Zwei Böllerverbotszonen in Dortmund
Die Stadt Dortmund richtet in diesem Jahr zwei Zonen ein, in denen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern verboten ist. "Besonders die Katharinentreppe vor dem Hauptbahnhof und der Vorplatz der Reinoldikirche ziehen zum Jahreswechsel immer viele Menschen an", so Norbert Dahmen, Rechtsdezernent der Stadt. Dementsprechend wird mit Böllerverbotszonen im Bereich Alter Markt und Reinoldi-Kirche sowie am Hauptbahnhof geplant.
Um das Verbot durchzusetzen, hat die Stadt angekündigt, dass Polizei und Ordnungsamt in der Silvesternacht mit verstärkten Kräften präsent sein werden und so für Sicherheit sorgen.
Keine Einschränkungen in Essen
Die Stadt Essen verzichtet in diesem Jahr auf ein Böllerverbot - auch an ausgewählten Plätzen im Stadtgebiet. Jedoch ruft die Stadt die Bewohner dazu auf, dennoch auf das Zünden von Böllern zu verzichten, unter anderem, "um die Zahl der Unfälle vor und in der Silvesternacht zu reduzieren und die Kapazitäten in den Krankenhäusern zu schonen".
Bochum verzichtet auf Böllerverbotszonen
Während die Stadt Bochum zum Jahreswechsel 2021/2022 sechs Zonen im Stadtgebiet eingerichtet hatte, an denen das Zünden von Feuerwerk verboten war, verzichtet die Stadt in diesem Jahr komplett auf ein solches Verbot.
Vier Stunden Böllerverbot in Bielefeld
In Bielefeld soll ebenfalls ein bestimmter Bereich gesperrt werden - allerdings nur ein relativ kleines Gebiet und nur für vier Stunden. Stadt und Polizei erklärten den engeren Bereich der Sparrenburg und am Boulevard für die Silvesternacht zur "böllerfreien Zone". Das Böllerverbot gilt für den Zeitraum von Silvester, 22 Uhr bis Neujahr, 2 Uhr.
Aachen erklärt Innenstadt zu feuerwerksfreiem Gebiet
Wesentlich länger als in Bielefeld gilt das Böllerverbot in der Feuerwerksfreien Zone in Aachen. In einem großen Gebiet rund um den Aachener Dom und den Rathausmarkt darf zwischen Silvester 18 Uhr und dem 1. Januar 0 Uhr Feuerwerkskörper nicht einmal bei sich tragen, wie es in einer Allgemeinverfügung heißt, die die Stadt erlassen hat.
Viele Städte verzichten auf Einschränkungen
Neben Essen und Bochum verzichten auch Duisburg, Münster, Wuppertal und Bonn bislang auf Böllerverbotszonen und Einschränkungen beim Abbrennen von Feuerwerk. Die Städte verweisen lediglich auf die allgemein geltenden Regeln zur Nutzung von Feuerwerk und setzen nach eigener Aussage auch auf freiwilligen Verzicht und Vernunft.
Die Stadt Gelsenkirchen will das mit dem Slogan "Böllerfrei? Bin dabei." fördern.
NRW-Städtetag für freiwilligen Feuerwerks-Verzicht
Der NRW-Städtetag begrüßt einen freiwilligen Verzicht von Feiernden auf Silvester-Feuerwerk, ist aber gegen ein generelles Verbot von Raketen und Böllern. "Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt: Jahreswechsel geht auch ohne Feuerwerk", sagte Geschäftsführer Helmut Dedy.
Dafür gebe es gute Gründe: weniger Lärm und Feinstaub, mehr Ruhe für Tiere und Anwohner, weniger Unfälle und weniger Müll. "Deshalb freuen wir uns, wenn sich mehr Menschen dafür entscheiden, der Umwelt zuliebe auf Silvesterraketen und Knaller zu verzichten. Vorschreiben können und wollen wir das aber nicht", betont der Verbandsvertreter. Raketen und Silvesterböller gehörten für viele Menschen zum Jahreswechsel dazu.
Böller-Zwischenfälle in NRW-Städten schon vor Silvester
Schon am Dienstag sollen beispielsweise zwei Jungen in Iserlohn eine Seniorin mit Feuerwerkskörpern beworfen haben. Die 80 Jahre alte Frau erstattete am Donnerstag Anzeige bei der Polizei, nachdem ihre Jacke und ihr Schal Feuer gefangen hatten. Die Frau blieb unverletzt.
In Duisburg-Hochfeld beschossen Unbekannte eine Straßenbahn mit Feuerwerkskörpern. Nach Informationen der Polizei traten sie an der Pauluskirche am Donnerstagabend bei mehreren Bahnen die Türen auf und warfen Böller in die Abteile. Darüber hinaus beschossen sie die Züge mit Raketen. Verletzt wurde niemand und auch die Bahnen wurden nicht schwer beschädigt. Dennoch entschieden sich die Verkehrsbetriebe dafür, sicherheitshalber Hochfeld und damit fünf der insgesamt 31 Haltestellen zu umfahren.
In Dinslaken warfen Unbekannte Böller auf den Schlafplatz eines Obdachlosen. Der komplette Besitz des Mannes verbrannte. In Essen explodierte ein Böller im Innenraum eines geparkten Fahrzeugs, wie die Polizei mitteilte. Verletzt wurde niemand. Durch die entstandenen Glassplitter seien allerdings noch 17 weitere Autos im Umfeld beschädigt worden.