Sicherheit an Bahnhöfen
Aktuelle Stunde . 21.08.2024. 39:20 Min.. UT. Verfügbar bis 21.08.2026. WDR. Von Thomas Kramer, Henrik Ufer.
Kriminalität in Bahnhöfen steigt: Diese Maßnahmen können helfen
Stand: 22.08.2024, 16:15 Uhr
Mitten am Frankfurter Hauptbahnhof ist am Dienstag ein 27-jähriger Mann erschossen worden. Gewaltdelikte an Bahnhöfen werden immer mehr. Was können wir dagegen tun?
Von Oliver Scheel
Es ist natürlich ein besonders schwerer Fall, der sich da am Frankfurter Hauptbahnhof ereignete: Ein 27-jähriger Mann ist am Dienstagabend am Bahnsteig durch mehrere Schüsse in den Kopf getötet worden. Der Täter ließ sich am Gleis widerstandslos festnehmen.
Für die unbeteiligten Reisenden im Bahnhof, die Zeugen dieser Tat wurden, ist so eine brutale Gewalt in der Öffentlichkeit ein schwerer Schock. Generell aber häufen sich Gewaltdelikte in den deutschen Bahnhöfen, wie die Bundespolizei mitteilte.
Tötungsdelikt am Frankfurter Hauptbahnhof
Im ersten Halbjahr 2024 registrierte die Bundespolizei an deutschen Bahnhöfen 373 Delikte mit Messern. In Hamburg (21), Hannover (19) und Köln (15) gab es die meisten Vorfälle.
Große Bahnhöfe besonders betroffen - Gewalt auch auf der Zugfahrt
Im Jahr 2023 führten Dortmund und Düsseldorf (je 33 Delikte) die unrühmliche Liste an. Nicht nur in den Bahnhöfen, auch auf den Strecken kommt es zu Gewalt. Zwischen Januar und Juni 2024 zählte die Polizei 84 Messer-Delikte. "Die Auswertungen zu dem Tatmittel "Messer" beinhalten, dass ein Messer mitgeführt oder eingesetzt wurde", so die Bundespolizei.
Generell steigt die Zahl der Gewaltdelikte in den Bahnhöfen stark an. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 25.640 Delikte festgestellt, das waren 10,9 Prozent mehr als 2022 und sogar 42 Prozent mehr als 2019. Besonders betroffen waren die Großstadt-Bahnhöfe. "Dennoch werden zunehmend auch schwerste Delikte in kleinstädtischen oder ländlichen Gebieten sowie in Zügen festgestellt", heißt es in dem Bericht.
Was können wir tun? Mehr Personal gefordert
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will die Bundespolizei angesichts der gestiegenen Kriminalitätszahlen personell aufrüsten: "Im kommenden Jahr stärken wir die Bundespolizei erneut mit zusätzlichen 1.000 Stellen."
1.000 Stellen reichen der Polizeigewerkschaft nicht: "Die Verrohung geht weiter, die Angriffslust auf Einsatzkräfte nimmt zu", sagte Heiko Teggatz von der Deutschen Polizeigewerkschaft in der Tagesschau. "Ich habe schon vor drei Jahren 10.000 zusätzliche Stellen gefordert, damit wir der wachsenden Aufgaben und der Gewaltbereitschaft Herr werden."
Faeser will Waffenrecht verschärfen
Damit das gelingt, will Faeser das Waffenrecht verschärfen. Im neuen Waffenrecht werde sie "den Umgang mit Messern im öffentlichen Raum weiter einschränken", kündigte sie in der 'Bild am Sonntag' an. In der Öffentlichkeit sollen Messer demnach nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs Zentimetern statt bisher zwölf Zentimetern mitgeführt werden dürfen. Für gefährliche Springmesser soll es ein generelles Umgangsverbot geben.
Auch hier gehen der Polizeigewerkschaft die Pläne der Ministerin nicht weit genug: "Für bestimmte Bereiche sollten wir ein generelles Trageverbot von Messern ins Auge fassen und der Polizei die Befugnis geben, anlassunabhängig nach Messern fahnden zu dürfen", fordert Polizeigewerkschafter Teggatz.
Waffenverbotszonen bringen gute Ergebnisse
Die Einrichtung von Waffenverbotszonen in sensiblen Bereichen scheint indes zu wirken. "Die Bundespolizei unterstützt die Durchsetzung dieser Verbotszonen", schreibt sie in ihrem Jahresbericht. Auf WDR-Anfrage gibt die Bundespolizei zudem bekannt: Der Bahnhof Dortmund soll ab Herbst erneut zur Waffenverbotszone werden. So können die Streifen am Bahnhof Passanten ohne konkreten Anlass kontrollieren.
Ein weiterer wichtiger Baustein zur Reduzierung von Gewalttaten sei, die Bevölkerung zu sensibilisieren, um "richtiges und zivilcouragiertes Verhalten in gefahrenträchtigen Situationen" sowie "umsichtiges Zeugen-Helfer-Verhalten" zu ermöglichen.
Zur Erhöhung der Sicherheit baut die Deutsche Bahn zudem in Zusammenarbeit mit der Polizei die Videotechnik an Bahnhöfen aus.
Es gibt aber auch Beispiele, wie man durch Stadtplanung versucht, Bahnhöfe sicherer zu machen. In Münster wurde der berüchtigte Bremer Platz hinter dem Bahnhof neu gestaltet. Dort hält sich die Drogenszene auf. Durch die Neugestaltung hofft die Stadt auf weniger Konflikte, da die Szene ihren eigenen Raum erhalten hat.
Unser Quellen:
- Jahresbericht der Bundespolizei
- Nachrichtenagentur dpa
- tagesschau.de (Gespräch mit Heiko Teggatz, Deutsche Polizeigewerkschaft)