Zum 1. August startet traditionell das neue Ausbildungsjahr. Viele Ausbildungen fangen zwar in Wirklichkeit erst etwas später an, wenn die Sommerferien vorbei sind - aber die meisten Plätze sind schon vergeben. Die neue "Ausbildungsgarantie" will Ausbildungssuchenden helfen, wenn diese schon alles ohne Erfolg versucht haben. Das müssen Bewerberinnen und Bewerber wissen, wenn sie in NRW noch einen Platz ergattern wollen:
Wie viele Ausbildungsstellen sind überhaupt noch frei?
In NRW gibt es rund 40.000 unbesetzte Ausbildungsstellen (Stand: 31.7.2024). Allerdings gibt es auch noch mehr als 37.000 junge Menschen, die auf der Suche nach einer Stelle sind. Ein Grund, warum die Bewerber und Stellen nicht zusammenpassen, ist zum Beispiel die Branche:
Viele interessieren sich für eine Lehre als Mediengestalterin oder -gestalter, Tierpflegerin oder Tierpfleger. Hier gibt es kaum offene Stellen. In der Gastronomie oder im Straßen- und Kanalbau werden Azubis dagegen dringend gesucht.
Wo in NRW sind die Chancen am besten?
Aktuell sind im Münsterland oder in Südwestfalen die Chancen gut - dort sind noch relativ viele Stellen frei. Im Münsterland sind derzeit noch gut 1.500 Interessenten unversorgt, bei knapp 4.700 offenen Stellen. Schwieriger ist die Lage etwa im Ruhrgebiet. Dort sind noch rund 10.100 Stellen offen, es gibt aber auch noch 8.200 Bewerberinnen und Bewerber.
Die Situation kann aber je nach Branche sehr verschieden sein. So gibt es zum Beispiel im Bergischen Land mehr junge Menschen, die Steuerfachangestellte werden wollen, als Stellen da sind. Im Rest von NRW ist es umgekehrt: Da werden die Azubis in der Steuerberatung gesucht.
Welche Unterstützung gibt es vom Staat?
Die Bundesregierung hat verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht - zum Beispiel soll es leichter werden, ein Praktikum zu machen, um die richtige Stelle zu finden. Die Arbeitsagentur hilft bei der Suche und bezahlt auch Fahrt- und Unterbringungskosten.
Wer eine Ausbildung annimmt, die weiter von zuhause entfernt ist, und dafür umziehen muss, kriegt auch Unterstützung: Als Anreiz zahlt der Staat die Fahrtkosten für zwei Familienbesuche im Monat - zumindest im ersten Lehrjahr.
Habe ich einen rechtlichen Anspruch auf eine Ausbildung?
Das Wort "Ausbildungsgarantie" klingt so - aber tatsächlich haben den Anspruch nur manche. Dafür müssen Interessierte in einer Region wohnen, in der es eine Unterversorgung gibt, also wenige Stellen auf viele Bewerber kommen. Außerdem müssen sie schon zusammen mit der Arbeitsagentur alles versucht haben, um auf normalem Weg an eine Stelle zu kommen.
Wenn das alles nicht funktioniert hat, dann haben die Interessierten einen Anspruch auf eine "außerbetriebliche Ausbildung". Die findet nicht in einer Firma, sondern in einer Bildungseinrichtung statt, wird vom Staat bezahlt. Die Agentur für Arbeit sagt aber: Das sollte nur die letzte Maßnahme sein. Mit einer "echten" Ausbildung in einem Unternehmen hat man es auf dem Arbeitsmarkt normalerweise leichter.
Unsere Quellen:
- Agentur für Arbeit
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales
- §76 SGB III