In der Vorweihnachtszeit haben viele Menschen ihre eigenen Rituale. Frisches Tannengrün wird angeschleppt, Lichterketten aus dem Keller geholt, erste Engelsfiguren, Miniatur-Rentiere oder Holzsterne wandern auf die Fensterbänke. Die Adventszeit wird zelebriert und da dürfen ganz bestimmte Utensilien für viele nicht fehlen. Doch welche Hintergründe hat das? Hier kommt gesammeltes Angeberwissen für die Vorweihnachtszeit.
Was bedeutet die Adventszeit?
Rituale zur Advenszeit
Mit dem ersten Advent beginnt in der evangelischen und katholischen Kirche das Kirchenjahr. Das Wort "Advent" leitet sich vom lateinischen "Adventus" ab und heißt "Ankunft". Für die Christen ist der Advent die Zeit der Erwartung, die Vorbereitungszeit auf die Ankunft Christi, dessen "Geburtstag" in der Weihnachtsnacht gefeiert wird. Die Adventszeit als Vorbereitung auf die Geburt Christi kennt man schon seit dem Ende des vierten Jahrhunderts.
Jeder der vier Adventssonntage steht unter einem anderen Thema. Beim ersten geht es darum, dass Jesus noch einmal in unsere Welt zurückkommt. Beim zweiten um Johannes den Täufer, der dritte Advent steht unter dem Motto: "Freut Euch". Und der vierte Advent ist der Gottesmutter Maria gewidmet.
Was hat es mit dem Adventskranz auf sich?
Gehört zur Vorweihnachtszeit: Der Adventskranz
Der Brauch, Adventskerzen aufzustellen, entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn waren es jedoch weit mehr als nur vier Flackerlichter. Advent 1839, Hansestadt Hamburg: Der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern ist Leiter des Waisenhauses Rauhes Haus. Er wollte seinen Kindern das Warten auf die Heilige Nacht verkürzen. Und so bastelte er aus einem alten Wagenrad einen Kerzenleuchter mit 23 Kerzen – 19 kleine rote für die normalen Werktage und vier große weiße für die Sonntage. Jeden Tag zündete er dann eine weitere Kerze an. So konnten die Kinder bis Weihnachten zählen.
Auch andere Menschen fanden Gefallen an dem Adventskranz. Im Laufe der Zeit reduziert sich die Anzahl der Kerzen. Übrig blieben dann noch die vier besonderen Sonntagslichter.
Zunächst kennen die Menschen die Adventskränze aber nur im evangelischen Norden. Ihren endgültigen Durchbruch schaffen sie ausgerechnet im Krieg. In Lazaretten des Ersten Weltkrieges werden an vielen Orten im Advent solche Kränze aufgestellt. Viele der dort Behandelten nehmen dieses Ritual nach dem Krieg in ihre katholische Heimat mit.
Woher kommt der Adventskalender?
Adventskalender von 1935
Für rund zwei Drittel der Deutschen gehört der Adventskalender Umfragen zufolge zur Vorweihnachtszeit dazu. Aber so alt ist die Tradition noch gar nicht. Im 19. Jahrhundert gab es Vorläufer wie Kreidestriche auf der Wand, die die Kinder nach und nach wegwischen durften.
Selbstgemachter Adventskalender mit Geschenken
Der erste kommerzielle Adventskalender entstand Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals brachte eine evangelische Buchhandlung in Hamburg eine Uhr auf den Markt, bei der Kinder mithilfe eines verstellbaren Zeigers die zwölf Tage vor Heiligabend rückwärts zählen konnten. 1904 gab der Münchner Verleger Gerhard Lang einen "Weihnachts-Kalender" mit 24 Bildern zum Ausschneiden und Aufkleben heraus. 1920 bot er den ersten Kalender mit Fenstern an, hinter denen sich vor allem Engel-Motive verbargen. "Damit war der klassische Türchen-Kalender geboren, wie wir ihn heute kennen", erklärt Alix Paulsen vom Weihnachtshaus Husum, die seit Jahrzenten Weihnachtskalender verschiedener Epochen sammelt.
Erste Kalender mit Schokolade verbreiteten sich in den 1930er-Jahren in Dresden. Ab den 1950er-Jahren wurden Adventskalender zur Massenware. "Die Idee des Adventskalenders ist lebendiger denn je", meint Paulsen. "Es ist für viele Menschen eine Tradition und eine Art von Besinnlichkeit, die man in den heute oft so hektischen Alltag hineinbringt." Auch wenn es längst Adventskalender mit kleinen Geschenken gibt, sind die mit Schokolade gefüllten Kalender mit Schokolade laut Umfragen mit Abstand die beliebtesten.
Warum werden in der Adventszeit Plätzchen gebacken?
Vanillekipferl, Zimtsterne, Makronen und Spitzbuben: Die Adventszeit duftet nach Plätzchen. Für viele gehört die Weihnachtsbäckerei zu den schönsten Kindheitserinnerungen, eine Tradition, die man später an die eigenen Kinder weitergibt.
Aber warum gehören Advent und Plätzchen fast untrennbar zusammen? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, nur ein paar Theorien: So sollen schon die Germanen mit besonderem Gebäck die bösen Geister beschwichtigt haben, die in der Dunkelheit lauerten. Und im Mittelalter haben sich die Menschen damit angeblich einen fetthaltigen Vorrat für die kalte Jahreszeit angelegt. Ziemlich sicher ist, dass der Brauch in den Klöstern entstand: Die Mönche wollten die Geburt Jesu gebührend feiern, und dazu gehörte besonders erlesenes Backwerk mit seltenen und deswegen teuren Gewürzen. Das wurde dann auch an die Ärmeren verschenkt.
Allerdings gab es Spekulatius oder Lebkuchen damals erst zu Weihnachten. Denn streng genommen wird vorher sechs Wochen lang gefastet, so wie zwischen Aschermittwoch und Ostern. Der Vorteil: Honig, Rübenkraut und Gewürze, die den Teig lange haltbar machen, haben Zeit, ihr ganzes Aroma zu entfalten.
Dass der Trend zur "Herbstbäckerei" geht, freut die Einzelhändler, die schon im September Dominosteine und Schokoprinten für die Nicht-Bäcker ins Regal legen. Der hundertfache Aufschrei "Ich habe heute Zimtsterne im Supermarkt gesehen!" garniert mit einem Foto in den sozialen Medien, ist fast eine eigene Tradition. Aber die Nachfrage ist da - dabei ist das Warten auf die ersten Plätzchen so schön!