Die Emscher eingebettet in sattes Grün, ein Bild von 2004

18. Dezember 2009 - Flutung der renaturierten Emscher

Stand: 18.12.2019, 00:00 Uhr

Generationen von Menschen im Ruhrgebiet kennen die Emscher nur als "größte Köttelbecke des Kohlenpotts". Seit Beginn der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich der zuvor als Trinkwasserquelle genutzte Fluss in eine stinkende Kloake verwandelt. Ungeklärt fließen die Fäkalien und Abwässer von Haushalten, Zechen und Großbetrieben in die Emscher.

Die Emscher wird renaturiert (am 18.12.2009)

WDR 2 Stichtag 18.12.2019 04:16 Min. Verfügbar bis 15.12.2029 WDR 2


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Wegen des Gestanks und der Seuchengefahr durch Überflutungen bei Hochwasser wird der mäandernde Rhein-Nebenarm begradigt. Die 1899 gegründete Emschergenossenschaft lässt den Fluss auf seinem Weg von der Quelle bei Dortmund bis nach Dinslaken teils in unterirdischen Rohren verschwinden oder zwingt ihn oberirdisch in ein Betonbett.

Milliarden teures Mammutprojekt

Der Modergeruch der Emscherbrühe verschwindet dennoch nicht; Jahrzehnte lang ist er noch kilometerweit zu riechen. Mit dem Ende der Montanindustrie wird deshalb beschlossen, Deutschlands schmutzigsten Fluss zu renaturieren. 1992 startet die Emschergenossenschaft das Mammutprojekt, dessen Kosten heute auf mehr als vier Milliarden Euro geschätzt werden.

Entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe werden unterirdisch neue, riesige Kanalrohre verlegt. Das gigantischste Teilstück in bis zu 40 Meter Tiefe entsteht auf 51 Kilometern zwischen Dortmund-Deusen und dem Emscherklärwerk bei Dinslaken. Bis 2022 soll alles fertig sein und die Emscher sich wieder sauber durch ein natürliches Bett schlängeln.

Am 18. Dezember 2009 kommt das erste Teilstück der Emscher wieder ans Tageslicht. Mit einem Festakt wird in Dortmund-Hörde ein Wehr geöffnet und das nun saubere Wasser ergießt sich in sein neues, aus Erde und Kies modelliertes Flussbett. Gleich nebenan, wo einst ein Stahlwerk stand, glitzert nun der künstlich angelegte Phönix-See in der Sonne.

Naherholungsgebiet Phönixsee

Luftaufnahme Bebauung rund um den Phoenixsee, Dortmund

Der künstlich angelegte Phönixsee in Dortmund-Hörde

Der 24-Hektar-Teich aus Grund- und Trinkwasser dient der Emscher als Rückhaltebecken und damit als Überflutungsschutz bei Hochwasser. Dortmunds Oberbürgermeister Sierau (SPD) feiert ihn als Naherholungsgebiet mit "tollen" Wohnanlagen: "Wo früher Meide-Räume waren, entstehen jetzt Möglichkeits-Räume."

Baustellen, Verbotsschilder und wenig Grün – noch sehen die Bürger nicht viel von der neuen "Beletage von Hörde“, wie Sierau das Gelände nennt. Es soll vor allem als Geldquelle sprudeln, denn allein in Dortmund kostet der Emscher-Umbau rund 30 Millionen Euro. Inzwischen ist der unterirdische Abwasserkanal bis Dinslaken fertig und auch die Emscher-Renaturierung bis zur Rhein-Mündung ist weit gediehen.

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