Vogelperspektive Uni Bielefeld

17. November 1969 - Universität Bielefeld nimmt den Studienbetrieb auf

Stand: 17.11.2019, 00:00 Uhr

Zunächst drücken sich die Bildungspolitiker in den 1960er-Jahren davor, in NRW eine Reformhochschule zu bauen – und schieben Geldnöte vor, Ursache sei die Strukturkrise im Bergbau. Doch als auch Unternehmen mehr Hochschulen im Land fordern und fällt schließlich die Entscheidung für den Aufbau einer Universität in Ostwestfalen. Geistiger Vater der Universität Bielefeld ist der berühmte Soziologe Helmut Schelsky aus Münster, der wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit heute umstritten ist.

Uni Bielefeld nimmt Studienbetrieb auf (am 17.11.1969)

WDR 2 Stichtag 17.11.2019 04:15 Min. Verfügbar bis 14.11.2029 WDR 2


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Der Wunsch: maximal 30 Studierende auf einen Professor

Sein Hauptgedanke: Die Studierenden sollen fächerübergreifend forschen und lernen – damals eine völlig neue Idee. "Wir wollen ein Zentrum für interdisziplinäre Forschung errichten, in denen die verschiedenen Fächer zur theoretischen Klärung ihrer Konzeptionen und Theorien kommen", erklärt Schelsky.

Gebäude der Uni Bielefeld

Gebäude der Universität Bielefeld

Außerdem soll die Universität Bielefeld keinen Massenbetrieb anbieten. "Das am meisten diskutierte Kennzeichen der Strukturmerkmale ist das feste Verhältnis der Zahl der Studenten zu der Zahl der Professoren. Der so genannte Numerus clausus also, durch den die Zahl der Studenten derart begrenzt wird, dass pro Professor nicht mehr als 30 Studenten zugelassen werden kann", erklärt der Vorsitzende des Gründungsausschusses.

Auf einen Professor sollen also nur 30 Studierende kommen, die gesamte Universität maximal 3.500 bis 4.500 Studenten aufnehmen.

Bielefeld wird wichtigster Soziologie-Standort in Deutschland

Vier Jahre vergehen vom Baubeschluss bis zu Grundsteinlegung. Als am 17. November 1969 die ersten Studierenden die Hörsäle und Seminarräume betreten, gibt es drei Fakultäten: Mathematik, Rechtswissenschaften und Soziologie.

Als erster Professor wird 1968 der später berühmte Soziologe und Gesellschaftstheoretiker Niklas Luhmann berufen. Er baut die soziologische Fakultät mit auf und prägt sie entscheidend.

Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1993 wirkt der inzwischen verstorbene Luhmann an der Universität Bielefeld, bis heute einem der wichtigsten Soziologiestandorte Deutschlands. "Die Fakultät für Soziologie hat in der Bundesrepublik einen besonderen Ruf, und dass ist ein Hauptgrund, nach Bielefeld zu kommen", bestätigt ein ehemaliger Student aus der Anfangszeit.

Niklas Luhmann, Soziologe

WDR ZeitZeichen 08.12.2017 13:43 Min. Verfügbar bis 06.12.2027 WDR 5


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Wissenschaftler wie Jürgen Kocka und Hans-Ulrich Wehler begründen gar einen ganz eigenen Zweig, die Bielefelder Schule der Historischen Sozialwissenschaft.

Bielefeld hat die akademische Landschaft in Deutschland tatsächlich verändert. Statt maximal 4.500 Studierenden sind allerdings zur Zeit knapp 25.000 eingeschrieben.

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