Rhein-Herne-Kanal bei Gelsenkirchen

Stichtag

17. Juli 1914 - Der Rhein-Herne-Kanal wird freigegeben

Die Planungen für den ursprünglich 38,5 Kilometer langen Kanal vom Rhein bei Duisburg bis Herne beginnen schon 1856. Die Industrialisierung macht den Transport von Massen- und Schwergütern auf dem Wasser rentabel. Doch zunächst werden andere Wasserstraßen gebaut wie etwa der Dortmund-Ems-Kanal, den Kaiser Wilhelm II. 1899 eröffnet. Erst 1906 wird in Essen die "Königliche Kanalbau-Direktion" gegründet, die sich unter anderem um die Realisierung des Rhein-Herne-Kanals kümmert.

Nicht alle sind darüber glücklich. Im Februar 1908 protestiert Bergmann Eduard Wildes gegen die Streckenführung: "Hierdurch wird der Weg zu der von mir gepachteten an der Emscher liegenden Weide abgeschnitten." Dort halte er eine Kuh, die den Unterhalt seiner achtköpfigen Familie sichere. "Die Pflege erfordert einen täglichen Dreimal-Gang zur Weide." Sein Widerspruch wird abgelehnt. Das Interesse der Kohle- und Stahlindustrie geht vor.

Schleusen überwinden Gefälle

Der Bau beginnt 1906. Bis zur Fertigstellung wird das Projekt rund 70 Millionen Reichsmark kosten. Acht Jahre lang sind mehrere tausend Arbeiter beschäftigt. Im sumpfigen Emschertal räumen sie Millionen Kubikmeter Erde ab - meistens in Handarbeit. Um den Höhenunterschied von rund 36 Metern zu überwinden, werden sieben Schleusen eingebaut. Heute gibt es nur noch fünf Gefällestufen: Durch den Bergbau wurde der Wasserspiegel um bis zu zwölf Meter abgesenkt und der Kanal entsprechend ausgebaut.

Ab dem Frühjahr 1914 verbindet der Rhein-Herne-Kanal schließlich Herne mit Duisburg-Ruhrort: Am 3. März 1914 beginnt die Füllung, indem ein Hebewerk Wasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal in die neue Fahrrinne schöpft. Im April testet eine Kommission den Kanal, Anfang Juli desselben Jahres sind vier Dampfer auf Probefahrt. Dann wird das Bauwerk freigegeben: Am 17. Juli 1914 startet der Schleppkahn "Johanna" in Duisburg, um in Bottrop Kohle aus der Zeche Prosper abzuholen.

Verbindung zum Dortmund-Ems-Kanal

Am 1. Dezember 1914 geht auch das letzte Teilstück in Betrieb: Der Kanal, der in weiten Teilen dem Lauf der Emscher folgt, führt nun auf einer Länge von insgesamt 45,6 Kilometer vom Ruhrorter Hafen an Oberhausen, Altenessen und Gelsenkirchen vorbei nach Herne, um von dort in den Dortmund-Ems-Kanal überzugehen. Eine offizielle Einweihung durch den Kaiser erfolgt nicht: Der Erste Weltkrieg ist bereits in vollem Gang.

Auch im Zweiten Weltkrieg gehört der Rhein-Herne-Kanal wegen seiner Bedeutung für die Rüstungsindustrie zu den wichtigsten Wasserstraßen Deutschlands. Inzwischen passieren ihn immer noch rund 80 Schiffe pro Tag, mit jeweils rund 2.000 Tonnen Ware an Bord. Daneben wächst die Freizeit-Schifffahrt und die Bedeutung der Region als Erholungsgebiet.

Stand: 17.07.2014

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