Leni Riefenstahl im Stummfilm "Die weiߟe Hölle von Piz Palü" (1929)

15. November 1929 - Film "Die weiße Hölle vom Piz Palü" uraufgeführt

Stand: 15.11.2019, 00:00 Uhr

"Die weiße Hölle vom Piz Palü" gilt bis heute als der Bergfilm schlechthin. Nach der umjubelten Premiere im Berliner Ufa-Palast am 15. November 1929 sind sich die meisten Kritiker einig: Das Meisterwerk von Regisseur Arnold Fanck muss im Studio entstanden sein.

Doch der Pionier des Bergfilms hat seine Schauspieler fast ein halbes Jahr durch die Schneegebiete des Berninamassivs in der Schweiz getrieben. Im Studio lässt Co-Regisseur Georg Wilhelm Pabst fast nur die Innenaufnahmen aufzeichnen.

UA "Die weiße Hölle vom Piz Palü" (am 15.11.1929)

WDR 2 Stichtag 15.11.2019 04:16 Min. Verfügbar bis 12.11.2029 WDR 2


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Zeitungsnotiz als Basis

Die Außenaufnahmen sind anspruchsvoll. Filmkameras sind damals schwere Holzkästen, Seilbahnen gibt es nicht. Fanck lässt die Kamera in einen Brustpanzer aus Korbgeflecht oder auf Skier montieren.

Die Schwierigkeit dabei: Es muss gekurbelt werden, um das Filmband in der Kamera weiterzubewegen. Auf die Handlung des Stummfilms hingegen verwendet Fanck nach eigenen Angaben wenig Zeit. Die "Weiße Hölle" basiert auf einer Zeitungsnotiz über ein Bergunglück.

Opfertod im Eis

Die Story: Karl und Maria wollen auf ihrer Hochzeitsreise den Piz Palü, einen 3.900 Meter hoher Berg im Engadin, besteigen. Auf dem Weg zum Gipfel lernen sie Johannes Krafft kennen, der nach der Leiche seiner Verlobten sucht, die vor Jahren abgestürzt ist.

Maria, Karl und Krafft geraten in Bergnot, da Karl eine Lawine auslöst und die drei auf einem vereisten Felsvorsprung festsitzen. Durch die Hilfe eines Fliegers wird das Paar gerettet. Krafft, der Karl seine Jacke geliehen hat, erfriert.

Riefenstahl macht Nazi-Karriere

Die Bergfilme der 1920er Jahre verstehen sich als besonders deutsch. Das gefällt den aufstrebenden Nationalsozialisten. Leni Riefenstahl, die Hauptdarstellerin in der "Weißen Hölle", dreht später als Regisseurin NS-Propagandafilme, etwa über die Olympischen Spiele von 1936.

Der Bergpilot in der "Weißen Hölle", Ernst Udet, war im Ersten Weltkrieg hochdekorierter Jagdflieger. Auch er lässt sich für die NS-Propaganda einspannen, wird 1939 "Generalluftzeugmeister".

Nicht zufällig

Fanck behauptet nach dem Zweiten Weltkrieg, die Nazis hätten ihn kaltgestellt. "Das ist eine Stilisierung", sagt Kulturwissenschaftler Christian Rapp. Fanck habe unter anderem über die beiden NS-Bildhauer Arno Breker und Josef Thorak Dokumentarfilme gedreht.

Die "Weiße Hölle" sei kein Nazi-Film, so Rapp. Der Film tauche aber nicht zufällig kurz vor der Machtübernahme Hitlers auf. "Filme reflektieren immer auch die Mentalität einer großen Gemeinschaft - weil sie nie von einer Person alleine gemacht werden."

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