Lale Andersen in einem Boot

02.08.1939: Studioaufnahme des Liedes "Lili Marleen"

Anfangs erkennt niemand das Potenzial: Doch dann wird "Lili Marleen" zum größten Hit des Zweiten Weltkriegs - und zu einem Mythos, der bis heute nachwirkt.

Den Text zu "Lili Marleen" schreibt 1915 der Infanterist Hans Leip. Der junge Mann ist erfüllt von düsterer Todesahnung: Am nächsten Tag soll seine Einheit an die Karpatenfront verlegt werden. Dabei ist er gerade in zwei Mädchen verliebt: Die blonde Lili und die dunkle Marleen. Das Gedicht landet 1937 in seiner ersten Lyriksammlung. Dort entdeckt es die Sängerin Lale Andersen, die auf der Suche nach Liedern für ihr Bühnenprogramm ist.

1939 wird das Gedicht vertont und aufgenommen. Das "Lied eines jungen Wachtpostens" ist zunächst ein Ladenhüter. Erst mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Jugoslawien taucht es 1941 aus der Versenkung auf. In Belgrad wird ein Soldatensender aufgebaut, der die Front mit der Heimat verbinden soll.

Auch "Lili Marleen" landet dort auf dem Plattenteller. Schnell entwickelt sich ein wahrer Hype: Der Sender Belgrad richtet eine abendliche Grußsendung ein, die er immer um kurz vor 22 Uhr mit dem Lied beendet. So wird der wehmütige kleine Schlager zur Verbindung zwischen den Soldaten und den Lieben daheim.

Doch auch bei den alliierten Soldaten wird das Lied ein großer Erfolg. Als es ihnen nicht gelingt, den Song zu unterdrücken, beschließen sie, ihn zu kapern und eigene Versionen herauszubringen. Besonders berühmt wird die Fassung von Marlene Dietrich, die es vor den GI’s an der Westfront singt. "Lili Marleen" wird der erste deutsche Millionenseller.


In diesem Zeitzeichen erzählt Christiane Kopka:

  • was Lale Andersen in jungen Jahren für ihre Karriere aufgibt,
  • wie die Sängerin sich zunächst mit den Nazis arrangiert,
  • wie deutsche und britische Soldaten in Nordafrika gemeinsam "Lili Marleen" lauschen,
  • mit welchem Text die BBC das Lied persifliert,
  • wie "Lili Marleen" vielleicht Lale Andersens Leben rettet.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Dr. Julia Kahleyß, Leiterin des Stadtarchivs Bremerhaven
  • Norbert Schultze, Komponist (aus WDR Hörfunk-Archiv)
  • Christian Peters: Lili Marleen - Ein Schlager macht Geschichte. Stiftung Haus der Geschichte, Bonn 2001
  • Lale Andersen: Der Himmel hat viele Farben - Leben mit einem Lied, Stuttgart 1972
  • Gisela Lehrke: Wie einst Lili Marleen - Das Leben der Lale Andersen, Berlin 2002
  • Heike Frey: Lili Marleen hatt‘ einen Kameraden - Musik in der Wehrmacht-Truppenbetreuung 1939-1945, Münster 2020

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Theo Kramer