Die Eröffnungs-Inventur des Zoos Berlin im Hochsommer 1844 dauert nicht sehr lange. Der Tierbestand ist noch dünn:
"Fünf Kängurus. 46 Stück kleine Singvögel. Wasserschildkröten und Goldfische. Drei Nordische Füchse. Zwei Dachse, aus hiesiger Gegend. 24 verschiedene Affen, die böseren im Käfig, die verträglicheren im Freien" sind auf vier Seiten aufgelistet.
Die heute seltsam erscheinende Einteilung in gute und böse Wesen könnte man allerdings auch auf die Zoo-Besucher anwenden. Darauf deuten unmissverständlich einige Verbotsschilder hin: Die Tiere sollen nicht mit Stöcken oder Regenschirmen gepiesakt werden oder dürfen kein mitgebrachtes Futter bekommen.
In den ersten Tiergärten sind auch nicht nur Tiere zu sehen. In sogenannten "Völkerschauen" werden Menschen aus fernen Ländern "ausgestellt". In Berlin zum Beispiel eine Gruppe "Feuerländer" aus Südamerika.
Früher ist in den Zoos tatsächlich die Faszination für das einzelne Individuum wichtig: Das Tier, die Kreatur, das Fremde. Heute ist der Auftrag ein anderer. Es geht um den Schutz bedrohter Tierarten. Selbstverständlich immer von Menschen bedroht, die Natur bedroht sich eigentlich nie selbst. Zoo-Besucher sollen in ihrem naturwissenschaftlichem Engagement gestärkt werden.
In diesem Zeitzeichen erzählt Jürgen Werth:- welche fragwürdigen Angebote der Tierhändler und Schausteller Carl Hagenbeck den ersten Zoos macht,
- wie der Wiener Verhaltensforschers Ludwig Huber ein neues Verständnis für den Umgang mit Tieren liefert,
- welche unvorstellbare Zahl Nachkommen auf den Nilpferd-Bullen "Knautschke" zurückgehen,
- welche Kritik es am "Arche-Noah-Prinzip" der Zoos gibt.
Das sind unsere wichtigsten Interviewpartner:- Andreas Knieriem (Direktor des Berliner Zoos)
- Tobias Rahde (Berliner Nashorn-Kurator)
- Cord Riechelmann (Biologe)
- Katja Lange-Müller (Schriftstellerin)
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autor: Jürgen Werth
Redaktion: Matti Hesse