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Die Ukrainische Delegation beim Siegeln des Friedensprotokolls am 9.2.1918 zum sogenannten Brotfrieden von Brest-Litowsk.

9. Februar 1918 – Mit dem "Brotfrieden" wird die Ukraine erstmals als selbstständiger Staat anerkannt

Das Deutsche Reich und seine Verbündete schließen am 9. Februar 1918 Frieden mit der Ukraine – und erkennen so erstmalig die zuvor größtenteils zu Russland gehörenden Gebiete als eigenen Staat an. Doch die Unabhängigkeit der Ukrainer währt nicht lange.

Jahrhundertelang steht das Gebiet der heutigen Ukraine unter dem Einfluss verschiedener Mächte: Russland, dem Osmanischen Reich, Polen oder Österreich-Ungarn. Das Territorium gilt als "Land am Rande" – so die Bedeutung des Namens "Ukraine".

Doch als in Europa im 19. Jahrhundert der Nationalismus aufkommt, macht sich auch die bürgerliche Oberschicht der Ukraine auf die Suche nach einer nationalen Identität, die sich in alten Volksliedern und einer eigenen Sprache zeigt.

Der "Brotfrieden": Die Geburtsstunde des ukrainischen Staates

WDR Zeitzeichen 09.02.2023 14:43 Min. Verfügbar bis 09.02.2099 WDR 5


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Die "Kleinrussen" in der Ukraine

Die nationalen Bestrebungen im sogenannten "Kleinrussland" kommen im russischen Kaiserreich nicht gut an. Der Zar fürchtet um seinen Einfluss und verbietet kurzerhand Publikationen im "kleinrussischen Dialekt", wie man in Moskau die ukrainische Sprache nennt. In seinen Augen existiert eine einzige große ostslawische Familie, bestehend aus Großrussen, Weißrussen und eben den Kleinrussen.

Eine Sichtweise, die Wladimir Putin auch ein Jahrhundert später noch vertritt. "Ich möchte noch einmal betonen, dass die Ukraine für uns nicht nur ein Nachbarland ist. Sie ist ein unverzichtbarer Teil unserer eigenen Geschichte, Kultur und unseres geistigen Raums." So der russische Präsident drei Tage bevor seine Truppen am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschieren, um ihre Unabhängigkeit zu beschneiden.

Unabhängig in den Wirren des Ersten Weltkriegs

Ihre erste Unabhängigkeit verdanken die Ukrainer den Wirren des Ersten Weltkriegs. Dieser bringt zwar Tod, Leid und Hunger über ganz Europa, beschleunigt aber auch das Ende des russischen Zarenreichs. Die Machtübernahme der Bolschewisten 1917 in Russland beflügelt die nationale Bewegung in der Ukraine. Kurzerhand erklärt sich die "Ukrainische Republik" im Januar 1918 für unabhängig.

Brotfrieden in Brest-Litowsk

Der junge Staat entsendet selbstbewusst eigene Diplomaten nach Brest-Litowsk, wo die Friedensverhandlungen zwischen den russischen Bolschewisten und den Mittelmächten – das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn und ihre Verbündeten – stattfinden. Tatsächlich kommt es am 9. Februar 1918 zum Abschluss eines Separatfriedens zwischen den Mittelmächten und der Ukrainischen Volksrepublik.   

Damit wird die Ukraine zum ersten Mal international als eigener Staat anerkannt. Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn handeln indes aus reinem Eigennutz. Sie lassen sich im Gegenzug von der Ukraine umfangreiche Getreidelieferungen zusichern. Mithilfe der "Kornkammer Europas" sollen die drohenden Hungeraufstände der heimischen Bevölkerung eingedämmt werden. So geht der Friedensvertrag von Brest-Litowsk als "Brotfrieden" in die Geschichte ein.

Zweite Unabhängigkeitserklärung im August 1991

Doch die neue Unabhängigkeit der Ukraine währt nur kurz. Lenin durchkreuzt alle Hoffnungen auf Souveränität. 1922 wird die Ukraine als "Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik" Teil der neu gegründeten Sowjetunion unter Führung Moskaus und bleibt es bis zu deren Zerfall knapp 70 Jahre später. Nach dem Ende der Sowjetunion erklärt sich die Ukraine am 24. August 1991 zum zweiten Mal zu einem unabhängigen und demokratischen Staat.

Doch Russland versucht auch weiterhin, Einfluss auf die ukrainische Politik zu nehmen. 2014 annektiert es die Krim und sorgt für die militärische Eskalation im Donbass. Als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert, haben die Ukrainer endgültig genug vom "großen Bruder", der so lange über sie bestimmt hat.

"Die Ukraine wird sich verteidigen"

"Die Ukraine wird sich verteidigen und wird ihre Freiheit nicht aufgeben. Egal, was Moskau denkt", so der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Tag des Kriegsbeginns. Ein Krieg, der zahlreiche Leben kosten und Millionen Menschen zum Verlassen ihrer Heimat zwingen wird. Und ein Ende des Krieges ist auch knapp ein Jahr nach Beginn noch immer nicht in Sicht.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Daniela Wakonigg
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Frieden 2023 an den "Brotfrieden" mit der Ukraine. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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