Nutztiere und Menschen haben über Jahrtausende hinweg räumlich eng beieinander gelebt. Eine Verbindung, die vom Geben und Nehmen geprägt gewesen ist: Der Mensch hat Schutz und Versorgung gegeben, das Tier im Gegenzug Fell, Fleisch, Milch oder Eier. Mittlerweile ist der unmittelbare Kontakt von vielen Menschen zu Nutztieren ist kaum noch vorhanden. Bedingt durch eine neue Tierhaltung müssen die wenigsten Menschen beispielsweise Fleisch selbst zerlegen und zubereiten, sagt Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft .
Die Entfremdung des Menschen von seinen Nutztieren könnte ein Grund für den hohen Fleischkonsum in unserer Gesellschaft sein. Denn eigentlich zeigen Studien, dass die meisten Menschen keine Tiere essen wollen, die als intelligent gelten. Doch sie zeigen auch, dass Menschen den Tieren, die sie essen, den Verstand einfach absprechen, selbst wenn sie es eigentlich besser wissen. Sie verleugnen das Wissen über die Fähigkeiten der Tiere oder verzerren es strategisch.
Seit wenigen Jahren gibt es jedoch eine rasant wachsende Zahl von wissenschaftlichen Untersuchungen, die die Intelligenz der Nutztiere beweisen: Schweine, Schafe und Kühe leben in komplexen sozialen Gefügen und müssen in diesen intelligent und empfindungsfähig agieren.
Verhaltensforscherin Liza Moscovice untersucht, inwiefern Schweine empathisch auf emotionale Zustände ihrer Artgenossen reagieren. Sie möchte die Bedürfnisse der Tiere besser verstehen, um angemessenere Haltungsbedingungen zu schaffen. Marko Pauli hat sich angesehen, wie ein modernes Verhältnis zwischen Mensch und Nutztier im Alltag aussehen könnte.
Autor: Marko Pauli
Redaktion: Lars Schweinhage