Ludwig Hohl erlebt als junger Mann seine Schweizer Heimat als beengend und entflieht zunächst nach Paris, weiter in die Alpen, dann nach Marseille, nach Wien und schließlich nach Den Haag. Seine ganz eigene Denk- und Schreibform, die er in diesen Jahren entwickelt, entspringt der Ruhelosigkeit und Zerrissenheit seiner Existenz. Als er aus finanzieller Not 1937 in die Schweiz zurückkehrt, trägt er im Gepäck sein fast vollendetes Werk: tausend Seiten "Notizen“. Dabei ist sein Denken in Fragmenten, entlang der Zwischenräume und Ränder des Bewusstseins, das er in den Jahren nomadischer Heimatlosigkeit entwickelt hat, von erstaunlicher Modernität.
Zurück in der Schweiz hat Ludwig Hohl sich selbst nach und nach zu einem Mythos stilisiert. Ein Vierteljahrhundert hat er in Genf in einem Kellerloch gelebt, zwischen Wäscheleinen, die kreuz und quer durch den Raum liefen, vollgehängt mit seinem literarisch-philosophischen Zettelwerk. Er hat sein Dasein in Armut inszeniert und das Seinige zur Legendenbildung um seine Existenz beigetragen.
Ausstrahlung am 04. Dezember 2021 um 12.04 Uhr
Wiederholung am 05. Dezember 2021 um 15.04 Uhr
Von: Janko Hanushevsky
Redaktion: Imke Wallefeld
Produktion: ORF/WDR 2021