Live hören
Serien-Empfehlungen mit Emily Thomey
Das Beitragsbild WDR3 Kulturfeature "Ab jetzt gilt’s - Der Free-Jazz-Aufbruch in Deutschland West und Ost" zeigt Peter Brötzmann beim Moers Festival 2006

Sommerreihe: Free All that Jazz!

Peter Brötzmann, 1941 in Remscheid geboren,  war der große Pionier des rein europäischen Jazz. Sein frenetisches Saxophonspiel gilt vielen als Inbegriff der „Kaputtspielphase“, der Geburtsstunde des radikalen europäischen Free Jazz. Vor einem Jahr, am 22. Juni 2023,  ist die Symbolfigur in Wuppertal gestorben.

Von Ulrich Rüdenauer, Helmut Böttiger, Karl Lippegaus, Ian Bild, Bert Noglik

In Erinnerung an Peter Brötzmann unternimmt WDR 3 in der Sommerreihe „Free All that Jazz“ einen Streifzug durch das wilde Dickicht des europäischen Jazz:
mit Peter Brötzmann als einem der großen Protagonisten im musikalischen deutsch-deutschen Grenzverkehr  - und der legendären Baronesse Pannonica de Koenigswarter, der europäischen Muse der New York Jazz-Clubs. Mit der Swing-Jugend als geheimer Anti-Hitler-Koalition in den Großstädten des Dritten Reichs  - und dem großen Laut-Poeten und Jazzfreund Ernst Jandl im 4. Wiener Gemeindebezirk.

Ab jetzt gilts – Der Free-Jazz-Aufbruch in Deutschland West und Ost

Das Beitragsbild des WDR3 Kulturfeature "Ab jetzt gilts – Der Free-Jazz-Aufbruch in Deutschland West und Ost" zeigt Günter Baby Sommer, Saxophonist und Bassist 1988.

In beiden deutschen Staaten entwickelte sich seit den sechziger Jahren eine subversive Free-Jazz-Szene – mit zahlreichen Überschneidungen. Eine überraschende deutsch-deutsche Annäherungsgeschichte. 

Der Anstoß kam aus den USA – doch schnell entstand in Europa eine eigene Variante des neuen, radikalen Jazz. An der Kölner Musikhochschule studierten Musiker wie Manfred Schoof und Alexander von Schlippenbach. Genauso wie der Frankfurter Posaunisten Albert Mangelsdorff verbanden sie europäische Kompositionstechnik mit neuen rhythmischen Formen. Parallel dazu kristallisierte sich auch in der DDR eine neue Art radikalen Jazz heraus. Hier war die Formation „Zentralquartett“ Vorreiter, eine der wichtigsten Exportwaren der DDR-Kultur überhaupt. Zwischen West und Ost entsteht ein subversiver Grenzverkehr – bei dem Peter Brötzmann, die alles überragende Gestalt im Westen, eine wichtige Rolle spielt.

Ausstrahlung am Samstag, den 27. Juli 2024 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 28. Juli 2024 um 15.04 Uhr
Von: Ulrich Rüdenauer, Helmut Böttiger
Redaktion: Adrian Winkler
Produktion: WDR 2022

Lost in Jazz – Pannonica, der Bebop und die drei Wünsche

Das Beitragsbild des WDR3 Kulturfeature "Lost in Jazz – Pannonica, der Bebop und die drei Wünsche" zeigt ein Porträt von Pannonica de Koenigswarter

Pannonica de Koenigswarter stammte aus dem englischen Zweig der Rothschilds. Sie hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich, als sie 1952 nach New York übersiedelte, wo sie zur „guten Fee“ des Bebop wurde.

Dutzende von Jazzklassikern tragen ihren Namen:"Pannonica", "Nica's Dream", "Nica's Tempo". Doch wer war Pannonica de Koenigswarter wirklich? Nachts kreuzte die Diplomatengattin mit ihrem Bentley durch die Stadt und besuchte die Clubs. In ihrer Wohnung starb der gestrandete Charlie Parker mit 34 Jahren. Von 1961 bis 1966 interviewte und fotografierte die Baronin de Koenigswarter dreihundert Musiker und fragte sie: "Was sind deine drei Wünsche?" Für das Buch-Projekt sollte sie zu Lebzeiten nie einen Verleger finden. 1988 starb Pannonica de Koenigswarter. Ihre Enkelin Nadine stieß Jahre später auf die Kisten mit Polaroids und Notizen: eine ungeschönte Welt des Jazz rückte ans Tageslicht.

Ausstrahlung am Samstag, den 03. August 2024 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 04. August 2024 um 15.04 Uhr
Von: Karl Lippegaus
Redaktion im WDR: Adrian Winkler
Produktion: DLF/RBB/WDR 2008

Swing High, Swing Low – Jazzuntergrund in Nazideutschland

Das Beitragsbild des WDR3 Kulturfeature "Swing High, Swing Low – Jazzuntergrund in Nazideutschland" zeigt ein Verbotsschild der Reichskulturkammer im Nationalsozialismus

Die Swing-Jugend war eine Subkultur während des Nationalsozialismus. Die Swing-Boys und Girls hörten verbotene Musik, kleideten sich wie englische Herrschaften und feierten rauschende Feste in ihren geheimen Lokalen. Zeitzeugen erzählen.

Während der Nazizeit dominierten die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel das tägliche Leben der Jugend. Es gab aber auch junge Leute, die einen anderen Weg einschlugen und versuchten, ohne den diktatorischen Einfluss der Nazis einen eigenen Lebensstil zu entwickeln – zum Beispiel die Swing-Jugend. Sie war hauptsächlich in den Großstädten zu finden, hatte kaum direktes Interesse an Politik. Aber ihre soziale und kulturelle Lebensweise führte unweigerlich zum Konflikt mit der Nazi-Parteilinie. In dem Feature erzählen ehemalige Swing-Boys, Swing-Girls und ein Swing-Musiker über ihre Jazz-Besessenheit, über Happenings und Inhaftierungen.

Ausstrahlung am Samstag, den 10. August 2024 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 11. August 2024 um 15.04 Uhr
Von: Ian Bild
Redaktion im WDR: Adrian Winkler
Produktion: DLR Berlin/ SWF 1998

JazzJandl – Der Dichter Ernst Jandl und seine unheimliche Liebe zum Jazz

Das Beitragsbild des WDR3 Kulturfeature "JazzJandl – Der Dichter Ernst Jandl und seine unheimliche Liebe zum Jazz" zeigt ein Porträt von dem österreichischen Schriftsteller Ernst Jandl

Der österreichische Schriftsteller Ernst Jandl gehörte zu den führenden Vertretern der experimentellen Literatur in der Nachkriegszeit. Sprachspiel und Sprachklang verraten seine besondere Liebe zum Jazz.

Ausgangsmaterial für das Hörbild ist ein Gespräch mit Ernst Jandl in seinen letzten Lebensjahren. 2007, sieben Jahre nach dem Tod Ernst Jandls, ist Bert Noglik erneut in der Umgebung des Dichters im 4. Wiener Gemeindebezirk unterwegs. Er befragt Nachbarinnen, einen Wirt, einen Apotheker, einen Postboten, eine Trafikbetreiberin. Die Erinnerungen der Bewohnern des Viertels verbinden sich mit Musik: mit Aufnahmen von Ernst Jandl mit Jazzmusikern wie Lauren Newton, Mathias Rüegg, Dieter Glawischnig - und Jazztiteln, die dem Dichter besonders am Herzen lagen.

Ausstrahlung am Samstag, den 17. August 2024 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 18. August 2024 um 15.04 Uhr
Von: Bert Noglik
Redaktion im WDR: Adrian Winkler
Produktion: MDR 2008