Schreibende Arbeiter - Fließband, Stift und Schreibmaschine
Um 1960 beginnen sich in BRD und DDR Arbeiterinnen und Arbeiter in organisierten Schreibgruppen zu treffen. Sie schreiben über Alltag und Arbeit und bilden sich. Eine Bewegung entsteht und fordert die etablierte Literaturszene heraus.
Von Paul Kother
Ruhrgebiet: Ein junger Stahlarbeiter fängt an zu schreiben und macht Literatur zum Klassenkampf. Eine Kassiererin sitzt mit Gewissensbissen vor ihrer Schreibmaschine: Darf sie dichten, auch wenn dann weniger Zeit für Hausarbeit bleibt? Währenddessen versucht ein Schreibzirkelleiter in Leuna die Grenzen des Sagbaren in der DDR auszuloten. In Frankfurt kämpft ein italienischer Fabrikarbeiter um seinen „Gastarbeiterband“ und darum, wie man seine eigene Sprache findet. Eine katholische Laienautorin streitet sich in Ostberlin mit ihrem Zirkelleiter, einem liberalen „Edelkommunisten“, wie sie sagt.
Das Feature erzählt von der Dortmunder Gruppe 61, der Bewegung Schreibender Arbeiter und vom Werkkreis Literatur der Arbeitswelt. Zeitzeugen erinnern sich und Literaturwissenschaftlerinnen versuchen einzuordnen: Wie sahen die verschiedenen Versuche in Ost- und Westdeutschland aus, Arbeiterinnen und Arbeitern zum Schreiben zu bringen? Welche Grenzen und Gefahren gab es? Warum gibt es die Bewegung nicht mehr und was sagt sie uns heute?
Ausstrahlung am Samstag, den 30. Dezember 2023 um 12.04 Uhr
Von: Paul Kother
Redaktion: Johanna Tirnthal/Adrian Winkler
Produktion: WDR 2023