Die Wiege der Moderne liegt in Hagen – Karl Ernst Osthaus und die Lücke
Karl Ernst Osthaus (1874-1921) gehörte zu den wichtigsten Kunstsammlern und Mäzenen des 20. Jahrhunderts. Nach seinem Willen sollte seine südwestfälische Heimatstadt Hagen zu einem großartigen kulturellen Zentrum werden. Der Plan scheiterte an Osthaus‘ frühem Tod.
Von Berit Hempel
Portrait Karl Ernst Osthaus
Noch vor dem Bauhaus, aber ungefähr gleichzeitig mit den intellektuellen Visionären auf dem Monte Verità, die in der Nähe von Ascona eine „vegetabile Cooperative“ gründeten, entwickelt Karl Ernst Osthaus, der 1874 in eine wohlhabende Bankiers- und Industriellenfamilie hineingeboren wurde, seinen Folkwang-Gedanken. In dieser Idee betrachtet er Kunst und Leben als versöhnbare Elemente. Osthaus legt eine umfangreiche moderne Kunstsammlung an und lässt dafür in Hagen ein besonderes Museumsgebäude errichten.
Leider stirbt Karl Ernst Osthaus sehr früh an den Folgen eines Leidens, das er sich im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte. Nach seinem Tod wird seine Kunstsammlung aus Hagen nach Essen gegeben, wo sie den Grundstock für das renommierte Folkwang-Museum bildet.
Die Stadt Hagen muss bis heute diese Lücke verschmerzen, aber sie behält eindrucksvolle Gebäude wie den Hohenhof, den Henry van de Velde innerhalb der Gartenstadt Hohenhagen für Osthaus erbaut hatte. Der spiegelt einmal mehr die widerspruchsvolle Geschichte des 20. Jahrhunderts wider, schließlich diente er als Gauführerschule, als Lazarett, als Frauenklinik oder Hochschule und jetzt – schlussendlich – als kulturelles Denkmal.
Ausstrahlung am Samstag, den 24. August 2024 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 25. August 2024 um 15.04 Uhr
Von: Berit Hempel
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: WDR 2020