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Porträt von Christoph Schlingensief, aufgenommen 2007.

Christoph Schlingensief

Stand: 15.01.2024, 15:30 Uhr

Christoph Schlingensief gehörte zu den bekanntesten Kunstschaffenden in Deutschland. Seine Werke und Aktionen nutzte er für gezielte Provokation und überschritt dabei nicht selten die Grenzen von Kunst und Politik.

Als Regisseur, Schauspieler und Aktionskünstler mischte Christoph Schlingensief über Jahrzehnte hinweg die Theater, Film- und Kulturszene auf. Geboren wurde er 1960 in Oberhausen. Sein Interesse am Film wurde bereits während seiner Kindheit offenbar: mit 12 Jahren begann er Experimente mit Schmalfilmen und veranstaltete später im Keller seines Elternhauses Kulturabende, bei denen junge Künstler wie Helge Schneider auftraten. Nach dem Abitur folgte ein Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte.

Neben Lehraufträgen unter anderem an der Kunstakademie Düsseldorf oder Tätigkeiten als erster Aufnahmeleiter der TV-Serie "Lindenstraße" produzierte er nach dem Studium provokante Spielfilme wie seine Deutschlandtrilogie "100 Jahre Adolf Hitler - Die letzte Stunde im Führerbunker". Hier inszenierte er später auch das Stück Rocky Dutschke '68, das auch als Hörspielfassung erschien. Zu weiteren seiner Hörspiel-Projekte zählen Rosebud, ein Gleichnis über Radikalismus, Privatheit und Politisierung, und Lager ohne Grenzen, eine persiflierende Hörspielshow vor dem Hintergrund der humanitären Katastrophe im Kosovo.

Als Künstler und Kulturschaffender wollte Christoph Schlingensief die Gesellschaft provokant mitgestalten. Dabei waren seine Kunstaktionen durchaus umstritten. So sorgte er unter anderem auf der documenta in Kassel 1997 für einen Eklat mit Polizeieinsatz wegen eines plakatierten Aufrufs "Tötet Helmut Kohl". 1998 forderte Schlingensief alle Arbeitslosen in Deutschland auf, mit ihm im Wolfgangsee schwimmen zu gehen, um das Gewässer am Feriendomizil Helmut Kohls zum Überlaufen zu bringen. 1998 gründete er die Partei "Chance 2000", eine "Partei der Arbeitslosen und von der Gesellschaft Ausgegrenzten".

Ein Herzensprojekt für Schlingensief war ein Operndorf in Burkina Faso, Afrika. Die Grundsteinlegung erfolgte im Februar 2010, bei der Christoph Schlingensief noch selbst anwesend war, bevor er im August 2010 an den Folgen seiner Lungenkrebs-Erkrankung in Berlin starb. Das geplante Opernhaus ist heute ein Ort interkultureller und künstlerischer Begegnung.