Karfreitags-Prozession - Der Kreuzweg führt durch Wuppertal
Stand: 29.03.2024, 20:13 Uhr
Entlang an Feinkost-Läden und Bekleidungs-Geschäften verläuft der symbolische Kreuzweg - es wird biblisch in Wuppertal, wenn die Italienische Gemeinde zum 43. Mal ihre Karfreitags-Prozession veranstaltet. Unser Autor war dabei.
Von Wolfram Lumpe
Die Kleider und Gewänder der Jünger, die Rüstungen der römischen Legionäre, alles ist handgefertigt und genäht. 70 Darsteller und Statisten machen sich auf den symbolischen Kreuzweg, der mit dem Judas-Kuss beginnt. Jesus und sein Gefolge begegnen Judas und den "Häschern“ auf einer Wiese, auf der sonst Kinder spielen. Die Dialoge werden über drahtlose Mikrofone für die wohl 4.000 Zuschauer übertragen.
Salvatore ist Jesus
"Ehrfurcht ist da, ich habe schon ein bisschen Bammel, was falsch zu machen“, sagt Salvatore Morreale. Der 31-Jährige verkörpert Jesus in diesem Jahr. Er war in den Vorjahren schon Jünger, Soldat und auch einer der mit Christus gekreuzigten Straftäter. Aber diese Rolle, das ist doch etwas anderes. "Ich weiß, alle werden mich anschauen. Ich will das gut machen. Für die Menschen, für mich, für die Mission.“
In tiefem Glauben unterwegs
Das sagt er vorher. Denn wenn die Prozession startet, sind alle tief in ihren Rollen und nicht ansprechbar. Von den Ordnern, über die Helfer bis zu den Darstellern. Der Zug setzt sich Richtung Verurteilungsszene in Bewegung. Jesus im weißen Gewand vorne weg, mit gesenktem Kopf. Der Rest folgt, die Gemeinde singt italienische Kirchenlieder. Ein beeindruckendes Bild. Auch die wenigen Passanten, die für all das nur Kopfschütteln oder gehässige Bemerkungen übrighaben, scheint niemand wirklich wahrzunehmen.
Kreuzweg durch die City
Am Portal der großen Laurentius-Kirche entscheidet sich die Menge für die Freilassung des Barabbas, Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld, dann leugnet Petrus ein Gefolgsmann von Jesus zu sein. Der trägt zwischen den Kreuzwegstationen sein Kreuz durch Elberfeld. Durch Geschäftsstraßen und über Kreuzungen, die die Polizei für die Prozession gesperrt hat. In der Parkanlage Hardt geht es schließlich bergan. Die letzte Station des Kreuzwegs, die Kreuzigung steht bevor.
Familiensache - Mutter und Ehefrau dabei
Golgatha in Wuppertal. Jesus wird ans Kreuz geschlagen, die beiden "Verbrecher“ links und rechts von ihm. Alles symbolisch, aber auch "echt“. Vor dem Kreuz knien und trauern seine Mutter Maria und seine Begleiterin Maria Magdalena. Die Darstellerinnen sind Carmela und Elena Morreale – Mutter und Ehefrau von Jesus-Darsteller Salvatore. "Ich will bei ihm sein und ihm zeigen, dass wir hinter ihm stehen“, hat Elena vor der Prozession gesagt. Am Ende ist sie auch von den Menschen begeistert, die den Weg mitgegangen sind. "Ich habe richtig gespürt, dass sie konzentriert dabei waren. Vielleicht haben viele ihr eigenes Kreuz im Leben zu tragen.“