Die Provinz Utrecht rufe "alle Besucher dazu auf, beim Besuch des Heuvelrug-Gebietes äußerst vorsichtig zu sein", hieß es am Mittwoch in einer Erklärung. "Es wird dringend davon abgeraten, diese Wälder mit kleinen Kindern zu besuchen."
Mehrere Attacken im Waldgebiet
Zuvor war es zu mehreren "beunruhigenden" Vorfällen mit einem Wolf gekommen, bei denen auch ein Kind gebissen wurde. Am Mittwochmorgen hatte demnach ein "großes Tier", bei dem es sich vermutlich um einen Wolf handelte, ein Kind in der Nähe des kleinen Dorfes Austerlitz, etwa 16 Kilometer östlich von Utrecht, umgestoßen. Das Kind blieb unverletzt.
Vor zehn Tagen sei dort allerdings auch ein junges Mädchen auf einem Schulausflug gebissen worden. Ein DNA-Test hatte später ergeben, dass es sich bei dem Tier um einen Wolf handelte. Anfang Juli hatte zudem eine Frau berichtet, dass ihr Pudel von einem Wolf getötet worden sei.
Wurde der Problem-Wolf von Menschen angefüttert?
Die Behörden "gehen ernsthaft davon aus, dass es sich um denselben Wolf handelt, der bereits in die Vorfälle mit dem anderen Mädchen und einem Hund verwickelt war", hieß es. Wolfsexperten zufolge zeige das Tier ein "atypisches und beunruhigendes Verhalten". Über die Ursachen wird derzeit viel diskutiert.
Martin Frenk vom Naturschutzbund Borken hat Informationen, dass der Utrechter Wolf von Menschen angefüttert wurde. "Wir haben also keine normale Situation dort", sagt Frenk. Er hat für Menschen, die Wölfe anfüttern, kein Verständnis. Denn die würden dafür sorgen, dass Wölfe ihre Scheu vor Menschen verlieren und zur Gefahr werden können.
Wolf verliert durch Menschen die Scheu
"Der Wolf hat vermutlich das Bedürfnis gehabt, Nahrung von den Kindern zu bekommen und hat deswegen gebissen, um deutlich zu machen, ich will jetzt auch von euch was zu Fressen haben", erklärt Frenk das "atypische Verhalten".
Für Jos de Bruin ist das Anfüttern von Wölfen ein großes Problem
Ähnliches berichtet Jos de Bruin. Der Wolfsexperte betreibt in Sonsbeck (Kreis Wesel) eine Auffangstation für Wölfe. Er hat vor Jahren selbst beobachtet, wie in dem Naturreservat Menschen Wolfswelpen angefüttert haben. "Die Fotografen liefen auf drei Meter neben dem Wolf."
Probleme seien damit vorprogrammiert: "Wenn es Jungtiere sind, dann gibt es da noch keine Gefahr. Aber irgendwann ist ein junger Wolf kein junger Wolf mehr."
Vergrämen oder töten?
Wolfsexperte De Bruin fordert, den verhaltensauffälligen Utrechter Wolf zu vergrämen. Das heißt: ihm durch Einsatz eines Paintball-Gewehres klar zu machen, dass der Kontakt zu Menschen Schmerzen verursacht, also besser zu meiden ist.
Martin Frenk vom Naturschutzbund Borken fordert eine Entnahme des Wolfs
Martin Frenk vom Naturschutzbund Borken reicht das nicht. Er plädiert dafür, den für Menschen gefährlich gewordenen Wolf "zu entnehmen", also zu töten, damit er sein Interesse an Menschen nicht an seine Nachkommen weitergibt und die sich dann ebenso gefährlich verhalten.
Frenk und De Bruin betonen, dass der Utrechter Fall ein Sonderfall ist. In Deutschland sei noch kein Mensch von einem Wolf angegriffen worden.
Das Heuvelrug-Gebiet in den Niederlanden ist ein dicht bewaldeter Bereich, der bei Wanderern, Radfahrern und Läufern sehr beliebt ist. 2015 waren in den Niederlanden erstmals nach 150 Jahren wieder Wölfe aufgetaucht.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- NABU Borken
- Wolfsauffangstation Sonsbeck
- Deutsche Presse Agentur
- Website der Provinz Utrecht
Über dieses Thema berichtet der WDR am Donnerstag auch in seinen Radio- und Fernsehprogrammen.