Auffällig viele Wölfe in NRW werden überfahren

Aktuelle Stunde 09.04.2024 17:20 Min. UT Verfügbar bis 09.04.2026 WDR Von Nathalie Arendt-Koslowski

Wölfe in NRW: Was tun, wenn man auf einen Wolf trifft?

Stand: 09.04.2024, 14:07 Uhr

Auf dem Schulweg in Emmerich, bei einer Wohnsiedlung in Arnsberg oder - wie gerade - am Rande der Autobahn: In NRW sind mehrere Menschen auf Wölfe getroffen. Wie verhält man sich bei so einer Begegnung?

Schüler Jaro aus Emmerich am Niederrhein staunte nicht schlecht. Er war fast zu Hause - da kreuzte plötzlich wohl ein Wolf seinen Weg. Jaro griff zum Handy und drückte auf Aufnahme.

Sein Video zeigt ein Tier, das zügig an Gärten von Häusern vorbei und über eine Wiese läuft. An einem Zaun stoppt es kurz, guckt sich um, schlüpft durch den Zaun, kreuzt eine Straße, huscht ins Gebüsch. Und dann ist es auch schon wieder weg. Die Begegnung zwischen Jaro und dem Tier, über das eine Wolfsexpertin später sagte "Das sieht schon sehr wolfig aus", ereignete sich Ende Februar.

Unfälle am Wochenende: Tiere auf A560 und A61 überfahren

Ende März beschäftigen zwei mögliche Wolfssichtungen Naturschützer, Jäger und Tierhalter in Westfalen: In Ahlen und Arnsberg kamen Autofahrer den Tieren ganz nah. So sei es auch in den vergangenen Tagen auf der A560 am Autobahnkreuz Bonn/Siegburg und auf der A61 nahe Gymnich im Rhein-Erft-Kreis gewesen, sagt die Polizei Köln. Diese Begegnung ging für zwei Tiere tödlich aus. Sie wurden überfahren. Jetzt untersucht das Landesumweltamt NRW per DNA-Analyse, ob es sich tatsächlich um Wölfe handelte.

Wolf in Ahlen-Tönnishäuschen

WDR Studios NRW 26.03.2024 00:42 Min. Verfügbar bis 26.03.2026 WDR Online Von Markus Wollnik


Dass Mensch und Wolf in NRW aufeinandertreffen ist selten. Trotzdem passieren Begegnungen immer wieder. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten für solche Situationen.

Wie verhalte ich mich richtig bei einer Wolfsbegegnung?

Marie Neuwald, Wolfs-Referentin des NABU, sagt: "Nicht streicheln! Nicht hinterherlaufen! Nicht in die Ecke treiben! Und auf keinen Fall versuchen, ein Selfie mit dem Wolf zu machen." Richtig ist: "Ruhe bewahren und stehen bleiben". Was außerdem hilft: "Sich groß machen, klatschen, rufen, Lärm machen. Das vertreibt den Wolf."

Was mache ich, wenn der Wolf nicht sofort wegläuft?

Wenn der Wolf nicht panisch wegrennt, ist das erstmal kein Grund zur Sorge, sondern eher normal. "Der Wolf ist kein Fluchttier", erklärt Katharina Stenglein vom BUND. "Das heißt, der trollt sich so ein bisschen davon, dreht sich dann mal um, versucht die Lage einzusortieren. Aber er rennt nicht panisch weg." Laut BUND wird der Wolf "langsam und entspannt das Weite suchen". Wolfswelpen allerdings könnten sich neugieriger und unbedarfter verhalten als ältere Wölfe, erklärt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV).

Wie gefährlich ist eine Begegnung mit einem Wolf für Menschen?

Von einem wild lebenden Wolf gehe in der Regel keine Gefahr für Menschen aus, schreibt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV). Wölfe seien von Natur aus vorsichtige Tiere, die normalerweise Begegnungen mit Menschen meiden. "Sie interessieren sich schlicht nicht für uns Menschen - weder nehmen sie uns als Beutetiere, noch als Artgenossen wahr." Wie jedes andere Wildtier könne aber auch der Wolf in bestimmten Situationen zu einer Gefahr für Menschen werden, sagt Katharina Stenglein vom BUND. Im Prinzip gebe es zwei Faktoren, wann das passieren könne: Der Wolf ist krank oder der Wolf ist angefüttert worden. Deshalb sollten Menschen Wölfe nie füttern. Füttern gewöhnt den Wolf an Menschen. Der Wolf verliert die Scheu - das kann gefährlich werden, warnt der BUND.

Wölfe ich der Nachbarschaft - worauf sollte ich achten?

Um Wölfe und andere Wildtiere nicht in die Nähe von Häusern zu locken, sollten Anwohnerinnen und Anwohner in Wolfsgebieten besonders gut darauf achten, dass Fleisch- und Essensreste in die Restmülltonne kommen und nicht etwa auf den Kompost, erklärt das Landesumweltamt. Tierhalter sollten Tierfutter unzugänglich aufbewahren und Futternäpfe für Hunde und Katzen nicht unbeaufsichtigt im Freien stehen lassen.

Soll ich meinen Hund bei einer Wolfsbegegnung anleinen oder nicht?

Bei einer Begegnung mit einem Wolf sollte man den Hund unbedingt sofort an die Leine nehmen. Das rät Katharina Stenglein vom BUND. Denn der Wolf könne den Hund als Eindringling in sein Territorium betrachten und so zur Gefahr für den Hund werden. Wenn der Hund nah beim Menschen bleibt, strahle die Präsenz des Menschen auf den Hund über, sodass der Wolf sich in der Regel nicht nähere. Kommt der Wolf trotzdem näher, sollten man laut rufen und in die Hände klatschen, um ihn zu verscheuchen, so das Landesumweltamt NRW.

Was wäre, wenn Hund und Wolf aufeinandertreffen würden?

Dann könne es tatsächlich zu einem Kampf kommen, "wo dann schätzungsweise der Hund er den Kürzeren ziehen würde", sagt Katharina Stenglein vom BUND.

Was mache ich nach einem Unfall mit einem Wolf?

Ein Unfall mit einem Wolf gilt als Wildunfall. Dafür gelten bestimmte Regeln. In NRW bedeutet das laut Innenministerium unter anderem:

  • Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen und Unfallstelle absichern.
  • Sind Personen verletzt, die 112 wählen und Erste Hilfe leisten
  • Die Polizei unter der Nummer 110 verständigen.
  • Wenn möglich, das tote Tier an den Randstreifen ziehen, damit keine Folgeunfälle passieren. Aber: Das Tier nicht mit bloßen Händen anfassen - Handschuhe tragen!
  • Verletzte Tiere nicht anfassen, da sie aggressiv reagieren könnten
  • Sollte das Tier verletzt geflüchtet sein: Unfallstelle markieren, etwa mit einem Warndreieck oder einem Taschentuch. "So kann ein Jäger, der obligatorisch bei jedem Wildunfall hinzugezogen wird, das verletzte Tier mit speziell ausgebildeten Hunden suchen."

Wo melde ich eine Wolfssichtung?

In NRW können Wolfssichtungen oder Hinweise darauf beim Landesumweltamt (LANUV) unter Telefon 02361/305-0 gemeldet werden. Außerhalb der Geschäftszeiten und am Wochenende in der Nachrichtenbereitschaftszentrale des LANUV unter Telefon 0201/ 714488. Das Landesumweltamt führt auch eine Liste zu Wolfnachweisen in NRW.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 09.04.2024 auch im Fernsehen - unter anderem in der Aktuellen Stunde um 18.45 Uhr.

Unsere Quellen:

  • Interview mit Katharina Stenglein vom BUND aus dem August 2023 (Tiere suchen ein Zuhause)
  • Interview mit Marie Neuwald, Wolfs-Referentin NABU
  • Informationen des BUND - Der Wolf kehrt zurück
  • Informationen vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) zu Wölfen
  • Informationen des Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen zu Wildunfällen
  • Polizei Köln

Kommentare zum Thema

1 Kommentar

  • 1 Si 09.04.2024, 15:51 Uhr

    Danke das ihr das teilt