Fachleute in Schutzkleidung untersuchen am 02.05.2014 in Gronau (Nordrhein-Westfalen) den Austritt von Öl auf einer Weide.

Seit zwei Jahren sickert in Gronau das Öl

Stand: 12.04.2016, 20:00 Uhr

Zwei Jahre nach dem Ölaustritt im Gronauer Amtsvenn haben die Vorarbeiten zur Nachbesserung der Öl-Speicher begonnen. Was zur Havarie am 12.04.2014 führte, ist immer noch nicht ganz geklärt. Unterdessen tritt weiter Öl aus dem Boden aus. (Beitrag vom 12.04.2016)

Von Marco Poltronieri

Kühe waren die ersten, die mit dem Öl in Berührung kamen. Auf einer satt-grünen Weide trat die zähe braun-schwarze Flüssigkeit das erste Mal aus. Einige Tiere tranken davon und verendeten, nicht nur der Bauer war rat- und hilflos. Die Hilflosigkeit blieb: Dass das Gronauer Amtsvenn geradewegs in eine Öl-Katastrophe schlidderte, blieb einige Zeit unbemerkt. Heute weiß man es besser. Es wird noch viele Jahre brauchen, bis sich das in Teilen als Naturschutzgebiet ausgewiesene Areal erholen wird. Die Sanierung kommt zwar voran - bald schon soll an der zweiten Öl-Austrittstelle der Wald wiederaufgeforstet werden - das A und O bleibt aber die Sicherheit der Ölkavernen.

Teil der nationalen Ölreserve

NRW-Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD,l) und Dezernent Peter Dörne schauen sich am 02.05.2014 in Gronau (Nordrhein-Westfalen) die Umweltverschmutzung durch Öl auf einer Weide an.

Schadensbegutachung: Bergbau-Dezernent Peter Dörne mit NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin

Der für die Speicherung zuständige Erdölbevorratungsverband hat sich erst im Herbst letzten Jahres dazu entschlossen, in Gronau-Epe weiter Öl als Teil der nationalen Reserve bereitzuhalten. Also muss nachgerüstet werden. Immerhin lagern in den Kavernen S 1, S 5 und S 6 immer noch mehr als 1,4 Millionen Kubikmeter Öl. Vor allem die Zuleitungen, also die Rohre, die zu den Kavernen tief unter der Erdoberfläche führen, stehen im Blickpunkt. Sie sollen jetzt neu bestückt werden, und zwar mit einem doppelwandigen Rohrsystem. "Möglicherweise kommt sogar eine doppelte Doppel-Verrohrung", meint der zuständige Bergbau-Dezernent bei der Bezirksregierung Arnsberg, Peter Dörne. Durch die neuen Leitungen können allerdings nur kleinere Mengen Öl in die mit Salzsole ausgefüllten Kavernen gepumpt werden. Deshalb soll künftig noch eine vierte Kaverne genutzt werden.

Reparatur kostet viele Millionen

Eine Ölkaverne, vor der ein Stahlcontainer steht.

Die havarierte Kaverne S5

Unterdessen nehmen sich Ingenieure und Techniker gerade Havarie-Kaverne S 5 vor. Die Austrittstelle im Rohr in 217 Metern Tiefe ist bereits abgedichtet. Und trotzdem haben die Experten erst vor Tagen an der Schadstelle noch einmal mit einem Spezial-Zement nachgearbeitet. Was vor zwei Jahren zum Öl-Desaster führte, ist im übrigen immer noch nicht ganz geklärt: Eine defekte Muffe zwischen zwei Rohrteilen ist das wahrscheinlichste Szenario. Aber auch Materialermüdung oder der Gebirgsdruck kommen infrage. "Vermutlich waren mehrere Faktoren ausschlaggebend", so ein Gutachter. Jetzt wird getestet, ob alles dicht ist. Ende 2017 sollen alle Kavernen dann umgerüstet sein. Das wird vor allem eins: teuer. Am Ende wird wohl ein zweistelliger Millionenbetrag fällig werden.

Neustart für die Sundermanns

Von der Ölverschmutzung betroffene Bäuerin

Claudia Sundermann hat ihr Zuhause verloren

Und das noch im Boden befindliche Öl? Das wird weiter zwischen den Tonschichten des Amtsvenns herausgedrückt. Jedenfalls an den drei bekannten Austrittsstellen. "Es sind nur noch geringe Mengen", versucht Dörne Mut zu machen. Fügt aber schnell hinzu: "Leider wird das noch eine ganze Zeit so weitergehen". Claudia Sundermann und ihre Familie haben derweil ein neues Leben begonnen: Auf ihrem Grund war das Öl aus dem Boden gesprudelt. Inzwischen wurde die Familie finanziell entschädigt und hat sich ein neues Zuhause gekauft, "schweren Herzens", wie Claudia Sundermann sagt.