Unterwegs in der Wisent-Wildnis in Bad Berleburg-Wingeshausen

Wisentprojekt im Rothaargebirge: BUND will Freilassung der Tiere

Stand: 02.10.2024, 14:07 Uhr

Das Auswilderungsprojekt der Wisente ist schon länger ein Sorgenkind. Das Oberverwaltungsgericht Münster soll nun über die Zukunft der Wisente entscheiden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert dabei die sofortige Freilassung der Tiere.

Der BUND beklagt das enge Gehege der Wisente. Da Kälbchen geboren sind, sei noch weniger Platz in den Gattern vorhanden.

Zunächst hat sich der BUND an das Verwaltungsgericht Arnsberg gewendet. Darin wurde der Kreis Siegen-Wittgenstein als Betreiber der Gatteranlage aufgefordert die Wisente freizulassen. Dabei sieht das Gericht die Zuständigkeit jedoch bei der Bezirksregierung.

Daraufhin wendete sich der BUND auf das Oberverwaltungsgericht Münster. In den kommenden Wochen wird über die Freilassung der Wisente entschieden.

Idee zum Projekt

Die Idee zur Auswilderung der Wisente stammt vom inzwischen verstorbenen Prinz Richard zu Sayn-Wittgenstein. Er hatte dafür rund 4.000 Hektar seiner Waldgebiete zur Verfügung gestellt. Nur unter dieser Bedingung konnte ein privater Trägerverein das Projekt vor elf Jahren starten.

Klagen durch alle Instanzen

Doch seitdem gab es immer wieder Probleme. Die Tiere verließen regelmäßig das Projektgebiet und schädigten Bäume in benachbarten Privatwäldern. Deren Eigentümer klagten dagegen durch alle Instanzen - am Ende mit Erfolg.

Doch der Wisent-Trägerverein sah sich nicht in der Lage, die Tiere auf dem eigentlichen Projektgebiet zu halten. Um den drohenden Strafzahlungen zu entgehen, gab der Verein das Eigentum an den Tieren auf und meldete Insolvenz an.

Niemand fühlt sich zuständig

Seitdem fühlt sich niemand mehr für die Tiere zuständig. Der Kreis Siegen-Wittgenstein sieht sich lediglich als Aufsichtsbehörde in der Pflicht, die Grundversorgung der Tiere zu übernehmen. Dazu gehören eine Winterfütterung und das Errichten eines Fanggatters.

Dazu hatten Experten geraten, um überhaupt Zugriff auf die Tiere zu erhalten. Seit Februar befinden sich die 40 Wisente bereits in dem Gatter. Eigentlich sollte ihre Zahl auf 25 reduziert werden. Laut Kreisverwaltung müssen sich andere Projekte finden, um die Tiere aufzunehmen.

Chancen schlechter denn je

Durch den Ausstieg von Prinz Gustav zu Sayn-Wittgenstein, Sohn von Prinz Richard, stehen die Chancen für eine Fortführung des Projekts schlechter denn je. Denn nach den Regeln des Freisetzungsvertrags ist das Projekt in einem solchen Fall binnen sechs Monaten abzuwickeln.

Doch selbst das dürfte schwierig werden. Denn was mit den Wisenten passieren soll, ist noch nicht endgültig geklärt. Einige Politiker fordern, dass nun das Land die Fortsetzung des Projekts übernehmen solle. Doch das zuständige Umweltministerium hat immer wieder betont, dass es dafür nicht zuständig sei.

Aktueller Standort ist nur Notlösung

Seit ein paar Monaten ist die eigentlich frei lebende Wisentherde jetzt schon im so genannten "Managementgatter" in der Nähe von Bad Berleburg auf 24 Hektar gefangen. Kritiker halten das für bedenklich.

Kreisveterinär äußerte sich

Am 01. Juli reagierte die Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein auf die Kritik, die Wisente würden im neuen Managementgatter nicht artgerecht gehalten werden. Sie lud Medienvertreter ein, sich Vorort ein Bild von den Tieren zu machen.

"Alle Tiere sind wohlauf und zeigen kein auffälliges Verhalten", so Kreisveterinär Ludger Belke. Auch mit Rangkämpfen rechne er nicht, weil die Hierarchien in der Gruppe bereits geklärt seien. Inzwischen sei man auch mit anderen Wisentprojekten im Gespräch, die noch in diesem Jahr Tiere aufnehmen könnten.

Unsere Quellen:

  • Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein
  • WDR-Reporter vor Ort

Wisentprojekt im Rothaargebirge: BUND will Freilassung der Tiere

WDR Studios NRW 02.10.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 02.10.2026 WDR Online Von Sarah Mörchen, Janine Simon